Beim Breitband-Ausbau verschwinden weiße Flecken
Die Lindauer Stadtwerke bauen vor allem um Oberreitnau herum neue Gebiete aus
LINDAU (gbo) - Schnelles Internet will heute jeder haben. Die Stadtwerke schließen jetzt neue Areale an. Dafür müssen sie aber zunächst neue Kabel verlegen, das dauert einige Zeit.
Die Geschwindigkeit des Internets misst man heute meist in Megabit pro Sekunde (MBit/s). Wer in einigermaßen guter Qualität Videos im Internet ansehen will, braucht mindestens 16 MBit/s. Das Ziel der Bundesregierung war es, bis 2018 jedem Haushalt einen Anschluss mit mindestens 50 MBit/s zukommen zu lassen. Nach eigener Aussage verfehlt sie dieses Ziel, bis zur Jahresmitte waren knapp über 80 Prozent der Haushalte versorgt.
Lindau steht für seine Größe und Position erstaunlich gut da. Gemäß der Aufstellung der Bundesregierung empfangen etwa drei Viertel aller Haushalte im Landkreis Lindau 50 MBit/s oder mehr. In der Stadt selber sieht das noch deutlich besser aus. Im Hinterland dafür eher schlechter. Hier bestehen etliche weiße Flecken ohne schnelles Internet. 22 dieser Gebiete, hauptsächlich kleine Weiler, soll die Telekommunikation Lindau jetzt ausbauen (die genauen Ausbaugebiete finden Sie in der Tabelle). 14 Stück bleiben dann übrig. „Das sind aber nur noch kleine Weiler oder unbewohnte Gebiete, die später ebenfalls angeschlossen werden“, sagt Lindaus Pressesprecherin Patricia Herpich. Für den Ausbau gibt es fast eine halbe Million Euro vom Land.
Datenübertragung mit Lichtgeschwindigkeit
Axel Meier von der Telekommunikation Lindau, dem Internetanbieter der Stadtwerke, sagt: „Da es um Lindau viel freies Feld gibt, ist es relativ einfach, hier schnell Leitungen zu verlegen.“Nur dort, wo es keine freien Flächen gibt, müssen die Netzanbieter die Straße oder den Gehweg aufgraben. Die Stadtwerke arbeiten momentan beispielsweise am Bogy an der Reutiner Straße.
Der Ausbau der Internetgeschwindigkeit hängt stark mit dem Verlegen von Glasfaserkabeln zusammen. Das überträgt die Signale nicht mehr mit elektrischen Impulsen, sondern mit Licht, das schickt man durch einen Lichtleiter aus Glasfaser. Die Daten erreichen dabei fast Lichtgeschwindigkeit. Das ist deutlich schneller als der elektrische Strom, deshalb steigt die Geschwindigkeit enorm. Deshalb verlegen die Betreiber gerade die neuen Kabel.
Beim Ausbau wird der Kabelverzweiger an das Glasfaserkabel angeschlossen. Kabelverzweiger, das sind die gut bekannten grauen Kästen am Straßenrand. Von ihnen werden die einzelnen Leitungen in die Haushalte geführt. Die sogenannte letzte Meile bleibt in der Regel das bestehende Kupferkabel, das mit einer Technologie namens Vectoring eine beschleunigte Verbindung herstellt. Die Alternative ist das Kabel, über das die meisten Haushalte heute ihr Kabelfernsehen erhalten. Bis zu 250 MBit/s sind so möglich, Glasfaser bis zum Haus schafft etwa das Vierfache.
Glasfaser bis ans Haus braucht nicht jeder
Aber wer braucht überhaupt Glasfaser? Axel Meier erzählt: „Bei uns fragen häufig Kunden, ob wir ihnen nicht eine Glasfaserleitung ins Haus legen könnten.“Wenn man dann frage, was der Kunde denn so im Internet mache, sei die Antwort oft, das man eben Videos gucken wolle und etwas surfen. „Dafür braucht man keine Glasfaser ans Haus“, sagt Meier. Ein normaler Anschluss über Vectoring oder Fernsehkabel genüge dafür meistens. Tatsächlich existieren für Privatnutzer erst sehr wenige Anwendungen, die eine Geschwindigkeit von einem Gigabit pro Sekunde, also etwa 1000 MBit/s benötigen. Die Stadtwerke bieten ein Geschwindigkeitsupgrade auf 100 Mbit/s an, das buchen allerdings nur fünf Prozent der Kunden. „Lindau ist keine Studentenstadt, es gibt hier noch keinen so hohen Bedarf bei den schnellen Verbindungen“, sagt Meier.
Nicht jeder Anbieter kann überall in Lindau die volle Geschwindigkeit anbieten. Axel Meier erklärt: „Wir und die Telekom haben jeweils etwa die Hälfte der Kabelverzweiger ausgebaut.“ Wenn die Stadtwerke einen Kabelverzweiger ausbauen, gibt es für Telekom-Kunden kein schnelles Internet. Das Gleiche gilt umgekehrt wenn die Telekom ausbaut. Über die Leitungen der Telekom bieten aber auch viele andere Anbieter wie Vodafone oder o2 Verträge an. Wer schnelles Internet will, muss also eventuell den Anbieter wechseln.
Allerdings gibt es noch andere Einschränkungen. Wenn der Anschluss theoretisch 50 MBit/s liefert, heißt das noch lange nicht, dass der Kunde diese Geschwindigkeit voll nutzen kann. Je weiter er vom Verzweiger entfernt ist, desto langsamer wird es. In Mehrparteienhäusern wird eine Leitung von vielen Menschen genutzt, auch hier sinkt die Geschwindigkeit schnell. Auch die Nutzung des Internets via WLAN lässt die Daten langsamer werden.
Das gilt aber alles auch für die alten Leitungen. Ein Anschluss ans schnelle Netz lohnt sich in jedem Fall. Bis die Anwohner in den 22 Ausbaugebieten den kriegen, dauert es noch etwas. Meier: „Spätestens 2020 müssen wir fertig sein, dann können wir allen Interessenten in dem Bereich Anschlüsse anbieten. Wir versuchen es aber früher.“