Lindauer Zeitung

Lindau legt vor, Tilburg gleicht aus

Nach Sensations­sieg müssen Islanders im zweiten Play-off-Spiel einen Dämpfer hinnehmen

- Von Peter Schlefsky

LINDAU - Nach der faustdicke­n Überraschu­ng in Tilburg, die am Freitagabe­nd gegen 22.25 Uhr amtlich gewesen war, ließen die Glückwünsc­he aus der Eishockeys­zene der Oberliga nicht lange auf sich warten. Ob Braunlage, Halle, Regensburg, Hannover, Leipzig, Garmisch, Höchstadt, Selb oder Memmingen: Halb Eishockey-Deutschlan­d lag den EV Lindau Islanders zu Füßen. Facebook-Kommentare wie „Hammer Jungs, ihr habt den Käse vom Teller geklaut“, „Ihr seid der Wahnsinn“oder „Weiter so“machten die Runde. Kein Wunder: Mit dem 3:2 (0:1, 0:1, 2:0, 1:0)-Sieg nach Overtime beim haushohen Favoriten Tilburg Trappers legten die Mannen von EVLSpieler­trainer Chris Stanley in Runde eins des Play-off-Achtelfina­ls vor – und fügten dem erfolgsver­wöhnten Oberliga-Serienmeis­ter der vergangene­n drei Jahre seit 2017 die erste Heimnieder­lage überhaupt zu.

Am Sonntagabe­nd, beim zweiten Aufeinande­rtreffen in der Lindauer Eissportar­ena im Eichwald, konnten die Islanders ihren grandiosen Erfolg nicht wiederhole­n und unterlagen nach heftiger Gegenwehr mit 2:5 (1:2, 1:2, 0:1). Immerhin bleiben zwei Erkenntnis­se aus dem ersten Play-offWochene­nde: Der Eishockey-Oberligist vom Bodensee kann auch gegen Überfliege­rteams dagegenhal­ten. Und nach dem Coup zu Beginn der Serie gibt es nächsten Freitag (22. März, 19.30 Uhr) schon mal ein zweites Heimspiel für Lindau.

Der Sonntagabe­nd der Islanders begann, wie das erste Aufeinande­rtreffen endete – mit einem Tor von Andreas Farny. In Überzahl, Mitch Bruijsten musste für zwei Minuten die Strafbank drücken, markierte der EVL-Kapitän auf Vorlage von Fredrik Widen früh die Führung (4.). Die hatte allerdings nur knapp zweieinhal­b Minuten Bestand: Danny Stempher traf zum 1:1 Und die Gäste aus den Niederland­en legten nach, nachdem die Islanders ihr nächstes Überzahlsp­iel nicht verwertete­n. TrappersVe­rteidiger Boet van Gestel traf per Schlagschu­ss zur Gästeführu­ng (13.).

Im Mitteldrit­tel bog der amtierende Oberligame­ister mit zwei Überzahltr­effern auf die Siegerstra­ße ein. Hierbei war für die Lindauer auch Pech im Spiel: Beim 1:3 durch Nardo Nagtzaam (30.) fehlten den Lindauern 21 Sekunden, beim 1:4 durch Jordy Verkiel (33.) ganze acht Sekunden zur Vollzählig­keit.

Kein Penalty für die Islanders

Der nächste Dämpfer aus EVL-Sicht, nachdem Filip Stopinski die Oberkante der Latte des Tilburger Gehäuses traf (34.), folgte auf dem Fuß. Lennartsso­n, freigespie­lt an der Bande direkt vor der Lindauer Wechselban­k, wurde von Meierdres, der blitzschne­ll rauslief, umgerammt – absolut Penalty-würdig, doch der blieb aus. Gut nur, dass wenig später Matteo Miller aus kurzer Distanz doch noch den 2:4-Anschlusst­reffer besorgte (38.). Doch im Schlussdri­ttel fehlte den Gastgebern die Kraft, den Spieß nochmals umzudrehen. Van Gestelt netzte zum 5:2-Endstand für die Gäste ein.

Vorausgega­ngen war das „Wunder von Tilburg“: „Nach 0:2 noch zurückzuko­mmen ist unfassbar. Das war eine überragend­e Mannschaft­sleistung, die uns sehr stolz macht“, freute sich EVL-Präsident Marc Hindelang über den Erfolg am Freitagabe­nd in den Niederland­en. Den machte, vor 2650 Zuschauern im ausverkauf­ten Ijssportce­ntrum Stappegoor, Andreas Farny in der dritten Minute der Nachspielz­eit perfekt. Aus halbrechte­r Position wurde der Kapitän der Islanders im gegnerisch­en Drittel von Verteidige­r Jordy Verkiel nicht energisch genug angegangen und versenkte den Puck im Gehäuse von Tilburgs Goalie Ian Meierdres.

Schon das 2:2 ging aufs Konto von Farny, der den Schuss von Martin Wenter unhaltbar für Meierdres zum Ausgleich abfälschte. Knapp 90 Sekunden zuvor eröffnete EVL-Verteidige­r Fredrik Widen den Torreigen für Lindau, als er ein Zuspiel seines schwedisch­en Kontingent­kollegen Viktor Lennartsso­n zum Anschlusst­reffer (47.) verwertete.

Der Garant des Abends für die Sensation war allerdings David Zabolotny, der einen Sahnetag erwischte, mit seinen teils spektakulä­ren Saves die Tilburger Offensivre­ihen schier zur Verzweiflu­ng brachte und nur zweimal hinter sich greifen musste: Erst brachte Ivy van den Heuvel die Hausherren nach vier Minuten aus spitzem Winkel in Führung, nach einer guten halben Stunde erhöhte Kevin Bruijsten auf 2:0. Doch ab da hielt der EVL-Goalie seinen Kasten sauber.

 ?? FOTO: CF ?? Der hat gesessen: Mitch Bruijsten (20) netzt ein, EVL-Goalie David Zabolotny kann es nicht verhindern.
FOTO: CF Der hat gesessen: Mitch Bruijsten (20) netzt ein, EVL-Goalie David Zabolotny kann es nicht verhindern.
 ?? FOTO: CHRISTIAN FLEMMING ?? Chris Stanley (79) springt am höchsten, nachdem der Sensations­sieg am Freitagabe­nd in Tilburg feststand.
FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Chris Stanley (79) springt am höchsten, nachdem der Sensations­sieg am Freitagabe­nd in Tilburg feststand.

Newspapers in German

Newspapers from Germany