Aufräumer
Männer wie Oberst Carsten Jahnel gelten auch in der Bundeswehr als „harte Hunde“. Der 54-Jährige dient als Fallschirmjäger und Generalstabsoffizier, hat Erfahrungen im Auslandseinsatz. Doch am Donnerstag beim Abschied vom Ausbildungszentrum Spezielle Operationen in Pfullendorf, das Jahnel in schwieriger Zeit im Frühjahr 2017 übernommen und seither als Kommandeur geführt hatte, kommen selbst bei diesem hochdekorierten Offizier Emotionen hoch: Das wohl schwierigste Kommando seiner bisherigen Karriere hat er soeben erfolgreich zu Ende gebracht.
Der Posten in Pfullendorf gilt bei Jahnels Amtsantritt als Schleudersitz, nachdem dort Anfang 2017 fragwürdige Ausbildungspraktiken bekannt geworden sind. Von einer „Skandal-Kaserne“ist die Rede. Zwar stellt die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen ein. Aber Jahnel, der zuvor bereits die Luftlandeschule und das Ausbildungs-und Übungszentrum Luftbeweglichkeit geführt hat, trifft auf eine verunsicherte Truppe und geht ans Werk. Um stets ansprechbar zu sein, wohnt er sogar in der Kaserne – wie sonst nur sehr junge Soldaten.
Jahnel räumt auf, schneidet alte Zöpfe ab. Die Ausbildungskonzepte passt er an. Neue Ausbilder mit aktuellen Einsatzerfahrungen übernehmen die Lehrgänge, in denen Soldaten des Kommandos Spezialkräfte, aus den Fallschirmjägerregimenter, der Spezialkräfte der Luftwaffe und der Marine ausgebildet werden. 2823 Teilnehmer absolvierten 2018 die Trainings.
Jetzt wartet auf Jahnel eine neue Aufgabe: Im Kommando Heer soll er die seit Langem kritisierte Ausbildung künftiger Offiziere und Unteroffiziere vom Kopf auf die Beine stellen und praxisnäher gestalten.
Ludger Möllers