Staatliches Bauamt spricht sich für die Ampel aus
Kemptener Behörde unterstützt auch die Planung der Stadt für den Berliner Platz ohne Tunnel
LINDAU - Das Nein des Lindauer Stadtrats zu dem Neubaugebiet auf dem Cofely-Grundstück hat für Aufsehen gesorgt. Denn die Fachleute sind nach wie vor davon überzeugt, dass als Einfahrt zum Lindaupark dort nur eine Ampel funktioniert.
Dass der Stadtrat mit knapper Mehrheit vorerst das ganze Projekt abgelehnt hat, weil einige Räte einen Kreisverkehr erzwingen wollen, das erzeugt Ratlosigkeit. „Ein Kreisverkehr wäre als Knotenpunkt auch darstellbar, setzt aber einen zusätzlichen Grunderwerb voraus“, antwortet Markus Kreitmeier, Bereichsleiter Straßenbau im Staatlichen Bauamt Kempten, auf Anfrage der Lindauer Zeitung. Im Stadtrat hatten die Planer am Mittwoch aber dargestellt, dass der Eigentümer des betroffenen Grundstücks auf der anderen Seite der Kemptener Straße dazu nicht bereit ist, außerdem würde das den städtebaulichen Entwurf des Vier-Linden-Quartiers beschädigen.
Kreitmeier betont zudem ausdrücklich, dass Lindau alle Planungen für die Ampelkreuzung mit seiner Behörde abgestimmt habe: „Unter Berücksichtigung der vorhandenen Randbedingungen halten wir eine Lichtsignalanlage für eine realistisch machbare Lösung.“Damit stärkt der Behördenleiter die Position der Planer und der Stadtverwaltung gegenüber der Ratsmehrheit. OB Gerhard Ecker hofft, dass er zumindest ein paar Kritiker überzeugen kann, dass es keine bessere Lösung gibt, die auch umsetzbar ist. Laut Pressesprecher Jürgen Widmer soll der Verkehrsplaner deshalb interessierten Räten nochmal vertieft Einblick in Planung und Funktionsweise von Ampelkreuzungen und Kreisverkehren geben und deren Vor- und Nachteile erläutern.
Stadtverwaltung und Bauträgerfirma I+R haben am Donnerstag intensiv beraten, wie es weitergehen soll. Projektentwickler Andreas Deuring von I+R macht im Gespräch mit der LZ aus seiner Enttäuschung kein Hehl. Er müsse sich auch mit Lindaupark-Eigentümer Thomas Feneberg über die weiteren Schritte abstimmen. Deuring betont, dass bei der Planung der neuen Siedlung Fußgänger und Radfahrer viel wichtiger gewesen seien als Autos. Schließlich plane man fußläufig zwischen Einkaufszentrum und Lidl sowie zum neuen Bahnhof eine autofreie Siedlung. Über weitere Schritte wollte sich Deuring noch nicht äußern: „Ich muss jetzt erst mit den Partnern überlegen, was wir aus dem Grundstück machen.“
Widmer hofft für die Stadt, dass die gute Zusammenarbeit zwischen Stadt und I+R hält. Schließlich plant der Bauträger nicht nur 409 Wohnungen, von denen 134 Sozialwohnungen werden sollen. Hinzu kämen
„Das vorliegende Gesamtkonzept ist aus unserer Sicht schlüssig.“Markus Kreitmeier, Bereichsleiter Straßenbau im Staatlichen Bauamt Kempten, befürwortet die bisherigen Pläne zum Umbau des Berliner Platzes.
Büroflächen, ein neuer Kindergarten sowie Geld für Schulklassen und anderes. Möglich wird das wegen der Regeln der Sozialgerechten Bodennutzung, über die Lindau einen Teil der Wertsteigerung des Grundstücks durch den Wandel von der Gewerbezur Wohnfläche abschöpft.
Gesamtkonzept für den Berliner Platz hält Bauamt für „schlüssig“
Weil einige Räte die Ablehnung der Ampelkreuzung mit grundlegender Kritik an den bisher vorliegenden Plänen für den Berliner Platz verbinden, äußert sich Behördenleiter Kreitmeier auf Anfrage der LZ auch dazu: Sowohl die Übergangslösung als auch die bisherigen Ideen für eine endgültige Lösung seien mit dem Staatlichen Bauamt abgestimmt. Und entgegen den immer wieder in Lindau zu hörenden Gerüchten hält die Behörde diese Pläne offenbar für gut: „Das vorliegende Gesamtkonzept ist aus unserer Sicht schlüssig.“
Kreitmeier mahnt allerdings eine umfassende Verkehrssimulation an, die alle geplanten Projekte in dem Bereich und die daraus folgende Verkehrsbelastung enthält. Wichtig ist, dass dabei nicht nur Autos, sondern auch Fußgänger und Radfahrer betrachtet werden. Diese Forderung drückt aber kein Misstrauen der Behörde gegenüber den Lindauer Plänen aus, sondern wäre für jede andere Idee auch nötig. Das erwächst schon aus der entsprechende Auflage der Regierung von Schwaben zur Erweiterung des Lindauparks.
Das Bauamt drängt außerdem darauf, dass der Stadtrat über Maßnahmen wie das Einfahrtverbot aus der Rickenbacher Straße in den Berliner Platz und die Verlegung der Lindauparkzufahrt aus dem Kreisverkehr nicht nur spricht, sondern diese auch beschließt.
Widmer sagt die Simulation zu. Der Umbau des Berliner Platzes in eine Übergangslösung im kommenden Jahr ist bereits beschlossen. Die weitere Planung läuft. Kreitmeier bezeichnet den Umbau des Platzes ohne Tunnel, die Fachleute sprechen vom Fly Under, als „tragfähige Lösung“. Er hofft, dass die Simulation das bestätigt. Dann wird das Bauamt als Bauträger für Bundesstraße und Staatsstraße auch einen Teil der Umbaukosten tragen.