Markt-Händler setzen auf Mehrweg
Wer in Kempten weiterhin Einweg-Geschirr benutzt, wird zur Kasse gebeten
KEMPTEN - Überquellende Mülleimer und Pappteller, die auf der Straße herumliegen – dieses Bild wollen die Stadträte Erna-Kathrein Groll (Grüne) und Dieter Zacherle (Freie Wähler) auf Kemptener Großveranstaltungen wie dem Stadtfest oder dem Weihnachtsmarkt nicht mehr sehen. Groll hatte deshalb beantragt, kein Einweg-Geschirr mehr zuzulassen. Zacherle regte an, zusätzliche Mülleimer aufzustellen. Beides wird nun umgesetzt. Budenbetreiber, die kein Mehrweg-Geschirr verwenden, müssen künftig mit einem Zwangsgeld rechnen.
„Das ist ein scharfes Instrument“, sagte Rechtsreferent Wolfgang Klaus während der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt- und Klimaschutz. „Ein Verstoß führt automatisch zur Verhängung eines Zwangsgeldes.“Das könne beim ersten Mal zwischen 50 und 100 Euro betragen und steigere sich mit „der Hartnäckigkeit“des Betreibers, nicht mitzuziehen. Bisher sei in solchen Fällen ein sogenanntes OrdnungswidrigkeitenVerfahren eingeleitet worden, erklärt Volker Reichle, Leiter des Umwelt- und Naturschutzamtes, im Nachgang der Sitzung. Doch das sei weitaus aufwendiger und langwieriger. Ab dem neuen Jahr sollen nun Zwangsgelder verhängt werden können.
Die Verwendung von MehrwegGeschirr gehört indes schon seit etwa zwei Jahren zu den Auflagen, die Budenbesitzer erfüllen müssen, wenn sie für eine Kemptener Veranstaltung eine sogenannte gaststättenrechtliche Erlaubnis (siehe Kasten) bekommen wollen. Bei Veranstaltungen des Kemptener Messeund Ver- anstaltungsbetriebs, wie dem Weihnachtsmarkt und der Festwoche, ist die Auflage sogar schon seit mehr als zehn Jahren Teil der Verträge mit den Betreibern.
„Das ist uns ein großes Anliegen“, betont Leiterin Martina DufnerWucher. „Denn wir als Veranstalter müssten ja den Müll entsorgen.“Der allergrößte Teil der Standbetreiber halte sich an die Mehrweg-Pflicht. Dufner-Wuchers Mitarbeiter überprüfen das – aktuell zum Beispiel auf dem Weihnachtsmarkt am Rathausplatz. Auf der diesjährigen Festwoche sei die Benutzung von MehrwegGeschirr sogar ein Bewerbungskriterium gewesen.
Was die Kontrolle angeht, will das Ordnungsamt nun nachlegen. Bisher sei nur sporadisch überprüft worden, ob die Standbetreiber tatsächlich nur Mehrweg-Geschirr benutzen, sagte Umweltamtsleiter Reichle. Künftig soll der vor ein paar Monaten eingerichtete Ordnungsdienst stärker kontrollieren.
Nichtsdestotrotz gebe es Gastronomen, die schwer zu überzeugen seien, weiß Dufner-Wucher aus Erfahrung. Die Argumente: MehrwegGeschirr sei aufwendiger, müsse gespült werden, koste mehr. Restaurant-Betreiber Huseyin Öztürk sieht das anders. Die Kässpatzen an seinem Weihnachtsmarktstand verkauft er in wiederverwendbaren Hartplastik-Schalen. „Man hat erst Mehrkosten, aber dann zahlt es sich aus.“Die Schalen verwendet er auch an anderer Stelle im „Nova“. Außerdem sehen sie schick aus und auch die Kunden fänden sie gut.
Natürlich sei es ein Mehraufwand, sagt Jürgen Weber, der erstmals mit seiner Kaffeerösterei vertreten ist. Trotzdem sei es richtig, Mehrweg-Geschirr zu verwenden. Allerdings beobachtet er, dass der Umsatz dadurch zurückgehe. Für die Umwelt nehme er diese Einbußen aber in Kauf.
Die Mitglieder des Umweltausschusses begrüßten, dass künftig stärker kontrolliert wird und Zwangsgelder verhängt werden können. Bürgermeister Thomas Kiechle wies jedoch darauf hin, dass man das Müll-Problem bei Großveranstaltungen nie ganz in Griff bekommen könne.