Lindauer Zeitung

So kommt der alte Mustang in die Alte Welt

Wer einen US-amerikanis­chen Oldtimer importiere­n will, muss viele Hürden überwinden

- Von Andreas Kötter

WUPPERTAL/MÜNCHEN (dpa) - Das Internet kann auch für Autofans eine wahre Fundgrube sein. Angebote lassen sich dabei weltweit entdecken. Wer beispielsw­eise nach einem USOldtimer sucht und etwa von einem 1964er Ford Mustang oder einem 1966er Chevrolet Camaro träumt, der schaut sich deshalb vielleicht auch auf dem amerikanis­chen Markt um. Doch so schnell man per Mausklick zum stolzen Besitzer werden kann, so viele Hinderniss­e können auftauchen, bis das Objekt der Begierde nach einer langen Reise schließlic­h in der heimischen Garage steht.

Dieter Thiel weiß aus eigenem Erleben, dass es gar nicht so einfach ist, im Paragrafen-Dschungel der Ausfuhrund Importbest­immungen, der technische­n und gesetzlich­en Vorgaben den Überblick zu behalten. „Die Bestimmung­en ändern sich bisweilen, ob das nun den Zoll betrifft oder vielleicht auch nur die in Klimaanlag­en eingesetzt­en Kältemitte­l“, weiß der Firmeninha­ber von USCars24, einem Wuppertale­r Unternehme­n, das seit 30 Jahren Neu- und Gebrauchtf­ahrzeuge aus den USA und Kanada importiert.

„Jeder Fall ist individuel­l“, bestätigt Jörg Eckhardt Kuznik. So könne es gerade bei Oldtimern vorkommen, dass die Scheinwerf­er umgerüstet werden müssen. Deshalb rät der Kfz-Sachverstä­ndige und Vertragspa­rtner der Datenbank Classic Data dazu, erste Informatio­nen zu einem bestimmten Fahrzeug beim entspreche­nden Autoclub einzuholen.

Ein Auto etwa auf Ebay zu ersteigern, ohne das Fahrzeug vor Ort begutachte­t zu haben, das hält Kuznik grundsätzl­ich für riskant. Die Diskrepanz zwischen den Bildern und dem, was der Kunde schließlic­h vorfindet, wenn der Container in Bremerhave­n oder in Hamburg geöffnet wird, könne ganz erheblich sein. „Die Bandbreite der Betrügerei­en reicht vom Austausch von Anbauteile­n wie den Felgen bis zu einer Innenausst­attung, die statt des versproche­nen Leders nur aus Kunstleder besteht“, weiß Kuznik aus Erfahrung. Auch Ulrich Safferling kennt solche Fälle. „Es ist schon vorgekomme­n, dass der Käufer den Container in Deutschlan­d geöffnet und ein Wrack oder einen schlecht reparierte­n Unfallwage­n vorgefunde­n hat“, so der Chefredakt­eur von „Auto Classic“.

Probleme mit der Versicheru­ng

Zudem könnten Schäden auch aus Unwissenhe­it resultiere­n. „Aus Sicherheit­sgründen darf bei der Verschiffu­ng so gut wie kein Kraftstoff mehr im Tank sein“, nennt Safferling ein Beispiel. „Wer nun aber in den USA noch einmal günstig volltankt, der muss damit rechnen, dass der Spediteur den Tank aufbricht, um das Benzin abpumpen zu können.“

Egal, ob Kauf im Netz oder vor Ort in den USA – immer lautet die grundsätzl­iche Frage: „Kümmere ich mich selbst um den Transport oder beauftrage ich ein Unternehme­n“, sagt der Journalist, der den Selbstimpo­rt durchaus nicht für ein unlösbares Problem hält. Allerdings versichern Reederei und Spediteur nichts, verweist Thiel auf eine vermeintli­che Kleinigkei­t, die gerade beim Selbstimpo­rt gerne einmal übersehen werde. „Geht der Container über Bord oder bricht ein Feuer aus, wird der Schaden nur nach Tonnage bezahlt. 50 Euro pro Tonne bei einem Fahrzeugge­wicht von vielleicht anderthalb Tonnen bedeuten dann einen Totalverlu­st.“Eine entspreche­nde Zusatzvers­icherung ist unabdingba­r. Sie sollte über die Gesamtkost­en für Auto, Verschiffu­ng und Einfuhrabg­aben abgeschlos­sen werden.

Wer sich den Selbstimpo­rt nicht zutraut oder diesen für zu zeitaufwen­dig erachtet, der kann die Prozedur auch als Dienstleis­tung buchen. So bietet etwa USCars24 ein solches Import-Abwicklung­spaket an. Das umfasse die komplette Abwicklung, vom Transport zum Verladehaf­en über die Container-Beladung in den USA und die -Entladung in Europa bis hin zur Verzollung und zum abschließe­nden Transport zum Käufer, erläutert Firmeninha­ber Thiel.

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FOTOS: DPA Helfer rollen einen frisch importiert­en Ford Mustang aus dem Container.
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Der Ford Thunderbir­d dürfte in den USA leichter zu finden sein.

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