Lindaupark darf deutlich erweitern
Stadt muss zuvor aber einen dauerhaft flüssigen Verkehr am Berliner Platz sicherstellen
LINDAU - Der Lindaupark darf umbauen und seine Verkaufsflächen deutlich vergrößern. Das hat die Regierung von Schwaben entschieden. Zuvor muss die Stadt aber durch eine Komplettplanung den flüssigen Verkehr am Berliner Platz sicherstellen.
Nach mehr als einem halben Jahr hat die Regierung von Schwaben das sogenannte Raumordnungsverfahren abgeschlossen. Darin prüft die Behörde, ob große Bauvorhaben schlechten Einfluss auf umliegende Gemeinden haben. Solche Nachteile sieht die Regierung in ihrer Beurteilung nicht: „Die Befürchtung einzelner Verfahrensbeteiligter, die Erweiterung des bestehenden Einkaufszentrums könne negative Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbereiche der Stadt Lindau oder anderer Kommunen haben, wird von der Regierung nicht geteilt“, heißt es in der Beurteilung, die der Lindauer Zeitung vorliegt.
Die geplante Vergrößerung der Verkaufsflächen auf 17 500 Quadratmeter werde die Marktverhältnisse in Lindau und den umliegenden Gemeinden nur unwesentlich verändern. In einem Oberzentrum, das Lindau mit Bregenz bildet, sei ein solches Vorhaben zulässig. Klar ist dabei, dass Feneberg als Eigentümer des Lindauparks sich an die selbst vorgelegte Sortimentsliste halten muss. Vorgeschrieben sind damit jeweils bestimmte Obergrenzen für Flächen für Lebensmittel, Drogerieund Parfümware, Bekleidung, Schuhe und Lederwaren, Optiker, Uhren und Schmuck, Elektroartikel, Sportartikel sowie Glas, Porzellan, Keramik und Geschenkartikel.
Regierung fordert ganzheitliche Betrachtung des Verkehrs
Die Regierung stellt für das Vorhaben aber eine Bedingung auf und verweist dabei vor allem auf den Einwand des Staatlichen Bauamts Kempten. Die Behörde hatte auf die Belastung des Berliner Platzes hingewiesen. Dies vor allem vor dem Hintergrund, dass mit dem Bau des neuen Reutiner Bahnhofs und dem Vier-LindenQuartier dort zumindest zwei weitere große Vorhaben geplant sind, die Verkehrsströme verändern werden. Das Straßenbauamt hält die bisher vorliegenden Planungen der Stadt Lindau für die Neugestaltung nicht für ausreichend. Die Stadt solle nachweisen, dass die Umbauten den Verkehrsknoten auf Dauer leistungsfähig machen. Dabei müssten die Planer neben dem Autoverkehr auch Fußgänger und Radfahrer einbeziehen.
Dem schließt sich die Regierung von Schwaben an und fordert „über das von der Stadt Lindau bisher vorgelegte Planungskonzept hinaus eine ganzheitliche Betrachtung der zu erwartenden Verkehrssituation mit einem Nachweis über die Leistungsfähigkeit der betroffenen Verkehrswege“. Die soll in den weiteren Genehmigungsverfahren passieren. Denn für den Umbau des Lindauparks ist eine Änderung des Bebauungsplans nötig. Für das Vier-Linden-Quartier und den Bereich um den Reutiner Bahnhof sind neue Bebauungspläne erforderlich. Die Regierung betont zudem ausdrücklich, dass aus ihrer Beurteilung kein Rechtsanspruch der Eigentümer auf eine Erweiterung des Lindauparks erwächst. Dies liegt beim weiteren Verfahren im Ermessen des Stadtrats.
Die Stadtverwaltung hält die Vorgaben der Regierung für lösbar. Der Kreisverkehr Berliner Platz sei bereits ganzheitlich untersucht, wie von der Behörde gefordert, antwortet Lindaus Pressesprecher Jürgen Widmer auf Anfrage der LZ: Deshalb solle die Zufahrt zum neuen Bahnhof nicht vom Berliner Platz aus erfolgen, sondern über eine neue Straße, die auf Höhe des Buttlerhügels von der Bregenzer Straße abzweigt. Nötig sei auch eine neue Zufahrt zum Lindaupark, die nicht mehr vom Kreisel aus erfolgen wird, sondern von hinten. Auf Höhe der Post ist eine Ampel-Kreuzung geplant. Dort sei auch ein neues Parkhaus für das Einkaufszentrum geplant mit Direktverbindung in die bestehende Tiefgarage. Dafür entfällt das bisherige Parkdeck im zweiten Obergeschoss.
„Dies soll dazu beitragen, dass die Rückstaus des Kundenverkehrs in den Kreisverkehr künftig ausbleiben“, schreibt Widmer in seiner Antwort. Die anschließende Wohnsiedlung, das Vier-Linden-Quartier, erhält eine eigene Zufahrt. Auf der Westseite erhält die Kemptener Straße einen Radweg.
Aufwendiger Tunnel ist nicht nötig
Diese Lösung habe die Stadtverwaltung in einer Arbeitsgruppe mit Vertretern des Lindauparks und des Bauträgers I+R erarbeitet, berichtet Widmer. Einen aufwendigen Tunnel, Verkehrsfachleute sprechen von Fly Under, sei nach Umsetzung der genannten Maßnahmen nicht nötig. Weil es bis zur Umsetzung noch eine Weile dauern werde, wird die Stadt im Vorgriff den Kreisel bereits im kommenden Jahr in Teilen neu gestalten. Dabei handele es sich aber nur um eine Übergangslösung. Eine endgültige Lösung will die Stadt in einem Wettbewerb mit Stadt- und Verkehrsplanern im Zuge der Neugestaltung der Bahnhofsflächen erreichen. Der Umbau kann aber frühestens in fünf bis sechs Jahren beginnen. Mit den weiteren Detailplanungen werde die Stadt die von der Regierung geforderten fehlenden Nachweise zur Verkehrsqualität erbringen.
Die Beurteilung der Regierung von Schwaben ermöglich nun die weiteren Verfahren. Als erstes kann der Stadtrat bereits an diesem Mittwoch das Verfahren für das Vier-Linden-Quartier starten. Wie berichtet, plant der Bauträger I+R auf dem früheren Cofely-Grundstück eine Wohnsiedlung, in der ein Drittel der Fläche als Sozialwohnungen eingerichtet sein wird. Der Lindaupark kann seine Planungen vorantreiben.
Wann dort das Genehmigungsverfahren für den Umbau beginnt, ist noch offen. Damit ist auch der Zeitpunkt für einen Baubeginn beim Lindaupark und auf dem Vier-LindenQuartier noch unklar. I+R hatte stets betont, die Bauarbeiten könnten frühestens zu Jahresbeginn 2021 starten. Da war das Unternehmen aber noch davon ausgegangen, dass die Beurteilung der Regierung von Schwaben ein halbes Jahr früher vorliegen sollte.