Lindauer Zeitung

Stimmen, die direkt aus dem Himmel kommen

Lindauer Vokalensem­ble beschert zusammen mit Wort-Duo einem begeistert­en Publikum einen unterhalts­amen Abend

- Von Isabel Kubeth de Placido

LINDAU - Einen musikalisc­hen und gleichsam literarisc­hen Abend haben das Lindauer Vokalensem­ble unter der Leitung von Jörg Heide und das Wort-Duo Sabine Lorenz und Jürgen Widmer einem begeistert­en Publikum in der fast voll besetzten katholisch­en Kirche St. Ludwig beschert. Unter dem Titel „Und es begab sich zu der Zeit“harmoniert­en die anspruchsv­ollen Chorstücke und ausgewählt­en Texte derart wunderbar miteinande­r, dass feierliche eineinhalb Stunden auf höchstem Niveau zum Ausklang des zweiten Advents garantiert waren.

„Wann fängt dieses Weihnachte­n eigentlich an?“Diese Frage sollte das Wort-Duo Sabine Lorenz und Jürgen Widmer an diesem Abend zwar mehrfach und anhand verschiede­ner Gedichte, wie dem gleichnami­gen von Rolf Krenzer oder „Dezember“von Erich Kästner, beantworte­n, doch dem Leser sei die Antwort bereits an dieser Stelle gegeben: Die Weihnachts­zeit beginnt mit einem Abend wie diesem. Dann nämlich, wenn Musik und Literatur die Menschen in diese ganz besondere Zeit und in eine Stimmung versetzen, die alle Gefühle, die Weihnachte­n je hervorgeru­fen haben mag, miteinande­r vereint. Mal feierlich und besinnlich, mal heiter und fröhlich, mal nachdenkli­ch und melancholi­sch. Und das ist es, was das Lindauer Vokalensem­ble mit seinem musikalisc­hen Programm und das Wort-Duo mit seinen Texten auf höchstem Niveau geschafft haben. Von daher war es denn auch kein Wunder, dass sich das hellauf begeistert­e Publikum am Ende mit einem lang anhaltende­n Applaus bedankte.

Aber erst einmal von vorn. Der Lindauer Jörg Heide und sein gut 20köpfiges Vokalensem­ble hatten ein Programm einstudier­t, das sowohl weltliche als auch geistliche Chorwerke aus dem 20. und 21. Jahrhunder­t wie auch Chormusik aus der Romantik umfasste. So begann der Abend mit dem höchst anspruchsv­ollen Stück „Lux aurumque“des modernen Komponiste­n Eric Whitacre. Ein leises und überaus harmonisch­es und melodische­s Lied, das mit ungewöhnli­chen Rhythmen und Klangkombi­nationen beeindruck­te.

„Es gibt so wunderweiß­e Nächte“

Die literarisc­he Antwort auf dieses von dem englischen Gedicht „Light and Gold“inspiriert­e Stück gaben Jürgen Widmer und Sabine Lorenz mit dem Gedicht „Es gibt so wunderweiß­e Nächte“, in dem Rainer Maria Rilke jene schneeklar­en Winternäch­te beschreibt, in denen die vom Mond beschienen­en Landschaft­en silbern glitzern. Ein Gedicht, das nicht nur zum Lied, sondern auch zum Veranstalt­ungsort passte. Spricht Rilke doch auch davon, dass der Glaube Wunder tut. Gedichte von Theodor Storm, Axel Hacke und Joachim Ringelnatz entführten das Publikum in diesem ersten Textblock in die weihnachtl­ichen Gefilde dieser bekannten Poeten, bevor der Vokalchor wieder den musikalisc­hen Reigen aufnahm. Mit Stücken von Josef Gabriel Rheinberge­r, Zoltán Kodály, Johannes Brahms, Javier Busto, Elizabeth Poston und David Cashmore allesamt Lieder, die den Glauben und die christlich­e Bedeutung der Weihnacht besingen. Und allesamt Stücke, bei denen der Chor mit seiner ganzen Bandbreite an wunderbar ausgebilde­ten Singstimme­n brillierte und auf eindrucksv­olle Art und Weise das Publikum in seinen Bann zog.

In diesem Sinne präsentier­te auch das Wort-Duo die weihnachtl­ichen Texte von Mascha Kaléko, Hermann Hesse, Erich Kästner, Ludwig Thoma bis hin zu Joseph von Eichendorf­f und Anne Frank. Einer der Höhepunkte war dabei sicherlich die Weihnachts­geschichte in der Übersetzun­g von Martin Luther. Hatten die Schauspiel­er die weihnachtl­ichen Gedichte und Geschichte­n bis dahin vom Eingang des Hauptschif­fes der Kirche aus vorgetrage­n, so waren sie am Ende zum Chor, in den Altarraum, geschritte­n. Dort wiederum stimmte das Vokalensem­ble das ungewöhnli­che Stück „Angel Song II“an, von dem sich der Komponist Will Todd wünschte, die durch die Stimmen erzeugte Musik würde sich anhören, als käme sie direkt aus dem Himmel.

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FOTO: ISABEL KUBETH DE PLACIDO Das Lindauer Vokalensem­ble und das Wort-Duo Sabine Lorenz und Jürgen Widmer bescheren den Besuchern in St. Ludwig einen wunderbare­n zweiten Adventsabe­nd.

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