Lindau legt vor, Tilburg gleicht aus
Nach Sensationssieg müssen Islanders im zweiten Play-off-Spiel einen Dämpfer hinnehmen
LINDAU - Nach der faustdicken Überraschung in Tilburg, die am Freitagabend gegen 22.25 Uhr amtlich gewesen war, ließen die Glückwünsche aus der Eishockeyszene der Oberliga nicht lange auf sich warten. Ob Braunlage, Halle, Regensburg, Hannover, Leipzig, Garmisch, Höchstadt, Selb oder Memmingen: Halb Eishockey-Deutschland lag den EV Lindau Islanders zu Füßen. Facebook-Kommentare wie „Hammer Jungs, ihr habt den Käse vom Teller geklaut“, „Ihr seid der Wahnsinn“oder „Weiter so“machten die Runde. Kein Wunder: Mit dem 3:2 (0:1, 0:1, 2:0, 1:0)-Sieg nach Overtime beim haushohen Favoriten Tilburg Trappers legten die Mannen von EVLSpielertrainer Chris Stanley in Runde eins des Play-off-Achtelfinals vor – und fügten dem erfolgsverwöhnten Oberliga-Serienmeister der vergangenen drei Jahre seit 2017 die erste Heimniederlage überhaupt zu.
Am Sonntagabend, beim zweiten Aufeinandertreffen in der Lindauer Eissportarena im Eichwald, konnten die Islanders ihren grandiosen Erfolg nicht wiederholen und unterlagen nach heftiger Gegenwehr mit 2:5 (1:2, 1:2, 0:1). Immerhin bleiben zwei Erkenntnisse aus dem ersten Play-offWochenende: Der Eishockey-Oberligist vom Bodensee kann auch gegen Überfliegerteams dagegenhalten. Und nach dem Coup zu Beginn der Serie gibt es nächsten Freitag (22. März, 19.30 Uhr) schon mal ein zweites Heimspiel für Lindau.
Der Sonntagabend der Islanders begann, wie das erste Aufeinandertreffen endete – mit einem Tor von Andreas Farny. In Überzahl, Mitch Bruijsten musste für zwei Minuten die Strafbank drücken, markierte der EVL-Kapitän auf Vorlage von Fredrik Widen früh die Führung (4.). Die hatte allerdings nur knapp zweieinhalb Minuten Bestand: Danny Stempher traf zum 1:1 Und die Gäste aus den Niederlanden legten nach, nachdem die Islanders ihr nächstes Überzahlspiel nicht verwerteten. TrappersVerteidiger Boet van Gestel traf per Schlagschuss zur Gästeführung (13.).
Im Mitteldrittel bog der amtierende Oberligameister mit zwei Überzahltreffern auf die Siegerstraße ein. Hierbei war für die Lindauer auch Pech im Spiel: Beim 1:3 durch Nardo Nagtzaam (30.) fehlten den Lindauern 21 Sekunden, beim 1:4 durch Jordy Verkiel (33.) ganze acht Sekunden zur Vollzähligkeit.
Kein Penalty für die Islanders
Der nächste Dämpfer aus EVL-Sicht, nachdem Filip Stopinski die Oberkante der Latte des Tilburger Gehäuses traf (34.), folgte auf dem Fuß. Lennartsson, freigespielt an der Bande direkt vor der Lindauer Wechselbank, wurde von Meierdres, der blitzschnell rauslief, umgerammt – absolut Penalty-würdig, doch der blieb aus. Gut nur, dass wenig später Matteo Miller aus kurzer Distanz doch noch den 2:4-Anschlusstreffer besorgte (38.). Doch im Schlussdrittel fehlte den Gastgebern die Kraft, den Spieß nochmals umzudrehen. Van Gestelt netzte zum 5:2-Endstand für die Gäste ein.
Vorausgegangen war das „Wunder von Tilburg“: „Nach 0:2 noch zurückzukommen ist unfassbar. Das war eine überragende Mannschaftsleistung, die uns sehr stolz macht“, freute sich EVL-Präsident Marc Hindelang über den Erfolg am Freitagabend in den Niederlanden. Den machte, vor 2650 Zuschauern im ausverkauften Ijssportcentrum Stappegoor, Andreas Farny in der dritten Minute der Nachspielzeit perfekt. Aus halbrechter Position wurde der Kapitän der Islanders im gegnerischen Drittel von Verteidiger Jordy Verkiel nicht energisch genug angegangen und versenkte den Puck im Gehäuse von Tilburgs Goalie Ian Meierdres.
Schon das 2:2 ging aufs Konto von Farny, der den Schuss von Martin Wenter unhaltbar für Meierdres zum Ausgleich abfälschte. Knapp 90 Sekunden zuvor eröffnete EVL-Verteidiger Fredrik Widen den Torreigen für Lindau, als er ein Zuspiel seines schwedischen Kontingentkollegen Viktor Lennartsson zum Anschlusstreffer (47.) verwertete.
Der Garant des Abends für die Sensation war allerdings David Zabolotny, der einen Sahnetag erwischte, mit seinen teils spektakulären Saves die Tilburger Offensivreihen schier zur Verzweiflung brachte und nur zweimal hinter sich greifen musste: Erst brachte Ivy van den Heuvel die Hausherren nach vier Minuten aus spitzem Winkel in Führung, nach einer guten halben Stunde erhöhte Kevin Bruijsten auf 2:0. Doch ab da hielt der EVL-Goalie seinen Kasten sauber.