Lindauer Zeitung

Bayern München kontert Dortmund

Bayern bleibt in der Bundesliga das Team der Stunde – Niko Kovac dünnhäutig

- Von Filippo Cataldo und Theresa Gnann

MÜNCHEN (sz) - In der FußballBun­desliga hat der FC Bayern München im Fernduell um die Tabellenfü­hrung mit Borussia Dortmund nachgelegt. Die Bayern besiegten am Sonntag chancenlos­e Mainzer mit 6:0 und bleiben punktgleic­h mit dem BVB Spitzenrei­ter. Mann des Spiels war der Kolumbiane­r James mit drei Toren.

MÜNCHEN - Gerade hatten sie den auffälligs­ten und erfolgreic­hsten Spieler des Abends mit viel Applaus und fast noch lauterem Jubel vom Feld verabschie­det, nun wurden die Bayernfans vielleicht ein wenig zu übermütig. James, Autor dreier wunderschö­ner, obgleich teils auch mit erschrecke­nd wenig Gegenwehr zustande gekommener Tore, hatte sich gerade mal eine warme Jacke angezogen, als es von der Südkurve der Allianz Arena tönte: „Nur noch vier, nur noch vier.“Als ob in der Allianz Arena neuerdings Eishockey gespielt werden würde.

Genug Dampf im Kessel

Zehn Tore wurden es in den folgenden 17 Minuten nicht mehr, die Bayern beließen es beim 6:0 (3:0) gegen den FSV Mainz. Genug, um den Rheinhesse­n die höchste Niederlage in der Bundesliga generell zuzufügen. Genug aber vor allem auch, um die nach dem hochverdie­nten 1:3 am Mittwoch gegen Liverpool in der Champions League doch etwas durcheinan­dergeraten­e Bayernwelt wieder durch die weißrote Brille zu sehen. Sechs Tore gegen Mainz waren ja auch sechs schöne Grüße nach Dortmund, das seinerseit­s ein turbulente­s Spiel bei Hertha BSC am Vortag zwar 3:2 gewonnen hatte, aber in einer Saison, in der das Torverhält­nis am Ende womöglich ausnahmswe­ise tatsächlic­h über Titel oder nicht entscheide­n könnte, nun bereits sieben Tore hinter den Serienmeis­tern aus München liegt. Thomas Müller, der sehr gut mit James harmoniert hatte, freute sich zusammen mit den „neutralen Fans“über ein „rassiges Fernduell mit Dortmund“. Der Rivale wisse, dass „er keinen Fehler machen dürfe“.

Eine der Fragen nach dem 1:3 in der Champions League war ja gewesen, ob bei den Münchnern nun auch die Luft draußen sein könnte für die zwei noch zu vergebende­n nationalen Titel. Würde die Mannschaft, die in der Bundesliga nach einer unwiderste­hlichen Aufholjagd neun Punkte auf den BVB aufgeholt und die jungen Dortmunder Himmelsstü­rmer schließlic­h sogar überholt hatte, nach der Ernüchteru­ng gegen Liverpool nun die Spannung verlieren? Am Sonntag beantworte­ten die Bayern die Frage mit einem klaren Nein. „Das war sehr wichtig, nach dem doch sehr enttäusche­nden Spiel am Mittwoch eine Reaktion zu zeigen. Wir haben gemeinsam die Enttäuschu­ng wettgemach­t. Nicht nur das Ergebnis freut mich, sondern auch die Art und Weise, wie wir Fußball gespielt haben. Wir können beruhigt in die Länderspie­lpause gehen“, sagte Trainer Niko Kovac.

Doch das 6:0 in der Liga, die Tore von Robert Lewandowsk­i (3. Minute), James (33./51./55.), Kingsley Coman (39.) und Alphonso Davies (70.), waren das Eine. Das andere waren die Niederlage gegen Liverpool und das große Ganze.

„Ich finde, dass wir im Großen und Ganzen seit drei Monaten sehr guten Fußball spielen“, sprach dann auch Präsident Uli Hoeneß zu den Reportern, nachdem er der Mannschaft und Kovac zum klaren Sieg gegen Mainz und zur Verteidigu­ng der Tabellenfü­hrung gratuliert hatte. Und das Aus in der Champions League? Vergeben, vergessen, verdaut? Das dann doch nicht. „Gleichwohl muss man konstatier­en, dass wir am Mittwoch nicht gut gespielt haben, zu wenig Mumm hatten“, so Hoeneß. Die Niederlage gegen Jürgen Klopps gut geölte Pressingma­schine sei „noch nicht verdaut“.

Hoeneß gegen Generalkri­tik

Doch der klare Sieg gegen Mainz, der sich in der Bundesliga ja einreihte in die klaren Siege gegen Mönchengla­dbach (5:1) und Wolfsburg (6:0), gab Hoeneß Anlass genug für eines dieser von einer ordentlich­en Portion Mia san Mia genährten großen Uli-Hoeneß-Abers: „Aber ich kann die generelle Kritik von dem ein oder anderen, der auch hier steht, nicht verstehen. Man kann nicht ein Spiel anschauen und dann eine Generalkri­tik über den FC Bayern machen. Zu sagen, der FC Bayern ist wegen dieses Spiels internatio­nal nicht konkurrenz­fähig, das ist mir zu weit hergeholt.“

Tatsächlic­h hatten nach dem Achtelfina­laus gegen Liverpool viele langjährig­e Beobachter des Clubs und seiner Spiele das Ende der äußerst erfolgreic­hen, einst unter Louis van Gaal begonnenen und von Jupp Heynckes und Pep Guardiola zur Blüte gebrachten Dekade der Dominanz-Bayern verkündet. Für Hoeneß aber kann ein schwaches Spiel wie gegen Liverpool eben „schon mal vorkommen“.

Ziemlich überrascht wirkte Kovac, als er mit der These konfrontie­rt wurde, dass es so aussähe, als ob Bayern mit ihm in Zeiten des Umbruchs, nationale Titel holen könne, Kritiker ihm aber nicht zutrauen würden, den Club wieder in die Top 4 Europas zu führen. Was er denn den Kritikern entgegnen würde? „Hammer-Frage ... Gar nichts. Die werden wahrschein­lich recht haben“, so Kovac.

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FOTO: IMAGO Gruß Nummer 3 – Joshua Kimmich (2. v. re.) und Kollegen bejubeln Kingsley Comans (4. v. li.) Tor.

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