So kommt der alte Mustang in die Alte Welt
Wer einen US-amerikanischen Oldtimer importieren will, muss viele Hürden überwinden
WUPPERTAL/MÜNCHEN (dpa) - Das Internet kann auch für Autofans eine wahre Fundgrube sein. Angebote lassen sich dabei weltweit entdecken. Wer beispielsweise nach einem USOldtimer sucht und etwa von einem 1964er Ford Mustang oder einem 1966er Chevrolet Camaro träumt, der schaut sich deshalb vielleicht auch auf dem amerikanischen Markt um. Doch so schnell man per Mausklick zum stolzen Besitzer werden kann, so viele Hindernisse können auftauchen, bis das Objekt der Begierde nach einer langen Reise schließlich in der heimischen Garage steht.
Dieter Thiel weiß aus eigenem Erleben, dass es gar nicht so einfach ist, im Paragrafen-Dschungel der Ausfuhrund Importbestimmungen, der technischen und gesetzlichen Vorgaben den Überblick zu behalten. „Die Bestimmungen ändern sich bisweilen, ob das nun den Zoll betrifft oder vielleicht auch nur die in Klimaanlagen eingesetzten Kältemittel“, weiß der Firmeninhaber von USCars24, einem Wuppertaler Unternehmen, das seit 30 Jahren Neu- und Gebrauchtfahrzeuge aus den USA und Kanada importiert.
„Jeder Fall ist individuell“, bestätigt Jörg Eckhardt Kuznik. So könne es gerade bei Oldtimern vorkommen, dass die Scheinwerfer umgerüstet werden müssen. Deshalb rät der Kfz-Sachverständige und Vertragspartner der Datenbank Classic Data dazu, erste Informationen zu einem bestimmten Fahrzeug beim entsprechenden Autoclub einzuholen.
Ein Auto etwa auf Ebay zu ersteigern, ohne das Fahrzeug vor Ort begutachtet zu haben, das hält Kuznik grundsätzlich für riskant. Die Diskrepanz zwischen den Bildern und dem, was der Kunde schließlich vorfindet, wenn der Container in Bremerhaven oder in Hamburg geöffnet wird, könne ganz erheblich sein. „Die Bandbreite der Betrügereien reicht vom Austausch von Anbauteilen wie den Felgen bis zu einer Innenausstattung, die statt des versprochenen Leders nur aus Kunstleder besteht“, weiß Kuznik aus Erfahrung. Auch Ulrich Safferling kennt solche Fälle. „Es ist schon vorgekommen, dass der Käufer den Container in Deutschland geöffnet und ein Wrack oder einen schlecht reparierten Unfallwagen vorgefunden hat“, so der Chefredakteur von „Auto Classic“.
Probleme mit der Versicherung
Zudem könnten Schäden auch aus Unwissenheit resultieren. „Aus Sicherheitsgründen darf bei der Verschiffung so gut wie kein Kraftstoff mehr im Tank sein“, nennt Safferling ein Beispiel. „Wer nun aber in den USA noch einmal günstig volltankt, der muss damit rechnen, dass der Spediteur den Tank aufbricht, um das Benzin abpumpen zu können.“
Egal, ob Kauf im Netz oder vor Ort in den USA – immer lautet die grundsätzliche Frage: „Kümmere ich mich selbst um den Transport oder beauftrage ich ein Unternehmen“, sagt der Journalist, der den Selbstimport durchaus nicht für ein unlösbares Problem hält. Allerdings versichern Reederei und Spediteur nichts, verweist Thiel auf eine vermeintliche Kleinigkeit, die gerade beim Selbstimport gerne einmal übersehen werde. „Geht der Container über Bord oder bricht ein Feuer aus, wird der Schaden nur nach Tonnage bezahlt. 50 Euro pro Tonne bei einem Fahrzeuggewicht von vielleicht anderthalb Tonnen bedeuten dann einen Totalverlust.“Eine entsprechende Zusatzversicherung ist unabdingbar. Sie sollte über die Gesamtkosten für Auto, Verschiffung und Einfuhrabgaben abgeschlossen werden.
Wer sich den Selbstimport nicht zutraut oder diesen für zu zeitaufwendig erachtet, der kann die Prozedur auch als Dienstleistung buchen. So bietet etwa USCars24 ein solches Import-Abwicklungspaket an. Das umfasse die komplette Abwicklung, vom Transport zum Verladehafen über die Container-Beladung in den USA und die -Entladung in Europa bis hin zur Verzollung und zum abschließenden Transport zum Käufer, erläutert Firmeninhaber Thiel.