So werden die Christbäume der Gemeinden ausgewählt
Im Westallgäu stellen Bauhofmitarbeiter große Weihnachtsbäume auf – Aber ein Dorfplatz bleibt leer
WESTALLGÄU (das) - Im eigenen Garten ist die Tanne zu groß, wirft zu viel Schatten und ist den Besitzern oft lästig. Doch als Weihnachtsbaum auf den Dorfplätzen und vor den Rathäusern bestaunen die Menschen sie. Heuer haben wieder zahlreiche Westallgäuer Bürger ihren Gemeinden Tannen und Fichten gespendet. Im Januar sägen Bauhofmitarbeiter die Bäume dann oft in kleine Stücke und bringen sie als Brennholz zurück zu den Spendern. Hier ein Überblick, woher die Bäume der Kommunen stammen und wie sie sie auswählen.
Einer der größten Weihnachtsbäume im Westallgäu steht auf dem Stadtplatz in Lindenberg. Zwölf Meter ist die Tanne hoch, schätzt Bauhofleiter Richard Herz. Seine Mitarbeiter haben den Baum in diesem Jahr von einem Spender in Scheidegg geholt. Wichtig sei, dass der Baum in der Nähe einer Straße steht, sagt Herz. So können seine Mitarbeiter mit einem Kranwagen möglichst nah heranfahren und den Baum verladen, ohne dass beim Fällen Äste abbrechen.
Den Transport des Baums bespricht der Bauhofleiter mit der Polizei. „Das ist immer eine heikle Sache, weil der Baum doch recht breit ist“, schildert Herz. In diesem Jahr begleitete das Technische Hilfswerk den Transport mit einem Fahrzeug. Verhältnismäßig unkompliziert läuft das Schmücken ab: Das geschieht immer an dem Tag, an dem die Vorarlberger Kraftwerke zusammen mit dem Bauhof die Weihnachtssterne in Lindenberg aufhängen – also ohnehin mit einer Hebebühne vor Ort sind.
Keinen Weihnachtsbaum gibt es in diesem Jahr in Simmerberg. Wegen der Umgestaltung des Dorfplatzes sei dafür kein Platz, sagt Helmut Merath vom Bauamt. Die Mitarbeiter des Bauhofs der Marktgemeinde haben heuer also nur zwei Bäume aufgestellt: auf dem Kirchplatz in Weiler und dem Dorfplatz in Ellhofen. „Ein erfahrener Bauhofmitarbeiter schaut sich die Bäume an, die uns angeboten werden, und entscheidet, welcher für welchen Platz geeignet ist“, sagt Merath. Dabei komme es natürlich auf die Breite und Höhe an, auch die Dicke des Stammes spielt eine Rolle.
Eine Neuerung gibt es beim Weihnachtsbaum auf dem Kirchenhügel in Maria-Thann: Dort steht in diesem Jahr eine etwas kleinere Tanne. Den knapp drei Meter hohen Baum haben die Mitarbeiter des Hergatzer Bauhofs dieses Jahr frisch eingepflanzt. „Es war immer schwer, dort mit großem Gerät hinzukommen und einen Baum aufzustellen“, sagt Bürgermeister Uwe Giebl. Nun müsse man die Tanne nur noch schmücken. Der zweite Weihnachtsbaum der Gemeinde, eine sieben Meter hohe Tanne, steht vor dem Rathaus in Wohmbrechts.
Auch der Weihnachtsbaum in Scheidegg hat seine Wurzeln fest im Boden. Die Mitarbeiter des Bauhofs schmücken jedes Jahr eine Edeltanne zwischen Kirche und Hotel Post, in Scheffau stellen sie einen gefällten Baum im Ortskern auf.
Eine Ausnahme stellt Grünenbach dar. Der etwa fünf Meter hohe Weihnachtsbaum vor der Alten Schule ist nicht gespendet. Bauhofmitarbeiter haben ihn im vier Hektar großen Gemeindewald gefällt. Erst seit drei Jahren, also seit der Dorfplatz-Erneuerung 2016, stellt die Gemeinde dort einen Weihnachtsbaum auf. „Mit Baum und der beleuchteten Alten Schule dahinter kommt wenigstens ein bisschen Weihnachtsstimmung auf, wenn schon kein Schnee liegt“, sagt Bürgermeister Markus Eugler.
Die Fichte vor dem Rathaus in Stiefenhofen stammt ebenfalls aus dem Gemeindewald. Da ist allerdings nicht immer so: Die Gemeinde besitzt nur ein sehr kleines Waldstück „Das ist unter einem Hektar groß. Da ist nicht jedes Jahr ein Baum dabei, den man rausnehmen kann“, sagt Geschäftsstellenleiter Ulrich Endraß. Die Gemeinde nimmt deshalb auch gerne gespendete Bäume aus dem Feriendorf.
Gleich zwei Christbäume im Abstand von 150 Metern erhellen nachts den Ortskern von Heimenkirch. Einer steht auf dem Maibaumplatz. „Nach der Instandsetzung des PaulBäck-Hauses kam dann der Vorschlag, auch dort auf dem Vorplatz einen Baum aufzustellen“, sagt Bürgermeister Markus Reichart. Die Tanne vor dem Paul-Bäck-Haus ist mit etwa fünf Metern allerdings deutlich kleiner als der zweite Heimenkircher Christbaum (neun Meter).
Probleme, Spender zu finden, haben die Gemeinden kaum. „Wir haben schon Anmeldungen für die nächsten drei Jahre“, erzählt etwa der Gestratzer Bürgermeister Johannes Buhmann. Seine Mitarbeiter achten bei der Auswahl darauf, nur Bäume zu nehmen, die ohnehin gefällt werden müssen – „und das ist uns noch jedes Jahr gelungen.“