Arroganzdebatte im Kabinentrakt
Nach dem 1:3 in Augsburg geraten Hannovers Coach Doll und der Schiri aneinander
AUGSBURG (dpa) - Nach dem Big Point im Abstiegskampf wollten die Augsburger Standardkönige nicht zu euphorisch jubeln. „Wir dürfen nicht glauben, dass es schon vorbei ist. Es wird sehr eng bis zum Ende der Saison“, warnte Manager Stefan Reuter. „Vor Mitte Mai dürfen wir uns keinen Tag zurücklehnen.“Trotz der eindringlichen Worte des Geschäftsführers genossen alle beim FC Augsburg das so wertvolle 3:1 (0:1) gegen Hannover 96. „Wir sind jetzt in einer guten Situation. Wir haben uns da rausgeboxt“, sagte Flügelspieler Philipp Max. Elf Punkte beträgt der Vorsprung auf Hannover 96, der Relegationsplatz ist fünf Zähler weit weg.
Und doch schauten lediglich die Augsburger auf die Tabelle. Der große Rest verfolgte den Disput, den sich 96-Trainer Thomas Doll mit dem Schiedsrichter lieferte. Doll störte sich am „Labern“und „Sabbeln“von Manuel Gräfe, der Referee warf dem Trainer seinerseits „Arroganz“vor. Unmittelbar nach dem nächsten sportlichem Rückschlag der Niedersachsen setzte sich der Streit zwischen Coach und Referee dann auch noch auf dem Rasen und in den Arena-Gängen lautstark fort. „Man kann mir ja alles vorwerfen, wenn wir keine Fußballspiele gewinnen. Aber dass ich arrogant bin … Ich lass' mich nur nicht gerne fünf Minuten vollsabbeln“, meckerte Doll.
Während sich die Augsburger der größten Sorgen entledigten, rückt die 2. Liga für die Niedersachsen nach der sechsten Niederlage im siebten Spiel unter Doll immer näher. „Er kam an und hat gesagt, deinetwegen haben wir verloren, deinetwegen haben wir verloren“, schilderte der frühere FIFA-Schiedsrichter das Gezänk. Mit seinen Erklärungsversuchen über diskutierte Entscheidungen traf er nicht Dolls Geschmack. „Er meinte, du laberst nur, du laberst nur, das fand ich despektierlich. Man kann ja wenigstens vernünftig miteinander reden.“Höhnisch und ironisch habe sich Doll verhalten, sagte Gräfe.
Doll störte sich am Freistoßpfiff vor dem wohl spielentscheidenden 2:1 der Augsburger durch einen frechen Schuss von Jonathan Schmid. Dazu passte dem Trainer die Auslegung einer Vorteilsregel nicht. Gräfes Vortrag fand er sowieso misslungen. „Irgendwann habe ich mich abgedreht, mir war das auch zu viel“, Manuel Gräfe
sagte Doll. „Da ist ein Trainer, der mit seinem Team um die Liga fightet. Sich dann so gockelig hinzustellen und mich dann der Arroganz zu beschimpfen…“Ein Schiedsrichter solle sich nicht so „aufplustern“, als ob er den Fußball erfunden hätte, legte Doll nach.
Einen Eintrag von Gräfe in den Spielbericht gab es für Doll aber nicht. Schließlich habe es ja keine Beleidigungen gegeben, wiegelte der Unparteiische ab. „Ich will es nicht höher hängen als es ist, das sind Emotionen. Wenn man absteigt oder gegen den Abstieg kämpft, ist man frustriert.“Die Sache sei abgehakt.
Der Nachmittag hatte für die Hannoveraner durch das frühe Tor von Hendrik Weydandt (8. Minute) so gut begonnen. Die schwäbischen Standardkönige schlugen nach einem Eckball durch Joker Sergio Cordova (65.) und den Freistoß von Schmid (78.) aus fast 30 Metern ins kurze Eck aber stark zurück. André Hahn machte alles klar (86.) und schraubte die Ausbeute des FCA aus den drei Spielen gegen Dortmund, Leipzig und Hannover auf sieben Punkte.
Freuen durfte sich Doll wenigstens darüber, dass Manager Horst Heldt dem Nachfolger von André Breitenreiter wieder den Rücken stärkte und einen erneuten Wechsel des Trainers ausschloss. „Wir haben, als wir das gemeinsam entschieden haben, gesagt, wir gehen mit Thomas Doll auf jeden Fall über anderthalb Jahre. Und auch wenn der Worst Case eintritt, dann wollen wir mit Thomas Doll wieder aufsteigen“, sagte Heldt. „Er ist mega-engagiert, lebt das vor, gibt nicht auf.“Das erlebte Gräfe wie kein Zweiter.
„Er meinte, du laberst nur, du laberst nur, das fand ich despektierlich.“