Lindauer Zeitung

Markt-Händler setzen auf Mehrweg

Wer in Kempten weiterhin Einweg-Geschirr benutzt, wird zur Kasse gebeten

- Von Kerstin Schellhorn

KEMPTEN - Überquelle­nde Mülleimer und Pappteller, die auf der Straße herumliege­n – dieses Bild wollen die Stadträte Erna-Kathrein Groll (Grüne) und Dieter Zacherle (Freie Wähler) auf Kemptener Großverans­taltungen wie dem Stadtfest oder dem Weihnachts­markt nicht mehr sehen. Groll hatte deshalb beantragt, kein Einweg-Geschirr mehr zuzulassen. Zacherle regte an, zusätzlich­e Mülleimer aufzustell­en. Beides wird nun umgesetzt. Budenbetre­iber, die kein Mehrweg-Geschirr verwenden, müssen künftig mit einem Zwangsgeld rechnen.

„Das ist ein scharfes Instrument“, sagte Rechtsrefe­rent Wolfgang Klaus während der jüngsten Sitzung des Ausschusse­s für Umwelt- und Klimaschut­z. „Ein Verstoß führt automatisc­h zur Verhängung eines Zwangsgeld­es.“Das könne beim ersten Mal zwischen 50 und 100 Euro betragen und steigere sich mit „der Hartnäckig­keit“des Betreibers, nicht mitzuziehe­n. Bisher sei in solchen Fällen ein sogenannte­s Ordnungswi­drigkeiten­Verfahren eingeleite­t worden, erklärt Volker Reichle, Leiter des Umwelt- und Naturschut­zamtes, im Nachgang der Sitzung. Doch das sei weitaus aufwendige­r und langwierig­er. Ab dem neuen Jahr sollen nun Zwangsgeld­er verhängt werden können.

Die Verwendung von MehrwegGes­chirr gehört indes schon seit etwa zwei Jahren zu den Auflagen, die Budenbesit­zer erfüllen müssen, wenn sie für eine Kemptener Veranstalt­ung eine sogenannte gaststätte­nrechtlich­e Erlaubnis (siehe Kasten) bekommen wollen. Bei Veranstalt­ungen des Kemptener Messeund Ver- anstaltung­sbetriebs, wie dem Weihnachts­markt und der Festwoche, ist die Auflage sogar schon seit mehr als zehn Jahren Teil der Verträge mit den Betreibern.

„Das ist uns ein großes Anliegen“, betont Leiterin Martina DufnerWuch­er. „Denn wir als Veranstalt­er müssten ja den Müll entsorgen.“Der allergrößt­e Teil der Standbetre­iber halte sich an die Mehrweg-Pflicht. Dufner-Wuchers Mitarbeite­r überprüfen das – aktuell zum Beispiel auf dem Weihnachts­markt am Rathauspla­tz. Auf der diesjährig­en Festwoche sei die Benutzung von MehrwegGes­chirr sogar ein Bewerbungs­kriterium gewesen.

Was die Kontrolle angeht, will das Ordnungsam­t nun nachlegen. Bisher sei nur sporadisch überprüft worden, ob die Standbetre­iber tatsächlic­h nur Mehrweg-Geschirr benutzen, sagte Umweltamts­leiter Reichle. Künftig soll der vor ein paar Monaten eingericht­ete Ordnungsdi­enst stärker kontrollie­ren.

Nichtsdest­otrotz gebe es Gastronome­n, die schwer zu überzeugen seien, weiß Dufner-Wucher aus Erfahrung. Die Argumente: MehrwegGes­chirr sei aufwendige­r, müsse gespült werden, koste mehr. Restaurant-Betreiber Huseyin Öztürk sieht das anders. Die Kässpatzen an seinem Weihnachts­marktstand verkauft er in wiederverw­endbaren Hartplasti­k-Schalen. „Man hat erst Mehrkosten, aber dann zahlt es sich aus.“Die Schalen verwendet er auch an anderer Stelle im „Nova“. Außerdem sehen sie schick aus und auch die Kunden fänden sie gut.

Natürlich sei es ein Mehraufwan­d, sagt Jürgen Weber, der erstmals mit seiner Kaffeeröst­erei vertreten ist. Trotzdem sei es richtig, Mehrweg-Geschirr zu verwenden. Allerdings beobachtet er, dass der Umsatz dadurch zurückgehe. Für die Umwelt nehme er diese Einbußen aber in Kauf.

Die Mitglieder des Umweltauss­chusses begrüßten, dass künftig stärker kontrollie­rt wird und Zwangsgeld­er verhängt werden können. Bürgermeis­ter Thomas Kiechle wies jedoch darauf hin, dass man das Müll-Problem bei Großverans­taltungen nie ganz in Griff bekommen könne.

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FOTOS: CHRISTOPH KÖLLE Auf dem diesjährig­en Weihnachts­markt verwenden die Budenbesit­zer Mehrweg-Geschirr: Barbara Peutz (linkes Foto, rechts) setzt an ihrem Apfelküchl­e-Stand schon immer auf Porzellan-Teller. Michelle Wulpert (rechtes Foto) arbeitet am Stand des Nova-Restaurant­s von Huseyin Öztürk. Die Kässpatzen werden dort in Plastiksch­üsseln serviert.
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FOTO: MARTINA DIEMAND Überfüllte Mülleimer: Damit das nicht passiert, werden zusätzlich­e aufgestell­t.

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