Einheitliche Öffnungszeiten – wenn viele mitmachen
Bei einer Umfrage erklären Einzelhändler in Wangens Altstadt, warum die Ladenzeiten so sind wie sie sind
WANGEN - Am späten Samstagvormittag in die Wangener Innenstadt aufbrechen und erschreckt bemerken: Die meisten Läden schließen gleich. Oder: Gegen Mittag ein paar Besorgungen erledigen wollen und feststellen, dass manches Geschäft offen hat und ein anderes Pause macht. Szenarien wie diese sind Alltag in Wangen. Deshalb waren die unterschiedlichen Öffnungszeiten auch bei der jüngsten Händlerumfrage der Stadt ein Thema. Um zu verstehen, warum die Zeiten sind, wie sie sind, hat SZ-Mitarbeiter Nikolai Kytzia bei Gewerbetreibenden nachgefragt. Ein Ergebnis: Wenn viele mitmachen, würden einige ihre Geschäftszeiten ebenfalls anpassen.
„Über Mittag aufzumachen haben wir uns öfter mal überlegt“, sagt Wolfgang Kehrer. Der Optiker und Juwelier mit Sitz „mitten in Wangen“müsste dafür jedoch ein bis zwei zusätzliche Personen einstellen. „Für uns ist es ein reines Sicherheitsproblem. Da wir viel offene Ware führen, müssen Minimum vier bis fünf Mitarbeiter im Laden sein.
„Wir haben seit 15 Jahren täglich von 7 bis 19.30 Uhr durchgehend geöffnet“, so Olav Kessler, Inhaber vom
„bioMarkt Wangen“. In der Mittagszeit, die zunehmend für schnelle Einkäufe genutzt werde, arbeite er lediglich kostendeckend. Er sehe dies vor allem als gerne erbrachte Dienstleistung für die Kunden. Sein Geschäft, dessen Räumlichkeiten er angemietet hat, öffnet er samstags ebenfalls um 7 Uhr. „Am Samstag schließt der Laden erst, wenn die Stadt sich leert, jedoch selten vor 16 Uhr.“Dies komme vor allem den Kunden zugute, die samstags ausschlafen und dennoch zu später Stunde noch entspannt Frisches einkaufen möchten.
„Auch benachbarte Geschäfte waren vor 15 Jahren sehr neugierig, ob sich unsere erweiterten Öffnungszeiten halten werden – und siehe da: Einige haben selbst umgestellt und bis zum heutigen Tag durchgehend geöffnet“, sagt Kessler. Seine Idee der Kernöffnungszeiten verfolge er nach wie vor.
„Dass wir durchgehend offen haben, ist unverzichtbar“, sagt Lydia Kiechle von der Metzgerei Blaser. „Von 11 bis 13 Uhr ist unsere Hauptzeit, da ist Mittagstisch und die Hölle los.“Die Umsetzung einheitlicher Öffnungszeiten hält sie für schwierig. Für viele Betriebe sei es eine finanzielle Frage, denn Arbeitskräfte seien nun mal ein Kostenfaktor.
Für die Geschäfte Leder-Rupp und Spielwaren-Rupp gibt es jeweils unterschiedliche Konzepte, was die Öffnungszeiten angeht, erklärt Benjamin Rupp, einer der Geschäftsführer: „Wir haben die Situation analysiert und beobachtet: Es lohnt sich, unser Geschäft für Lederwaren durchgehend geöffnet zu lassen. Viele Leute kommen in ihrer eigenen Mittagspause zu uns.“Anders sehe es beim Geschäft für Spielwaren aus: „Dort gibt es eine Mittagspause, da viele Familien mit ihren Kindern in dieser Zeit selbst beim Mittagessen sind.“Eine einheitliche Regelung etwa für die Altstadt oder längere Geschäftszeiten an Samstagen würde laut Rupp erst auf lange Sicht Erfolg haben. Nämlich dann, wenn es sich bei den Leuten und Touristen herumgesprochen habe.
Susanne Kimmel vom Bekleidungsgeschäft „Kimmel Moden“verzeichnet ab mittags weniger Kundschaft. Das ist mit ein Grund für sie, eine Mittagspause einzulegen. „Außerdem haben auch in unserem Umfeld alle Läden über Mittag geschlossen.“Grundsätzlich solle man zu seinen Öffnungszeiten stehen und nicht früher schließen, sagt sie. „Ich finde es eine Unart, den Laden zuzumachen, nur weil nix los ist.“