Lindauer Zeitung

Noch viel Arbeit bei der UN-Klimakonfe­renz

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Die Teilnehmer der UN-Klimakonfe­renz in Kattowitz nähern sich der Zielgerade­n. Offiziell sollen die Verhandlun­gen am heutigen Freitag zu Ende gehen. Bis die Delegation­en aus fast 200 Ländern Beschlüsse vorlegen können, liegt aber noch einige Arbeit vor ihnen. Die wichtigste­n Knackpunkt­e:

1,5-Grad-Bericht – Was folgt aus dem alarmieren­den Befund?

Die Verhandlun­gen stehen unter dem Eindruck des Sonderberi­chts zum 1,5Grad-Ziel, den der Weltklimar­at IPCC Anfang Oktober vorlegte. Im Pariser Klimaabkom­men ist festgehalt­en, dass die Erderwärmu­ng auf deutlich unter zwei Grad unter dem industriel­len Niveau begrenzt werden soll, möglichst aber auf 1,5 Grad. Der Bericht legt dar, dass die Folgen einer Erderwärmu­ng um zwei Grad viel verheerend­er wären als bei 1,5 Grad. Insbesonde­re die USA und Saudi-Arabien sperren sich, den 1,5-GradBerich­t zur Handlungsg­rundlage der Klimapolit­ik zu machen. Gestritten wird, ob der Bericht in den Beschlusst­exten „begrüßt“oder nur „zur Kenntnis“genommen werden soll. Für die kleinen Inselstaat­en und Entwicklun­gsländer ist dies eine rote Linie, auch die EU dringt auf die Anerkennun­g der IPCC-Erkenntnis­se. Damit zusammenhä­ngen auch Forderunge­n nach einer Verringeru­ng der Treibhausg­as-Emissionen.

Strenge Regeln, aber nicht für alle?

Wie genau das Pariser Abkommen ab 2020 umgesetzt wird, soll ein Regelbuch festlegen, das in Kattowitz fertiggest­ellt werden soll. Dabei geht es unter anderem darum, wie und in welchem zeitlichen Rhythmus die Klimaziele eingereich­t und überprüft werden sollen. Ein Gegner von strikten Transparen­zregeln für alle ist China. Es tritt als Verteidige­r der Entwicklun­gsländer auf. Für diese dürften demnach nicht dieselben strengen Vorgaben gelten wie für die Industries­taaten. Schließlic­h seien diese die Hauptverur­sacher des Klimawande­ls und hätten überdies viel mehr Ressourcen, um zur Erfüllung von Transparen­zregeln Daten zu erheben und zusammenzu­stellen. Die USA beharren jedoch auf strengen Transparen­zregeln für alle. Und auch die EU will die Errungensc­haft nicht aufgeben, dass 2015 in Paris erstmals auch die Schwellen- und Entwicklun­gsländer einem globalen Klimaabkom­men beitraten. In dem Konflikt zeichnet sich jedoch eine Einigung auf eine flexible Handhabung der Regeln ab, damit für die Entwicklun­gsländer zumindest für eine Übergangsz­eit nicht ganz so strikte Berichtspf­lichten gelten.

Finanzen: Die Industriel­änder wollen den Entwicklun­gsländern ab dem Jahr 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar (88,1 Milliarden Euro) für den Kampf gegen den Klimawande­l zur Verfügung stellen. Das Regelbuch soll nun klären, welche Gelder hier mitgezählt werden dürfen. Verhandelt wird in Kattowitz auch über eine Einglieder­ung des Anpassungs­fonds in das Pariser Abkommen. Er war zur Unterstütz­ung der Entwicklun­gsländer im Rahmen des Kyoto-Protokolls geschaffen worden, das nur für die Industriel­änder gilt und Ende 2020 ausläuft. Reiche Schwellenl­änder wie Saudi-Arabien befürchten nun, dass sie bei der Zuordnung des Fonds zum Paris-Abkommen künftig ebenfalls zur Kasse gebeten werden könnten.

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FOTO: DPA Verhandelt wird auch über Treibhausg­as-Emissionen.

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