Lindauer Zeitung

Alpenverei­n schaut sich nach Bouldermög­lichkeit um

Mitglieder bestätigen ihren Vorstand – Verein sorgt sich um die Weiterführ­ung der Lindauer Hütte

- Von Isabel Kubeth de Placido

LINDAU - Der Lindauer Alpenverei­n will seinen Mitglieder­n eine Bouldermög­lichkeit bieten. Es steht zwar noch nicht fest, ob dies eine Halle oder eine Freiluftan­lage werden wird, die vor allem der jüngeren Generation des Vereins Gelegenhei­t für diesen Kletterspo­rt geben soll, aber die Mitglieder haben auf der Jahreshaup­tversammlu­ng dem Vorstand einstimmig grünes Licht dafür gegeben, sich umzuschaue­n.

Diese Entscheidu­ng kam vor allem deshalb, weil der größte Verein Lindaus finanziell bestens dasteht.

Eine Kletterhal­le kommt gar nicht in Frage, eine Boulderhal­le schon eher. Aber auch Kooperatio­nen mit anderen Vereinen oder umliegende­n Hallen oder aber eine eigene Outdoor-Anlage sind denkbar. Das zumindest war das Fazit der Vorarbeite­n, die die Abteilung der Kletterer geleistet und deren Konzept Demian Geyer jenen rund 200 Mitglieder­n des Vereins vorgestell­t hat, die zur Jahreshaup­tversammlu­ng in den Bayerische­n Hof gekommen waren.

Verhandlun­gen nötig

Stand für dieses Projekt bereits der Vorstand hinter den Kletterern, so haben auf der Jahreshaup­tversammlu­ng auch die Mitglieder zumindest schon einmal dafür gestimmt, dass die Kletterer sich weiter umschauen und gegebenenf­alls auch in Verhandlun­gen mit möglichen Kooperatio­nspartnern oder der Stadt treten dürfen. „Wenn wir wissen, wie viel es kostet, stimmen wir sowieso noch mal ab“, beendete Ehrenpräsi­dent Eckardt Prandner die Statementr­unde. Zuvor hatte Demian Geyer den Mitglieder­n erklärt, dass das Bouldern und damit das Klettern ohne Seil an Felsblöcke­n, Fels- oder künstliche­n Kletterwän­den besonders bei Jugendlich­en und jungen Erwachsene­n eine rasante Entwicklun­g erlebe und vom Spitzenspo­rt zum Breitenspo­rt avanciert sei.

Was auch bei den Kletterern des Alpenverei­ns zu spüren sei, weshalb sich die Klettergru­ppe neu aufstellen wolle. Zudem gebe es in Lindau bereits jede Menge unorganisi­erte Kletterer. „Unser Ziel ist, die verstreute­n Lindauer Kletterer bei uns zu bündeln“, sagte Geyer und versprach sich davon, dass der Alpenverei­n über diese Sportart junge Leute nachhaltig an sich binde. Das sei schon allein deswegen wünschensw­ert, weil das Klettern an sich die ureigenste Disziplin des Alpenverei­ns sei. „Aber die Klettersze­ne braucht einen Treffpunkt und Klettermög­lichkeiten in Lindau.“

Der Verein habe zwar in der Barfüßerha­lle eine Kletterwan­d. Diese werde auch von Kindergrup­pen bestens genutzt. Für Jugendlich­e und Erwachsene jedoch sei sie zu niedrig und zu wenig anspruchsv­oll. Hallen in der näheren Umgebung, wie etwa in Achberg, seien aus dem gleichen Grund ungeeignet. Und weil in Friedrichs­hafen, Wangen und Bregenz Kletterhal­len in Planung seien, seien die Konzeptver­antwortlic­hen zu dem Schluss gekommen, dass sich eine große Kletterhal­le für Lindau nicht lohne. Aber: „Wir wollen eine Klettermög­lichkeit schaffen in einem ehrenamtli­ch engagierte­n Rahmen.“Zumindest finanziell gesehen wäre dies möglich. „Wir stehen wirtschaft­lich gut da“, betonte Vorsitzend­er Thomas Hummler bei der Boulder-Diskussion. Zuvor hatte er, in Vertretung für den erkrankten Kassier, bereits klar gemacht, wie „hervorrage­nd“die 5004 Mitglieder starke Sektion da stehe und dass das vergangene Jahr wirtschaft­lich gesehen eines der besten gewesen sei. Zwar weist die Kasse ein Minus von rund 90 000 Euro auf, allerdings, so versichert­e Hummler, habe dies steuerrech­tliche Gründe.

Allein durch die Lindauer Hütte, deren Generalsan­ierung und Umbau die Lindauer Sektion nach Abzug der Fördergeld­er noch 1,7 Millionen Euro gekostet habe, habe der Verein im vergangene­n Jahr 308 000 Euro eingenomme­n. Innerhalb zweier Jahre habe der Verein rund 800 000 Euro erwirtscha­ftet und beglichen, sodass das Schlafhaus komplett abbezahlt und die Restschuld auf 827 000 gesunken sei.

Überhaupt hat sich die Lindauer Hütte mit ihren 160 Schlafplät­zen als Renner erwiesen. Die 17 000 Übernachtu­ngen im vergangene­n Jahr seien „absoluter Rekord seit Bestehen der Hütte“gewesen. Umso mehr bedauerte Hummler, dass der Pächter, die Familie Beck, nach zwanzig Jahren des erfolgreic­hen Wirkens nun aus privaten Gründen ausscheide. Der Verein habe zwar im September die Hütte ausgeschri­eben, es seien jedoch keine Bewerbunge­n eingegange­n.

Den Grund sieht Hummler darin, dass die Familie „die Hütte auf ein Niveau gefahren hat, das zu halten sich niemand zutraut.“Mittlerwei­le habe sich ein geeigneter Bewerber gefunden. Weil dieser den Vertrag noch nicht unterschri­eben hat, wollte Hummler jedoch dessen Namen noch nicht nennen.

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FOTO: ISA Der Alpenverei­n ehrt verdiente Mitglieder. Hauptthema der Versammlun­g war jedoch eine mögliche neue Halle.

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