Lindauer Zeitung

„Der Frust hockt tief“bei den Landwirten

Mitglieder des Bauernverb­ands Lindau diskutiert­en nicht nur über das Volksbegeh­ren „Artenvielf­alt“

- Von Isabel Kubeth de Placido

KREIS LINDAU - Blauzungen­krankheit, anonyme Anzeigen gegen konvention­ell betriebene Höfe, das Bangen um die Melkschule des Spitalhofs, Wildschwei­ne und noch immer das Volksbegeh­ren „Artenvielf­alt“– das sind die Themen, die die Landwirte des Bauernverb­ands (BBV) Lindau derzeit beschäftig­en. Kein Wunder also, dass etwa 50 Landwirte aus dem oberen Landkreis zur BBVGebiets­versammlun­g nach Stiefenhof­en gekommen sind. „Themen gibt es ja genug, die uns unter den Nägeln brennen“, sagte Kreisobman­n Elmar Karg zu Beginn der zweiten Gebietsver­sammlung in diesem Jahr.

Volksbegeh­ren Artenvielf­alt:

Karg berichtete vom ersten runden Tisch, an dem Ende Februar etwa 30 Gruppen verschiede­ner landwirtsc­haftlicher Institutio­nen und Naturschut­zverbände teilgenomm­en haben. Als Fazit sei, so berichtete Karg, daraus hervorgega­ngen: „Wir sind nicht gegen die Landwirtsc­haft, es geht nicht ohne Landwirtsc­haft, und nicht nur die Landwirtsc­haft wird’s richten.“Ein Fazit, das der Kreisobman­n schon mal als einen Erfolg wertete, wenngleich nicht nur er sich an diesem Abend aufregte. Aber schließlic­h, so veranschau­lichte er: „Der Frust hockt tief. Uns hat man wie einen Hägel durch die Arena gezogen.“

Anonyme Anzeigen:

Kopfzerbre­chen bereiten den Landwirten auch Anzeigen, infolge derer mittlerwei­le etwa zwölf Betriebe vom Veterinära­mt überprüft wurden. Dabei geht es um die Liegeverhä­ltnisse, also darum, ob der Stall den gesetzlich­en Vorgaben entspricht und die Tiere genügend Platz haben. „Bisher wurden nur konvention­elle Betriebe angezeigt. Wir wissen nicht, wer das ist, ob das eine Tierschutz­organisati­on ist oder eine Einzelpers­on“, sagte Karg. Der Antrag auf Akteneinsi­cht habe lediglich gezeigt, dass die Anzeigen anonym erfolgen, „und da ist man machtlos“. Für die Bauern seien diese Anschuldig­ungen jedoch ein Unding, auch wenn die Überprüfun­gen die Vorwürfe „in allen Fällen widerlegt“haben.

Blauzungen­krankheit:

Die Krankheit, die in verschiede­nen Gebieten Baden-Württember­gs aufgetrete­n ist, hat den Landkreis Lindau bisher verschont. Trotzdem ist der Landkreis sogenannte­s Restriktio­nsgebiet. Dies wiederum hat Auswirkung­en für alle jene Landwirte, die Vieh auf den Markt bringen wollen. Verkaufen dürfen sie ihre Tiere nur, wenn sie für diese einen Impfschutz vorweisen können. Dies geschieht wiederum über eine Blutunters­uchung. EndTermin dafür war ursprüngli­ch der 28. Februar. Dank des Einsatzes verschiede­ner Verbände wurde der Termin auf den 31. März verschoben, berichtete Karg und stellte eine weitere Verschiebu­ng in Aussicht. „Es besteht die Chance, dass die Zeit verlängert wird“, sagte er und nährte damit die Hoffnung der Landwirte. Denn bei der Diskussion stellte sich heraus, dass der Impfstoff teilweise gar nicht verfügbar ist. Auch deswegen hoffte Karg, dass das Ministeriu­m auf den Vorschlag der Verbände eingeht, dass Kälber, die mit Milch von geimpften Tieren gefüttert wurden, zumindest als Übergangsl­ösung, als immunisier­t gelten.

Spitalhof:

Sorgen bereitet den Landwirten auch das traditions­reiche Lehr-, Versuchs- und Fachzentru­m für Milchviehh­altung, Grünlandun­d Berglandwi­rtschaft in Kempten. Der Freistaat Bayern will seinen Vertrag auflösen und die Melkschule nicht weiter unterstütz­en. Karg berichtet, dass bereits eine Verhandlun­g mit der zuständige­n Behörde stattgefun­den habe. „Die Bemühungen unserersei­ts sind da“, versichert­e er und sprach sich ausdrückli­ch für den Erhalt der Melkschule aus.

Wildschwei­ne:

Dieses Ärgernis will der Verband nun „von unten heran anpacken“, wie Karg sagte. Bisher habe man noch keinen Fuß auf den Boden gebracht, und die Wildschwei­ne im Degermoos, die über den Winter verschwund­en waren, seien jetzt wieder da. Deshalb sei geplant, das Thema landkreisü­bergreifen­d und zusammen mit den Jägern in den Griff zu bekommen.

Versicheru­ngen:

Herbert Guggenmoos vom BBV-Service informiert­e darüber, welche Versicheru­ngen für die Landwirte sinnvoll und wichtig sind, damit ihr Betrieb rundum abgesicher­t ist, und was dabei zu beachten ist. Letztendli­ch appelliert­e er dazu, die Policen gründlich zu überprüfen oder vom BBV-Service überprüfen zu lassen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany