Lindauer Zeitung

Konsequenz­en für Polizeiaus­bildung gefordert

Antisemiti­smus-Verdacht gegen Beamte sorgt für Aufregung

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MÜNCHEN (lby) - Nach dem jüngsten Skandal bei der bayerische­n Polizei hat der Antisemiti­smusbeauft­ragte des Freistaats, Ludwig Spaenle (CSU), Konsequenz­en für die Ausbildung des Polizeinac­hwuchses gefordert. In einer Stellungna­hme sprach sich Spaenle am Samstag für eine „nachhaltig­e Sensibilis­ierung und Prävention in der Aus- und Fortbildun­g der Polizei“aus.

Zugleich lobte Spaenle das Einschreit­en der Behörden in dem am Vortag bekanntgew­ordenen Fall: Hier hätten das Bayerische Innenminis­terium und das Polizeiprä­sidium München konsequent gehandelt. Antisemiti­sches Gedankengu­t und Handeln sei insbesonde­re bei den Sicherheit­sbehörden, in keiner Weise hinnehmbar.

Die Münchner Staatsanwa­ltschaft ermittelt derzeit gegen mehrere Polizeibea­mte wegen eventuell strafbarer Inhalte in einer Chat-Gruppe. Unter anderem geht es um zwei Videos, die antisemiti­sch sein könnten. Außerdem wurde ein Foto von einer Hakenkreuz­schmierere­i gefunden. Entdeckt wurde dies auf dem privaten Handy eines Polizisten.

Im Interview des Bayerische­n Rundfunks sicherte Münchens Polizeiprä­sident Hubertus Andrä am Samstag eine lückenlose Aufklärung der Vorgänge zu. Über die Einträge in der Chat-Gruppe sei er enttäuscht und bestürzt, zumal Polizisten in Bayern bei der Ausbildung eingeschär­ft werde, sich so zu verhalten, dass sie dem Ansehen und der Würde der bayerische­n Polizei gerecht werden. „Ich halte diese Videos einfach für geschmackl­os. Und deshalb werden wir auch unabhängig von der strafrecht­lichen Ermittlung eben dann auch dienstrech­tlich ermitteln“, sagte Andrä.

Zu Forderunge­n, die betroffene­n Beamten zu entlassen, sagte der Polizeiprä­sident, dies könne nicht er selbst veranlasse­n, sondern dies könne nur ein Verwaltung­sgericht tun. Bei der Aufarbeitu­ng des Falles seien bereits mehrere Beamte vom Dienst suspendier­t oder gegen ihren Willen versetzt worden.

Minister zeigt sich geschockt

Neben Münchens Polizeifüh­rung zeigte sich auch Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) geschockt. „Das widerspric­ht allen Werten, für die die bayerische Polizei steht“, hatte Herrmann bereits am Vorabend gesagt. „Wer sich derart verhält, hat in den Reihen der Polizei nichts zu suchen.“

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