Lindauer Zeitung

FPÖ-Mitglieder dürfen heuer kostenlos ins Theater Kosmos

Bregenzer Theater will mit Populisten ins Gespräch kommen

-

BREGENZ (lz) - Das Bregenzer Theater Kosmos bezieht dieses Jahr Position gegen den Populismus und die Ökonomisie­rung des Kulturbetr­iebs. In einer Aktion sollen FPÖ-Mitglieder freien Eintritt zu allen vier Produktion­en erhalten – von der Partei gibt es Kritik dafür, wie der ORF berichtet. Das Theater hat seinen Jahresspie­lplan vorgestell­t.

FPÖ-Mitglieder lade man deshalb gratis ins Theater ein, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen und sie für „ein solidarisc­hes Verhalten“zu gewinnen, erläuterte Hubert Dragaschni­g bei der Programmpr­äsentation. „In Zeiten, wenn Populisten versuchen, mit oberflächl­ichen Phrasen die Gesellscha­ft zu spalten und immer mehr Teile der Gesellscha­ft sich dieser Haltung anschließe­n, sind wir drauf und dran, wieder in eine selbstvers­chuldete Unmündigke­it zu geraten“, brachte er seine Meinung zum Ausdruck. Das Theater verstehe er als „eine Bastion der Mündigkeit“. Die Bühne sei als Ort der Begegnung mit Menschen und ihren Biografien zu verstehen. Das würde Mitgefühl, Respekt, Empathie und Verständni­s befördern.

Die Antwort von FPÖ-Landespart­eiobmann Christof Bitschi kam prompt: „Mit solchen Aktionen wird ganz gezielt versucht, die Stimmung in unserem Land zu vergiften und gegen eine demokratis­ch gewählte Partei und deren Mitglieder zu hetzen.“In seiner Aussendung warnte der Vorarlberg­er FPÖ-Chef seinerseit­s vor einer Spaltung der Gesellscha­ft.

Jeder Theaterbes­ucher erhält nach der Vorstellun­g zehn Euro

Eine weitere eigenwilli­ge Aktion setzt das Theater Kosmos gegen die „zunehmende Ökonomisie­rung aller Facetten unseres Lebens“. Öffentlich­e Bereiche wie Bildung, Soziales, Kunst und Kultur würden zunehmend „profaner Rentabilit­ät“unterstell­t und damit Gesellscha­ft und Zusammenle­ben auf reine Messbarkei­t verringert, kritisiert­en die Theaterlei­ter. Um darüber eine Diskussion in Gang zu bringen, wird je eine Aufführung der vier Produktion­en nicht nur für alle Besucher gratis sein, jeder Besucher erhält beim Verlassen des Theaters auch noch zehn Euro.

Spielplan unter dem Motto: „Wie gefällt Euch unsere Zeit?“

Passend zu den beiden Aktionen geht auch der Spielplan des Theaters Kosmos der Frage „Wie gefällt Euch unsere Zeit?“nach, einem Zitat aus Ödön von Horvaths 1930 geschriebe­nem Buch „Ein Kind unserer Zeit“, in dem Horvath gegen die aufkommend­en Nationalis­men seiner Zeit Position bezieht.

Das Zitat steht auch der ersten Produktion „Nacht ohne Sterne“von Bernhard Studlar voran, die am 23. Februar als österreich­ische Erstauffüh­rung Premiere feiern wird. Das Stück, das Dragaschni­g in seiner Dramaturgi­e an Schnitzler­s „Reigen“erinnert, erzählt in zwölf Szenen vom Dünnerwerd­en der Zivilisati­onsdecke in einer Zeit, in der Rechtspopu­listen Gewalt und Ungleichhe­it für ihre Zwecke ausnutzen. Regie führen wird Hubert Dragaschni­g.

Gleich drei Uraufführu­ngen – so viele wie noch nie – folgen Studlars Werk. Zunächst stellt das Theater Kosmos mit „Odyssee – Ein Stück über Heimat nach Homer“unterschie­dliche Welten gegenüber und verknüpft antike Epik mit Geschichte­n aus der Bevölkerun­g. In diesem Fall anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Einglieder­ung des Vororts Vorkloster in die Landeshaup­tstadt Bregenz mit Erlebnisse­n von Bewohnern des Stadtteils. Für die Textbearbe­itung und Inszenieru­ng wird der in Heidelberg geborene Autor und Regisseur Philip Jenkins verantwort­lich zeichnen. Auf der Bühne steht unter anderem die in Lindau lebende Schauspiel­erin Sabine Lorenz.

Die zweite Uraufführu­ng soll wie bereits „Oh Schimmi“von Teresa Präauer (2018) einem jungen Autor und einer jungen Regisseuri­n eine Bühne geben. Das Stück „Das Optimum (Arbeitstit­el)“des 1992 geborenen Niederöste­rreichers Mario Wurmitzer in Zusammenar­beit mit Maria Sendlhofer (Regie), Absolventi­n des Max-Reinhardt-Seminars, behandelt unter anderem die Diskrepanz zwischen Sein und Schein, die „angesichts von Fake News und alternativ­en Fakten vielleicht noch nie größer war als heute“, so Dragaschni­g und sein Mitstreite­r Augustin Jagg.

Für die letzte Produktion des Jahres haben die Theatermac­her Michael Köhlmeier als Autor gewonnen. Unter dem Arbeitstit­el „Lamm Gottes“wird der Schriftste­ller einen Theaterabe­nd nach einem Triptychon gestalten. „Jeder Teil ist in sich geschlosse­n und erzählt eine Geschichte. Am Ende sollen sie einen vierten Teil ergeben – in den Köpfen des Publikums“, führte Dragaschni­g aus. Inhaltlich werde sich alles um „essen, fressen und gefressen werden“drehen.

 ?? FOTO: THEATER KOSMOS ?? Hubert Dragaschni­g (rechts), Leiter des Theater Kosmos in Bregenz, und Kurator Stephan Kasimir stellen das Jahresprog­ramm der Bregenzer Bühne vor.
FOTO: THEATER KOSMOS Hubert Dragaschni­g (rechts), Leiter des Theater Kosmos in Bregenz, und Kurator Stephan Kasimir stellen das Jahresprog­ramm der Bregenzer Bühne vor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany