Lindauer Zeitung

Kreistag will Geburtshil­fe sichern

Zuschüsse von Kreis und Freistaat sollen Defizit abfedern

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durchaus richtig: „Unser Ziel muss sein, die Geburtshil­fe zu sichern“, betonte er sich in der Kreistagss­itzung am Donnerstag. Und verwies darauf, dass der sogenannte Betrauungs­akt – ein Vertrag, mit dem der Kreis den Klinikträg­er Asklepios damit beauftragt, im Lindauer Krankenhau­s eine Geburtshil­festation zu betreiben – „keinen Rechtsansp­ruch auf Defizitaus­gleich“festschrei­be.

Kreisrat Klaus Adams, der als Kinderarzt zusammen mit seinem Kreistagsk­ollegen Harald Tegtmeyer-Metzdorf sowie einem weiteren Kinderarzt regelmäßig bei Geburten im Lindauer Krankenhau­s mitarbeite­t, sieht die Ursache für die Defizite in der Geburtshil­fe vor allem in den geltenden Fallpausch­alen: „Die sind einfach nicht kostendeck­end.“Tegtmeyer-Metzdorf bezeichnet­e die Höhe der Fallpausch­alen sogar als „Ausdruck der Geringschä­tzung“ für Geburtshil­fe. Deswegen hält Adams es „nur für konsequent“, wenn der Landkreis mögliche staatliche Fördergeld­er erschließe, die den Bestand der Geburtshil­fe in der Asklepios-Klinik sichern.

Für Kreisrätin Ulrike LorenzMeye­r, ebenfalls Medizineri­n, stellt sich die Frage, warum der Landkreis trotz Privatisie­rung das vom Freistaat nicht abgedeckte Defizit übernehmen müsse: „Diese 15 Prozent kann doch auch Asklepios tragen“, ist Lorenz-Meyer überzeugt und fügte an: „Sonst werden die Gewinne privatisie­rt und die Verluste an die Öffentlich­keit weitergege­ben.“ Landrat Elmar Stegmann

Asklepios muss zuzahlen

Das wollte der Landrat so nicht stehen lassen. Zum einen werde es ja nur einen Defizitaus­gleich in der Geburtshil­fe bis maximal eine Million Euro geben – und das Minus in der Geburtshil­fe in diesem Jahr voraussich­tlich 1,2 Millionen Euro betragen, sodass Asklepios ohnehin zuzahlen müsse. Zum anderen betonte Stegmann, der zugleich Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der Lindauer Asklepios-Klinik ist: „Es gab noch nie Gewinne.“

Das untermauer­te er im Kreistag mit einer Übersicht: Daraus geht hervor, dass die Geburtshil­fe in den Jahren 2015 bis 2017 jährlich immer mindestens eine Million Euro Minus machte, die Defizite des gesamten Lindauer Krankenhau­ses sich in diesen drei Jahren auf Beträge zwischen 560 000 bis 1,4 Millionen Euro beliefen. Im jetzt zu Ende gehenden Jahr rechne Asklepios, wie erwähnt, mit etwa 1,2 Millionen Euro Minus in der Geburtshil­fe, während sich das Gesamtdefi­zit auf etwa 900 000 Euro belaufen soll – die Gewinne anderer Abteilunge­n werden also etwa ein Viertel des Defizits der Geburtshil­fe ausgleiche­n.

Nach lebhafter Diskussion sind aber am Donnerstag letztlich alle Kreisräte bereit gewesen, mit dem entspreche­nden formellen Vertrag den Weg zu Bayerns Zuschüssen freizumach­en. Kreisrat Ulrich Pfanner verwies darauf, dass es bei keinem Förderprog­ramm im Freistaat eine hundertpro­zentige Kostenüber­nahme gebe, und dass der Kreis mit seinem möglichen Anteil ja auch „seine Wertschätz­ung der Arbeit in der Geburtshil­fe“ausdrücke. Und so günstig, mit maximal jährlich 150 000 Euro, bekomme niemand eine Geburtshil­festation. Jürgen Müller und Karl Schober fassten es schließlic­h so zusammen: „Wir müssen doch froh sein, dass wir im Kreis noch überhaupt eine Geburtshil­fe haben.“

„Es gab noch nie Gewinne.“

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FOTO: EVI ECK-GEDLER Mit ihrem Beschluss wollen die Kreisräte die Geburtshil­fe in der Lindauer Asklepios-Klinik für die nächsten zehn Jahre sichern: Das ist die Laufzeit des sogenannte­n Betrauungs­aktes, der einen grundsätzl­ichen Defizitaus­gleich mit Geldern des Freistaats und des Landkreise­s möglich macht.

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