Wo der wilde Hamachi auf salziges Milcheis trifft
Leser der Lindauer Zeitung kochen mit Sternekoch Toni Neumann
Niedrigtemperaturgaren? „Niemals ganz“und „Ente wird dabei schnell zur Leberwurst. Da muss man aufpassen“, lauten die Antworten. „Wie er sich bei den vielen Fragen überhaupt aufs Kochen konzentrieren kann“, wundert sich Gudrun Hoppe.
Ein bisschen Sahne
Los geht es mit dem riesigen Steinbutt. Der sei teuer, da darf man nichts falsch machen. Neumann zeigt, wie man ihn korrekt filetiert. Nach seiner launigen Ansage – „Hallo, das ist ein Kochkurs“, traut sich Christoph Breunig ans scharfe Messer, löst unter dem kritischen Blick des Sternekochs fachmännisch die Filets aus und erzählt, dass Kochen sein meditativer Ausgleich
„Wie er sich bei den vielen Fragen überhaupt aufs Kochen konzentrieren kann“,
wundert sich Gudrun Hoppe. sei. Und: „Man lernt immer wieder etwas Neues. Das ist toll.“
Wie beiläufig verrät Neumann den Teilnehmern Tipps und Tricks. Sie lernen, dass Umeboshi unreife gesalzene Pflaumen sind. Dass der wilde Hamachi, eine Gelbflossenmakrele, unter Profis „der Schweinebauch des Meeres“genannt wird. Dass die Blüten des Bärlauchs mariniert ganz wunderbar schmecken. Matthias Schlierenzauer entwickelt sich zum Experten für Waffelsterne. Er erzählt, dass er an Weihnachten traditionell für die Familie koche und dass er dieses Jahr sicher Elemente aus Toni Neumanns Weihnachtsmenü einfließen lasse.
Susanne Stangl wird Fachfrau am Bunsenbrenner, mit dem sie Gurkenschiffchen abflämmt. Erklärt aber, dass sie sich eigentlich am liebsten bekochen lasse. Sie amüsieren sich über „ein bisschen Sahne“für die Lasagnesauce, was bei Neumann eine knappe Literpackung bedeutet. Emsige Betriebsamkeit herrscht in der Küche. Es dampft und brutzelt. Köchelt und gart. Neumann wirbelt, rührt, zerlegt, redet, erklärt, spannt seine Hilfsköche ein, und recht entspannt – gefühlt wie durch Magie – werden die einzelnen Schritte für die fünf Gerichte erledigt. Dass nichts dem Zufall überlassen ist, merken die Teilnehmer spätestens beim Anrichten unter den Wärmelampen. Alles ist auf die Minute parat. „Hach, ist das aufregend“, seufzt Jutta Cosalter. Gerdi Vogler seufzt auch. Denn eigentlich hat ihr Mann Erwin den Kochkurs gewonnen. Aber dem ging es am Morgen nicht gut, weshalb sie eingesprungen ist. „Er tut mir so leid. Er hat sich so darauf gefreut. Und er verpasst wirklich etwas Großartiges“, bedauert sie ihn.
Himmlische Genüsse
Wichtigstes Kochutensil für die Gewinner ist der Probierlöffel. Sie haben ihn stets parat, halten ihn eifrig in jedes Sößchen und prüfen es ausgiebig mit den Geschmacksknospen. Endlich ist es soweit. Nach vielem Hören, Riechen, Schmecken, Probieren, Fragen… knurren die Mägen und ist die Vorspeise angerichtet. Die Kocheleven schnappen sich ihre Teller mit dem wilden Hamachi aus dem Indischen Ozean und nehmen an der für sie schön gedeckten Tafel im Restaurant Platz. Sommelier Rainer Hörmann lädt sie passend zu den jeweiligen Gängen auf eine Weinreise von der Mosel über Österreich nach Italien ein. Die Teilnehmer, von den Erlebnissen in der Küche bereits eine eingeschworene Gemeinschaft geworden, plaudern angeregt. Rüdiger Lambert erklärt, dass er noch nie zuvor in seinem Leben etwas gewonnen habe und sich daher umso mehr freue.
Andreas Früh und Elisabeth Hakvoort finden es absolut nicht selbstverständlich, dass ein Sternekoch für sie seine Küche und seinen Erfahrungsschatz öffnet.
Auf die einzelnen Gerichte einzugehen, würde diesen Bericht sprengen. Nur so viel: Die faszinierten Laute der Begeisterung, die die Kocheleven bereits beim Probieren von sich gegeben haben, lassen den Schluss auf himmlische Genüsse zu. 250 Euro kostet der Kochkurs für dieses Weihnachtsmenü. Ein toller Gewinn – darüber sind sich die Gewinner einig und bedanken sich explizit bei der Lindauer Zeitung und dem Villino dafür. Es lohnt also immer wieder, die Lindauer Zeitung gründlich zu lesen.