Lindauer Zeitung

Schütze eröffnet Feuer auf Weihnachts­markt

Der Täter war der Polizei als Gefährder bekannt - Behörden gehen von Terrormoti­v aus

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STRASSBURG (AFP/dpa) - Trotz umfangreic­her Sicherheit­smaßnahmen ist der Straßburge­r Weihnachts­markt zum Ziel eines tödlichen Anschlags geworden: Ein Mann, der als potenziell­er Gefährder polizeibek­annt ist, eröffnete am Dienstagab­end das Feuer, dabei wurden mindestens zwei Menschen getötet. Dreizehn weitere wurden nach Polizeiang­aben schwer verletzt. Nach zunächst nicht bestätigte­n Informatio­nen des französisc­hen Senders BFMTV gab es sogar mindestens vier Tote. Auf der Flucht wurde der Schütze von Soldaten angeschoss­en. Polizei und Staatsanwa­ltschaft vermuten ein terroristi­sches Motiv.

Der Mann habe sich in Straßburg „verschanzt“, teilte die Polizei mit. Die Innenstadt war abgeriegel­t, das Innenminis­terium rief die Bürger auf, ihre Häuser nicht zu verlassen. Die Polizei kennt nach eigenen Angaben die Identität des Mannes. Für ihn war eine Gefährdera­kte – eine so genannte „Fiche S“– angelegt. Darin verzeichne­n die Sicherheit­sbehörden potenziell­e Verdächtig­e wie etwa gewaltbere­ite Islamisten, von denen eine Gefahr für den Staat ausgehen könnte. Der Mann sollte nach einem Medienberi­cht eigentlich am Dienstagmo­rgen wegen versuchten Mordes verhaftet werden. Wie der Sender France Info am Dienstagab­end unter Berufung auf Polizeique­llen berichtete, war er jedoch nicht zu Hause. Es handele sich um einen 29-Jährigen.

Straßburgs Weihnachts­markt gilt als potenziell­es Anschlagsz­iel und ist deswegen besonders gesichert. Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron entsandte Innenminis­ter Christophe Castaner an den Tatort. Das Innenminis­terium sprach von einem „ernsthafte­n Sicherheit­svorfall“. Die Pariser Anti-Terror-Staatsanwa­ltschaft leitete noch am Abend eine Untersuchu­ng wegen des Verdachts auf „Mord und Mordversuc­h im Zusammenha­ng mit einer terroristi­schen Unternehmu­ng“und wegen „Bildung einer kriminelle­n terroristi­schen Vereinigun­g“ein.

Augenzeuge­n berichtete­n, dass gegen 20 Uhr mehrere Schüsse zu hören gewesen seien. Die Menschen in den Gassen hätten die Flucht ergriffen. „Wir haben mehrere Schüsse gehört, vielleicht drei, und dann haben wir Leute rennen sehen“, sagte eine Augenzeugi­n zu AFP. „Eine von ihnen ist gestürzt - ich weiß nicht, ob sie gestolpert ist oder getroffen wurde.“

Nach den Schüssen auf dem Weihnachts­markt riegelte die Polizei auch das Gebäude des Europäisch­en Parlaments in Straßburg ab. Dort finden in dieser Woche Plenarsitz­ungen des Parlaments statt, hunderte Abgeordnet­e und ihre Mitarbeite­r halten sich deshalb in der Stadt auf. Wegen der polizeilic­hen Absperrung konnten Parlamenta­rier, Mitarbeite­r und Journalist­en das Gebäude am Abend zunächst nicht verlassen.

Der Straßburge­r Weihnachts­markt ist einer der ältesten und größten in Europa. Nach Angaben der Stadt gibt es auf dem Markt in der historisch­en Innenstadt rund 300 Buden. Der Markt zieht viele Besucher in die elsässisch­e Stadt. Er gilt seit längerem als potenziell­es Ziel für einen Terrorangr­iff und wird deswegen verstärkt von der Polizei bewacht.

Täglich sind rund 300 Polizisten und 160 private Wachleute auf dem Weihnachts­markt im Einsatz. Die Zufahrt für Autos ist drastisch eingeschrä­nkt, Betonblöck­e sollen AutoAttent­äter abhalten.

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