Männer haben’s auch nicht leicht
Premiere des Theaters Oberreitnau ein voller Erfolg – Weitere Vorstellungen stehen noch an
OBERREITNAU - „... ich will doch nur dein Bestes“, heißt das diesjährige Theaterstück der Laienschauspielgruppe Oberreitnau. In der turbulenten Geschichte von Regina Rösch geht es um die ewige Beziehung zwischen Männern und Frauen, die sich am Ende des Theaterabends, nach rund drei Stunden bester Unterhaltung, fürs Premierenpublikum im vollbesetzten Freizeitzentrum in Wohlgefallen auflöste. Weitere Aufführungen sind heute, am Donnerstag, Freitag und Samstag zu sehen.
Das Lustspiel in drei Akten spielt im Haus des eingefleischten Junggesellen Rudolf Struppe (Dieter Enderle), der einfach so in den Tag hinein lebt. Ordnung ist nicht sein Steckenpferd. Der Kelch des Ehelebens mit all seinen Begleiterscheinungen ist am Automechaniker Rudolf bisher vorbeigegangen. Die Gängeleien, denen Ehemänner im täglichen Leben ausgesetzt sind, kennt er nur aus den Erzählungen seiner verheirateten und schwer geknechteten Freunde Schorsch (Hans Schick) und Willi (Peter Schmieg).
Frei und entspannt könnte er leben, wäre da nicht seine putzwütige Schwester Apollonia (Elisabeth König), die ihren ledigen Bruder vor Feiertagen steht einen Besuch abstattet, um dessen verlotterte Wohnung wieder auf Vordermann zu bringen. Unterstützt von den Ehefrauen der Freunde und der Nachbarin Irene (Ulrike Meßmer) vernichtet sie jedes Staubkorn. Spätestens eine Woche nach dem Abzug seiner putzwütigen Schwester hat Rudolf seine alte „Ordnung“aber stets wieder hergestellt. Eigentlich. In diesem Jahr ist nämlich alles anders.
Getrieben von der Sorge um ihren verwahrlosten Bruder, dessen Cholesterinwerte unter aller Kanone sind, macht Apollonia selbst vor Rudolf nicht halt. Seine geliebte Fleischwurst und das tägliche Bier werden gestrichen und gnadenlos durch Tofuwürstchen, Müsli und Kräutertee ersetzt. Statt wie gewohnt nach sieben Bierchen in langer Unterhose auf dem alten ramponierten Sofa zu nächtigen, muss Rudolf seine Nächte nun „wie jeder normale Mensch“im engen und an allen Stellen zwickenden Schlafanzug im Bett verbringen. Dort angekommen, wird er von Alpträumen geplagt, in denen ihn Staubtüchern und Putzlappen verfolgen. Um all dem die Krone aufzusetzen, will Apollonia Rudolfs geliebte Bierkrugund Zinntellersammlung einer staubfreien Wohnzimmeratmosphäre opfern. Rudolf ist dem Wahnsinn nahe. Als Putzdrache in diesem Jahr beschließt, bis zum Heimatfest neun Wochen bei Rudolf zu wohnen, beginnt für den eingefleischten Junggesellen der Kampf ums Überleben.
Unterstützt von Vinzenz, einem zugezogenen Trachtenmodenhändler (Frederic Rupfle), und dem „Frauenversteher“Gustav (Matthias Efinger), beginnen Rudolfs Freunde Schorsch und Willi mitten in den ohnehin schon schwierigen Vorbereitungen für das große Heimatfest einen Plan zur Rettung ihres Freundes zu schmieden. Doch auch die Ehefrauen Greta (Gertrud Fink) und Gunda (Gabi Schmieg) sind nicht untätig, sieht man doch eine letzte Chance einen „weiblichen Restposten“vor dem grausamen Ende als vertrocknete Jungfer zu bewahren.
Stück nimmt an Fahrt auf
Unter der Regie von Elisabeth König und Horst Binder hat das Stück spätestens ab dem zweiten Akt deutlich an Fahrt aufgenommen. Dieter Enderle als Rudolf konnte seine pure Verzweiflung mit seiner Mimik und spontanen Bewegungen spürbar vermitteln und Peter Schmieg als Willi zeigte mit dem ein oder anderen Reim, aber vor allem im Outfit der Anne-Marie sein Talent für leicht schräge Rollen. Elisabeth König in der Rolle der Apollonia zeigte sehr überzeugend, wie man „ich will doch nur dein Bestes“realitätsnah und ohne Wenn und Aber umsetzen kann.
Die Oberreitnauer Theatergruppe entwickelte aus dem Lustspiel eine heitere und von zahlreichem Szenenapplaus begleitete Geschichte, wobei die Protagonisten voll in ihren Rollen aufgingen und das Publikum mit ihrer Leistung begeisterten.