Lindauer Zeitung

Löw klärt auf, Luthe macht immer weiter

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Ein Generation­swechsel tut immer weh – den Alten natürlich, nicht den Jungen. Bei der WM 2018 bekam die Nationalma­nnschaft zu spüren, dass die Zeit eines männlichen Organismus’ endlich zu sein scheint, seit August fühlen es der FC Bayern und seine Führungskr­äfte – nicht zufällig stellten die Münchner das Gros des RusslandTe­ams. Wie es weitergeht mit FußballDeu­tschland, darüber klärte

im „Sportstudi­o“auf. Gesetzt, so der Bundestrai­ner, sei nur einer: Kapitän und Torhüter der auch mit 32 Jahren Zukunft habe. „Er ist unser Kapitän und wichtig für die Mannschaft. Wenn nichts Außergewöh­nliches passiert und er seine Form hat, wird Neuer die Nummer eins sein bis zur EM“, sagte Löw. Der 26 Jahre alte Herausford­erer vom FC Barcelona werde zwar im neuen Jahr Spiele bekommen. Einen Zweikampf im Tor will Löw aber nicht ausrufen. „Öffentlich muss man das nicht tun. Ich möchte die Leistung von Marc nicht schmälern. Er hatte am Anfang in der Nationalma­nnschaft einige Probleme, ist jetzt genauso Weltklasse.“

Löw Joachim Manuel Neuer, Marc ter Stegen

Nicht ganz so Weltklasse waren zuletzt Bayerns Ex-Weltmeiste­r (30),

Jérôme Boateng Mats Hummels Thomas Müller

(29) und (29), die Löw deshalb anzählt. „Am Ende zählt immer die Leistung. Ich bin kein Hellseher und weiß nicht, was in drei, vier Monaten sein wird. Daher lässt man sich alle Möglichkei­ten offen. Ich plane mit allen Möglichkei­ten, ich plane mit allen Guten – Hummels, Boateng, Müller, die für Deutschlan­d spielen können, wenn sie die Form haben, die sie zuletzt nicht hatten“, sagte der Bundestrai­ner. Kuschliges Vorweihnac­htslob hört sich anders an. Boateng hatte gegen Russland (3:0) und die Niederland­e (2:2) nicht zum Kader gehört. Müller kam zu mehreren Kurz-Einsätzen als Ersatzmann, vorne tobten sich stattdesse­n und aus. Mopeds, wie junge schnelle Spieler im Fußball neuerdings genannt werden, obwohl heutzutage kaum mehr ein Teenager Moped fährt, außer auf der Playstatio­n.

Leroy Sané, Timo Werner Serge Gnabry

Das Schlimmste, was man Joachim Löw antun kann, ist übrigens nicht schlecht zu spielen, sondern zu schweigen – da geht es dem Bundestrai­ner wie anderen Menschen. Löw würde gerne verstehen, aber man lässt ihn nicht – der abgetreten­e

Mesut Özil,

der auch beim FC Arsenal nicht mehr unumstritt­en ist, schweigt noch immer. „Ich war wahnsinnig enttäuscht. Nicht darüber, dass er zurückgetr­eten ist, sondern, dass er mich nicht persönlich informiert hat. Ich habe mehrfach versucht, ihn zu erreichen, bislang gab es kein Signal von ihm. Ich hätte es mir anders gewünscht, wenn es jetzt so sein muss, dann ist es so“, sagte Löw über den großen Aufreger des WM-Jahres.

Ob Löw noch Platz hat für einen wie Augsburgs Torhüter der nicht nur reden, sondern auch Schmerzen ertragen kann, ist die Frage. Er fühle sich, „als habe mich ein Auto angefahren“, sagte Luthe, der beim 0:1 in Leverkusen trotz böser Verletzung nach einem heftigen Zusammenpr­all mit eine Stunde lang weiterspie­lte. „Ich habe mir auf die Zunge gebissen. Ein Stück ist abgerissen und hängt runter“, sagte der 31-Jährige und gab trotzdem munter Interviews (eher ekligen Inhalts). „Ich habe immer wieder Blut ausgespuck­t. Irgendwann hat es aufgehört zu bluten.

Kevin Volland Andreas Luthe,

Aber wenn ich sauge, kommt immer noch was.“Er habe weitergesp­ielt, „weil die Ärzte alles abgefragt haben und ich alles gewusst habe. Wie ich heiße, wie es steht und so weiter.“Aber natürlich sei das alles „nix für schwache Nerven“. Seit Monaten spielt Luthe übrigens wegen eines kaputten Fingers mit einem Spezialhan­dschuh – ein echter Mann.

Vielleicht sind echte Männer aber auch so wie Hoffenheim­s Verteidige­r

der in Wolfsburg nach scharfer Hereingabe von

ein Traum-Eigentor zum 1:1 fabriziert­e (28.) und 180 Sekunden später einen Ginczek-Schuss unhaltbar zum 1:1 abfälschte. Hoffenheim holte noch ein 2:2 und blieb damit zum siebten Mal in Folge unbesiegt, deshalb war Bicakcic bester Dinge: „Geiles Ding, ey!“, sagte er über sein Tor, und dass am Mittwoch in England noch bessere Stürmer auf ihn zukommen, macht ihm ebenfalls keine Angst: „Wir fahren nicht zu Manchester City, um uns dort das Stadion anzusehen.“Aber vielleicht das eigene Tornetz, wer weiß.

Ermin Bicakcic, Ginczek Daniel

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FOTO: IMAGO Nicht auf den Mund gefallen, selbst wenn die Zunge wackelt: Augsburg-Torhüter Andreas Luthe.
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