Alpenverein schaut sich nach Bouldermöglichkeit um
Mitglieder bestätigen ihren Vorstand – Verein sorgt sich um die Weiterführung der Lindauer Hütte
LINDAU - Der Lindauer Alpenverein will seinen Mitgliedern eine Bouldermöglichkeit bieten. Es steht zwar noch nicht fest, ob dies eine Halle oder eine Freiluftanlage werden wird, die vor allem der jüngeren Generation des Vereins Gelegenheit für diesen Klettersport geben soll, aber die Mitglieder haben auf der Jahreshauptversammlung dem Vorstand einstimmig grünes Licht dafür gegeben, sich umzuschauen.
Diese Entscheidung kam vor allem deshalb, weil der größte Verein Lindaus finanziell bestens dasteht.
Eine Kletterhalle kommt gar nicht in Frage, eine Boulderhalle schon eher. Aber auch Kooperationen mit anderen Vereinen oder umliegenden Hallen oder aber eine eigene Outdoor-Anlage sind denkbar. Das zumindest war das Fazit der Vorarbeiten, die die Abteilung der Kletterer geleistet und deren Konzept Demian Geyer jenen rund 200 Mitgliedern des Vereins vorgestellt hat, die zur Jahreshauptversammlung in den Bayerischen Hof gekommen waren.
Verhandlungen nötig
Stand für dieses Projekt bereits der Vorstand hinter den Kletterern, so haben auf der Jahreshauptversammlung auch die Mitglieder zumindest schon einmal dafür gestimmt, dass die Kletterer sich weiter umschauen und gegebenenfalls auch in Verhandlungen mit möglichen Kooperationspartnern oder der Stadt treten dürfen. „Wenn wir wissen, wie viel es kostet, stimmen wir sowieso noch mal ab“, beendete Ehrenpräsident Eckardt Prandner die Statementrunde. Zuvor hatte Demian Geyer den Mitgliedern erklärt, dass das Bouldern und damit das Klettern ohne Seil an Felsblöcken, Fels- oder künstlichen Kletterwänden besonders bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine rasante Entwicklung erlebe und vom Spitzensport zum Breitensport avanciert sei.
Was auch bei den Kletterern des Alpenvereins zu spüren sei, weshalb sich die Klettergruppe neu aufstellen wolle. Zudem gebe es in Lindau bereits jede Menge unorganisierte Kletterer. „Unser Ziel ist, die verstreuten Lindauer Kletterer bei uns zu bündeln“, sagte Geyer und versprach sich davon, dass der Alpenverein über diese Sportart junge Leute nachhaltig an sich binde. Das sei schon allein deswegen wünschenswert, weil das Klettern an sich die ureigenste Disziplin des Alpenvereins sei. „Aber die Kletterszene braucht einen Treffpunkt und Klettermöglichkeiten in Lindau.“
Der Verein habe zwar in der Barfüßerhalle eine Kletterwand. Diese werde auch von Kindergruppen bestens genutzt. Für Jugendliche und Erwachsene jedoch sei sie zu niedrig und zu wenig anspruchsvoll. Hallen in der näheren Umgebung, wie etwa in Achberg, seien aus dem gleichen Grund ungeeignet. Und weil in Friedrichshafen, Wangen und Bregenz Kletterhallen in Planung seien, seien die Konzeptverantwortlichen zu dem Schluss gekommen, dass sich eine große Kletterhalle für Lindau nicht lohne. Aber: „Wir wollen eine Klettermöglichkeit schaffen in einem ehrenamtlich engagierten Rahmen.“Zumindest finanziell gesehen wäre dies möglich. „Wir stehen wirtschaftlich gut da“, betonte Vorsitzender Thomas Hummler bei der Boulder-Diskussion. Zuvor hatte er, in Vertretung für den erkrankten Kassier, bereits klar gemacht, wie „hervorragend“die 5004 Mitglieder starke Sektion da stehe und dass das vergangene Jahr wirtschaftlich gesehen eines der besten gewesen sei. Zwar weist die Kasse ein Minus von rund 90 000 Euro auf, allerdings, so versicherte Hummler, habe dies steuerrechtliche Gründe.
Allein durch die Lindauer Hütte, deren Generalsanierung und Umbau die Lindauer Sektion nach Abzug der Fördergelder noch 1,7 Millionen Euro gekostet habe, habe der Verein im vergangenen Jahr 308 000 Euro eingenommen. Innerhalb zweier Jahre habe der Verein rund 800 000 Euro erwirtschaftet und beglichen, sodass das Schlafhaus komplett abbezahlt und die Restschuld auf 827 000 gesunken sei.
Überhaupt hat sich die Lindauer Hütte mit ihren 160 Schlafplätzen als Renner erwiesen. Die 17 000 Übernachtungen im vergangenen Jahr seien „absoluter Rekord seit Bestehen der Hütte“gewesen. Umso mehr bedauerte Hummler, dass der Pächter, die Familie Beck, nach zwanzig Jahren des erfolgreichen Wirkens nun aus privaten Gründen ausscheide. Der Verein habe zwar im September die Hütte ausgeschrieben, es seien jedoch keine Bewerbungen eingegangen.
Den Grund sieht Hummler darin, dass die Familie „die Hütte auf ein Niveau gefahren hat, das zu halten sich niemand zutraut.“Mittlerweile habe sich ein geeigneter Bewerber gefunden. Weil dieser den Vertrag noch nicht unterschrieben hat, wollte Hummler jedoch dessen Namen noch nicht nennen.