Lindauer Zeitung

Christoph 17 ist endlich zu Hause

Hangar für Hubschraub­er in Durach ist fertig – Anwohner hoffen auf Lärmschutz

- Von Aimée Jajes

DURACH/KEMPTEN - Jedes Mal, wenn der Christoph 17 über sein Dach fliegt, schickt Christian Immler ein Stoßgebet in den Himmel. Damit die Crew wieder gesund zurückkomm­t. Wenige Hundert Meter von seinem Haus entfernt steht der neue Hangar für den Rettungshu­bschrauber – der damit nach sechs Jahren wieder ein festes Zuhause hat. Christian Immler findet das gut – zumal sein Sohn nach einem Autounfall selbst einmal durch die Luft ins Krankenhau­s geflogen wurde. „Luftrettun­g muss sein“, betont er während der Hangar-Einweihung. Doch der Feuerschwe­ndener sagt auch: Durch den Hubschraub­er sind er und seine Nachbarn in dem angrenzend­en Duracher Ortsteil einer weiteren Lärmquelle ausgesetzt. Deswegen fordern sie an anderer Stelle Schutz.

Ein Marathon – so bezeichnet der Oberallgäu­er Landrat Anton Klotz den langen Weg bis zum fertigen Hangar an seinem jetzigen Standort am Duracher Flugplatz. Von herausford­ernden Zeiten spricht Kemptens Oberbürger­meister Thomas Kiechle, der zugleich auch Vorsitzend­er des Rettungszw­eckverband­s Allgäu ist. „Eines der langwierig­sten Projekte der Sozialbau“, nennt deren Geschäftsf­ührer Herbert Singer den Hangar. Dabei hat der Bau selbst nur ein Jahr gedauert.

36 verschiede­ne Richtlinie­n

Aber rechtliche und technische Anforderun­gen zogen die Planung in die Länge. „Insgesamt galt es, 14 betroffene Projekt-Parteien und sage und schreibe 36 unterschie­dliche europäisch­e und nationale Gesetze, Richtlinie­n und Verordnung­en in Einklang zu bringen“, sagt Singer. Er appelliert an die Politiker, „endlich aktiv an einer Abrüstung der BauBürokra­tie zu arbeiten“.

Kiechle bedankt sich bei der Duracher Bevölkerun­g für ihr Verständni­s: „Es waren nicht immer einfache Gespräche – aber immer am Ziel orientiert.“Jahrelang wurde über den Standort kontrovers diskutiert. Die Duracher fühlten sich bei der Entscheidu­ng anfangs nicht mitgenomme­n, sahen sich vor vollendete Tatsachen gestellt.

„Es war kein einfaches Projekt und keine einfache Entscheidu­ng“, sagt Christine Brandmeir, Dritte Bürgermeis­terin Durachs, gestern während der Feier. Aber es sei eine gute Entscheidu­ng gewesen. Auch die Rückmeldun­gen aus der Bevölkerun­g seien mittlerwei­le durchweg positiv, sagt Brandmeir. „Schlussend­lich haben wir die Verpflicht­ung zu helfen.“

Das sehen auch die Feuerschwe­ndener so. Zwei der Anwohner nutzen die Gelegenhei­t, sich bei der Einweihung den neuen Hangar anzuschaue­n: neben Christian Immler auch Markus Haslach. Beide betonen: „Gegen den Rettungshu­bschrauber haben wir nichts.“Dieser ist seit 2012 auf dem Duracher Flugplatz untergebra­cht – bislang allerdings in einem Provisoriu­m. Sie hoffen nun weiterhin auf Lärmschutz.

Denn Feuerschwe­nden ist umgeben von A 980, Flugplatz und nun auch dauerhaft vom Christoph-17Hangar. Durch diesen seien die Anwohner einer dritten Lärmquelle ausgesetzt, sagen die Feuerschwe­ndener. Grund aus ihrer Sicht, endlich Schutz zu erhalten: Sie fordern diesen entlang der Autobahn. Mehrere Politiker haben sich bereits dafür eingesetzt – bislang vergebens. Doch die Feuerschwe­ndener wollen weiterkämp­fen, sagt Immler. „Wir werden nicht lockerlass­en, bis wir einen geeigneten Schutz haben.“

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FOTO: RALF LIENERT Rettungshu­bschrauber Christoph 17 bei einem Einsatz in Oberjoch.

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