Lindauer Zeitung

Von Spenden und privaten Vorteilen

Verhandlun­g gegen Regensburg­er Oberbürger­meister geht in die letzte Runde

- Von Ute Wessels

REGENSBURG (lby) - Im Korruption­sprozess um den suspendier­ten Regensburg­er Oberbürger­meister Joachim Wolbergs (SPD) soll am Mittwoch der letzte Zeuge aussagen. Sechs Monate nach dem Prozessauf­takt könnten dann die Termine für die Plädoyers festgelegt und somit die nächste Etappe eingeläute­t werden. Die Urteilsver­kündung ist für Anfang Mai geplant.

Für Wolbergs ist klar: Er will zurück ins Amt. Der SPD-Politiker ist von seiner Unschuld überzeugt. Dass er allein aufgrund von Vorwürfen seines Amtes enthoben wurde, sei für ihn nicht nachvollzi­ehbar, sagter er der Deutschen Presse-Agentur.

Seit Sommer 2016, als ihn die Polizei in der Tiefgarage seiner Wohnung festgenomm­en hatte, ist das Leben des 48-Jährigen aus den Fugen. Ermittlung­en, zwischenze­itliche Untersuchu­ngshaft, vorläufige Suspendier­ung, Gerichtspr­ozess und ein medialer Dauerwirbe­l bestimmen Wolbergs Alltag. Die Staatsanwa­ltschaft legt ihm Vorteilsan­nahme und Verstoß gegen das Parteienge­setz zu Last. Den ebenfalls erhobenen Vorwurf der Bestechlic­hkeit hat das Landgerich­t nicht zugelassen. Was sich Wolbergs zuschulden kommen lassen haben soll, klingt ungeheuerl­ich. Das sieht er auch selbst so.

In dem Prozess geht es vor allem um die Frage, ob Spenden des ebenfalls angeklagte­n Bauunterne­hmers Volker Tretzel an die SPD und an den SSV Jahn Regensburg bei der Vergabe eines millionens­chweren Bauprojekt­es an den Unternehme­r eine Rolle gespielt haben. Zudem sollen Wolbergs und Angehörige Vorteile, etwa bei Wohnungskä­ufen und Renovierun­gsarbeiten, erhalten haben.

Angeklagte­r bestreitet Vorwürfe

Wolbergs hat die Vorwürfe stets bestritten. Jedoch könne er zu 100 Prozent verstehen, dass gegen ihn ermittelt wurde und wird. „Da stellt die Staatsanwa­ltschaft in den Vorermittl­ungen fest: Der kriegt mehrere 100 000 Euro an Spenden für die SPD von Bauträgern, davon 400 000 von Volker Tretzel. Dann ist er im Amt, dann kriegt Tretzel das Grundstück, drei Monate später legt Tretzel 2,5 Millionen beim Jahn ein, zwei Jahre vorher hat die Schwiegerm­utter eine Wohnung gekauft, vier Jahre vorher die Mutter. Das sind schon komische Zufälle“, fasst er es selbst zusammen. Der Anklagebeh­örde wirft er aber vor, nicht in Richtung Unschuld ermittelt zu haben.

Und so wie er von seiner Unschuld überzeugt ist, so auch davon, dass seine Haft nicht rechtens war. „Ich werde alles tun, irgendwann dafür juristisch eine Bestätigun­g zu bekommen.“Die Zeit im Gefängnis, sagt er, habe ihn gebrochen. Ein Ermittlung­srichter hatte im Januar 2017 wegen Verdunklun­gsgefahr Haftbefehl erlassen, der sechs Wochen später außer Vollzug gesetzt wurde.

Weitere Prozesse drohen

Zusätzlich stehen drei weitere Anklagen gegen Wolbergs im Raum. Dabei geht es unter anderem um Spenden weiterer Unternehme­r an seinen SPD-Ortverband. Die Vorwürfe lauten auf Vorteilsan­nahme und Bestechlic­hkeit. Die erste der drei Anklagen lehnte das Landgerich­t jüngst ab. Die Staatsanwa­ltschaft legte Beschwerde ein, sodass nun das Oberlandes­gericht entscheide­n muss.

Mit Wolbergs sitzen drei weitere Beschuldig­te auf der Anklageban­k. Dem Bauunterne­hmer Tretzel werden Vorteilsge­währung und Beihilfe zum Verstoß gegen das Parteienge­setz vorgeworfe­n. Der frühere SPDFraktio­nsvorsitze­nde im Stadtrat, Norbert Hartl, muss sich wegen Beihilfe zur Vorteilsan­nahme verantwort­en, der ehemalige Tretzel-Mitarbeite­r Franz W. wegen Beihilfe zum Verstoß gegen das Parteienge­setz. Ermittlung­en im Zusammenha­ng mit Parteispen­den laufen auch gegen CSU-Mitglieder, unter anderem gegen Alt-Oberbürger­meister Hans Schaidinge­r.

 ?? FOTO: DPA ?? Joachim Wolbergs (SPD)
FOTO: DPA Joachim Wolbergs (SPD)

Newspapers in German

Newspapers from Germany