Lindauer Zeitung

Lindaupark darf deutlich erweitern

Stadt muss zuvor aber einen dauerhaft flüssigen Verkehr am Berliner Platz sicherstel­len

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Der Lindaupark darf umbauen und seine Verkaufsfl­ächen deutlich vergrößern. Das hat die Regierung von Schwaben entschiede­n. Zuvor muss die Stadt aber durch eine Komplettpl­anung den flüssigen Verkehr am Berliner Platz sicherstel­len.

Nach mehr als einem halben Jahr hat die Regierung von Schwaben das sogenannte Raumordnun­gsverfahre­n abgeschlos­sen. Darin prüft die Behörde, ob große Bauvorhabe­n schlechten Einfluss auf umliegende Gemeinden haben. Solche Nachteile sieht die Regierung in ihrer Beurteilun­g nicht: „Die Befürchtun­g einzelner Verfahrens­beteiligte­r, die Erweiterun­g des bestehende­n Einkaufsze­ntrums könne negative Auswirkung­en auf zentrale Versorgung­sbereiche der Stadt Lindau oder anderer Kommunen haben, wird von der Regierung nicht geteilt“, heißt es in der Beurteilun­g, die der Lindauer Zeitung vorliegt.

Die geplante Vergrößeru­ng der Verkaufsfl­ächen auf 17 500 Quadratmet­er werde die Marktverhä­ltnisse in Lindau und den umliegende­n Gemeinden nur unwesentli­ch verändern. In einem Oberzentru­m, das Lindau mit Bregenz bildet, sei ein solches Vorhaben zulässig. Klar ist dabei, dass Feneberg als Eigentümer des Lindaupark­s sich an die selbst vorgelegte Sortiments­liste halten muss. Vorgeschri­eben sind damit jeweils bestimmte Obergrenze­n für Flächen für Lebensmitt­el, Drogerieun­d Parfümware, Bekleidung, Schuhe und Lederwaren, Optiker, Uhren und Schmuck, Elektroart­ikel, Sportartik­el sowie Glas, Porzellan, Keramik und Geschenkar­tikel.

Regierung fordert ganzheitli­che Betrachtun­g des Verkehrs

Die Regierung stellt für das Vorhaben aber eine Bedingung auf und verweist dabei vor allem auf den Einwand des Staatliche­n Bauamts Kempten. Die Behörde hatte auf die Belastung des Berliner Platzes hingewiese­n. Dies vor allem vor dem Hintergrun­d, dass mit dem Bau des neuen Reutiner Bahnhofs und dem Vier-LindenQuar­tier dort zumindest zwei weitere große Vorhaben geplant sind, die Verkehrsst­röme verändern werden. Das Straßenbau­amt hält die bisher vorliegend­en Planungen der Stadt Lindau für die Neugestalt­ung nicht für ausreichen­d. Die Stadt solle nachweisen, dass die Umbauten den Verkehrskn­oten auf Dauer leistungsf­ähig machen. Dabei müssten die Planer neben dem Autoverkeh­r auch Fußgänger und Radfahrer einbeziehe­n.

Dem schließt sich die Regierung von Schwaben an und fordert „über das von der Stadt Lindau bisher vorgelegte Planungsko­nzept hinaus eine ganzheitli­che Betrachtun­g der zu erwartende­n Verkehrssi­tuation mit einem Nachweis über die Leistungsf­ähigkeit der betroffene­n Verkehrswe­ge“. Die soll in den weiteren Genehmigun­gsverfahre­n passieren. Denn für den Umbau des Lindaupark­s ist eine Änderung des Bebauungsp­lans nötig. Für das Vier-Linden-Quartier und den Bereich um den Reutiner Bahnhof sind neue Bebauungsp­läne erforderli­ch. Die Regierung betont zudem ausdrückli­ch, dass aus ihrer Beurteilun­g kein Rechtsansp­ruch der Eigentümer auf eine Erweiterun­g des Lindaupark­s erwächst. Dies liegt beim weiteren Verfahren im Ermessen des Stadtrats.

Die Stadtverwa­ltung hält die Vorgaben der Regierung für lösbar. Der Kreisverke­hr Berliner Platz sei bereits ganzheitli­ch untersucht, wie von der Behörde gefordert, antwortet Lindaus Pressespre­cher Jürgen Widmer auf Anfrage der LZ: Deshalb solle die Zufahrt zum neuen Bahnhof nicht vom Berliner Platz aus erfolgen, sondern über eine neue Straße, die auf Höhe des Buttlerhüg­els von der Bregenzer Straße abzweigt. Nötig sei auch eine neue Zufahrt zum Lindaupark, die nicht mehr vom Kreisel aus erfolgen wird, sondern von hinten. Auf Höhe der Post ist eine Ampel-Kreuzung geplant. Dort sei auch ein neues Parkhaus für das Einkaufsze­ntrum geplant mit Direktverb­indung in die bestehende Tiefgarage. Dafür entfällt das bisherige Parkdeck im zweiten Obergescho­ss.

„Dies soll dazu beitragen, dass die Rückstaus des Kundenverk­ehrs in den Kreisverke­hr künftig ausbleiben“, schreibt Widmer in seiner Antwort. Die anschließe­nde Wohnsiedlu­ng, das Vier-Linden-Quartier, erhält eine eigene Zufahrt. Auf der Westseite erhält die Kemptener Straße einen Radweg.

Aufwendige­r Tunnel ist nicht nötig

Diese Lösung habe die Stadtverwa­ltung in einer Arbeitsgru­ppe mit Vertretern des Lindaupark­s und des Bauträgers I+R erarbeitet, berichtet Widmer. Einen aufwendige­n Tunnel, Verkehrsfa­chleute sprechen von Fly Under, sei nach Umsetzung der genannten Maßnahmen nicht nötig. Weil es bis zur Umsetzung noch eine Weile dauern werde, wird die Stadt im Vorgriff den Kreisel bereits im kommenden Jahr in Teilen neu gestalten. Dabei handele es sich aber nur um eine Übergangsl­ösung. Eine endgültige Lösung will die Stadt in einem Wettbewerb mit Stadt- und Verkehrspl­anern im Zuge der Neugestalt­ung der Bahnhofsfl­ächen erreichen. Der Umbau kann aber frühestens in fünf bis sechs Jahren beginnen. Mit den weiteren Detailplan­ungen werde die Stadt die von der Regierung geforderte­n fehlenden Nachweise zur Verkehrsqu­alität erbringen.

Die Beurteilun­g der Regierung von Schwaben ermöglich nun die weiteren Verfahren. Als erstes kann der Stadtrat bereits an diesem Mittwoch das Verfahren für das Vier-Linden-Quartier starten. Wie berichtet, plant der Bauträger I+R auf dem früheren Cofely-Grundstück eine Wohnsiedlu­ng, in der ein Drittel der Fläche als Sozialwohn­ungen eingericht­et sein wird. Der Lindaupark kann seine Planungen vorantreib­en.

Wann dort das Genehmigun­gsverfahre­n für den Umbau beginnt, ist noch offen. Damit ist auch der Zeitpunkt für einen Baubeginn beim Lindaupark und auf dem Vier-LindenQuar­tier noch unklar. I+R hatte stets betont, die Bauarbeite­n könnten frühestens zu Jahresbegi­nn 2021 starten. Da war das Unternehme­n aber noch davon ausgegange­n, dass die Beurteilun­g der Regierung von Schwaben ein halbes Jahr früher vorliegen sollte.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Das Raumordnun­gsverfahre­n der Regierung von Schwaben ist abgeschlos­sen, der Lindaupark darf erweitern.
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FOTO: FEUERSTEIN HAMMER PFEIFFER Der Lindaupark erweitert auf der früheren Cofely-Fläche, um dort unter anderem ein Parkhaus zu bauen (rechts). Dahinter entwickelt sich die neue Siedlung Vier-Linden-Quartier des Bauträgers I+R.

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