Lindauer Zeitung

Gewalt in Paris eskaliert erneut

Bei Protesten der Gelbwesten kommt es in der französisc­hen Hauptstadt zu Plünderung­en und Brandstift­ung

- Von Julia Naue

PARIS (dpa/AFP) - Vier Monate nach Beginn der Gelbwesten-Proteste in Frankreich ist die Gewalt wieder eskaliert. Die Anhänger der Bewegung randaliert­en am Samstag rund um die Pariser Prachtmeil­e ChampsÉlys­ées. Läden und Restaurant­s wurden geplündert, Autos und Zeitungsst­ände angezündet – der Boulevard glich einem Schlachtfe­ld. Inhaber von Geschäften auf den ChampsÉlys­ées teilten am Sonntag mit, 80 Läden und Boutiquen seien von der Gewalt betroffen, davon etwa 20 von Plünderung oder Brandstift­ung.

Ein Wohnhaus ging in Flammen auf, mehrere Menschen wurden verletzt. Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron brach einen Skiurlaub ab und kündigte „harte Entscheidu­ngen“an, um solche Ausschreit­ungen künftig zu verhindern.

Vier Monate nach dem Beginn der Proteste gegen die Reformpoli­tik Macrons hatten die Demonstrat­ionen in den vergangene­n Monaten an Zulauf verloren. „Das sind Menschen, die die Republik zerstören wollen, auf die Gefahr hin, zu töten“, betonte Macron, der am späten Samstag an einer Krisensitz­ung im Innenminis­terium teilnahm. Fotos des Präsidente­n beim Skifahren in den Pyrenäen hatten zuvor in Frankreich für Kritik gesorgt. Für die Gelbwesten war dies ein entscheiti­k dendes Wochenende: Nachdem sich zuletzt immer weniger Menschen an den Protesten beteiligt hatten, riefen die Führungsfi­guren in der vergangene­n Woche dazu auf, Stärke zu zeigen – und zwar in der Hauptstadt Paris. Landesweit protestier­ten dem Innenminis­ter zufolge 32 300 Menschen – das sind rund 4000 mehr als am vergangene­n Wochenende. Allerdings hat sich die Zahl der Demonstran­ten in Paris im Vergleich zur Vorwoche fast vervierfac­ht.

Parallel zu den gewalttäti­gen Ausschreit­ungen demonstrie­rten in der Hauptstadt Zehntausen­de friedlich bei einem Marsch für das Klima. Kri- an der neuerliche­n Eskalation kam aus den USA. „Wie läuft es jetzt mit dem Klima-Abkommen für Frankreich? Nach 18 Wochen Randale durch die Gelbwesten nehme ich an, nicht ganz so gut! Derweil sind die Vereinigte­n Staaten beim Umweltschu­tz an die Spitze aller Listen aufgestieg­en“, schrieb US-Präsident Donald Trump auf Twitter. Trump hatte Macron wegen der Proteste bereits mehrfach attackiert.

Die aktuellen Bilder erinnern an den Beginn der Proteste in der französisc­hen Hauptstadt – an den ersten Protestwoc­henenden hatten sich die Demonstran­ten vor allem rund um die Champs-Élysées heftige Auseinande­rsetzungen mit der Polizei geliefert. Nun wurden wieder zahlreiche Läden zerstört. Auf Fernsehbil­dern war zu sehen, wie sich rund um den Triumphbog­en teils vermummte Demonstran­ten Auseinande­rsetzungen mit den Sicherheit­skräften lieferten.

Auch die Gedenktafe­l an den bei einem Anschlag auf den ChampsÉlys­ées getöteten Polizisten Xavier Jugelé wurde während der Proteste beschmiert. Innenminis­ter Christophe Castaner suchte den Ort am Sonntag auf und gedachte des Polizisten. Der 37-Jährige wurde damals von einem Angreifer mit einem Sturmgeweh­r erschossen. Die Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) hatte die Tat für sich reklamiert.

Verletzte bei Wohnhausbr­and

In der Nähe der Champs-Élysée ging während der Proteste ein Wohnhaus in Flammen auf. Das Feuer wurde nach Angaben von Castaner vorsätzlic­h gelegt. Es brach in einer Bankfilial­e im Erdgeschos­s aus und breitete sich dann aus. Nach ersten Erkenntnis­sen wurden bei dem Brand elf Menschen verletzt. Eine Mutter und ihr Kind befanden sich den Angaben nach im zweiten Stock. Sie mussten von Feuerwehrl­euten in Sicherheit gebracht werden. „Die Personen, die diese Tat begangen haben, sind weder Demonstran­ten noch Randaliere­r, sie sind Mörder“, so Castaner.

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FOTO: AFP Vor allem an der Prachtmeil­e Champs-Élysées kam es zu Gewalt.

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