„Der Frust hockt tief“bei den Landwirten
Mitglieder des Bauernverbands Lindau diskutierten nicht nur über das Volksbegehren „Artenvielfalt“
KREIS LINDAU - Blauzungenkrankheit, anonyme Anzeigen gegen konventionell betriebene Höfe, das Bangen um die Melkschule des Spitalhofs, Wildschweine und noch immer das Volksbegehren „Artenvielfalt“– das sind die Themen, die die Landwirte des Bauernverbands (BBV) Lindau derzeit beschäftigen. Kein Wunder also, dass etwa 50 Landwirte aus dem oberen Landkreis zur BBVGebietsversammlung nach Stiefenhofen gekommen sind. „Themen gibt es ja genug, die uns unter den Nägeln brennen“, sagte Kreisobmann Elmar Karg zu Beginn der zweiten Gebietsversammlung in diesem Jahr.
Volksbegehren Artenvielfalt:
Karg berichtete vom ersten runden Tisch, an dem Ende Februar etwa 30 Gruppen verschiedener landwirtschaftlicher Institutionen und Naturschutzverbände teilgenommen haben. Als Fazit sei, so berichtete Karg, daraus hervorgegangen: „Wir sind nicht gegen die Landwirtschaft, es geht nicht ohne Landwirtschaft, und nicht nur die Landwirtschaft wird’s richten.“Ein Fazit, das der Kreisobmann schon mal als einen Erfolg wertete, wenngleich nicht nur er sich an diesem Abend aufregte. Aber schließlich, so veranschaulichte er: „Der Frust hockt tief. Uns hat man wie einen Hägel durch die Arena gezogen.“
Anonyme Anzeigen:
Kopfzerbrechen bereiten den Landwirten auch Anzeigen, infolge derer mittlerweile etwa zwölf Betriebe vom Veterinäramt überprüft wurden. Dabei geht es um die Liegeverhältnisse, also darum, ob der Stall den gesetzlichen Vorgaben entspricht und die Tiere genügend Platz haben. „Bisher wurden nur konventionelle Betriebe angezeigt. Wir wissen nicht, wer das ist, ob das eine Tierschutzorganisation ist oder eine Einzelperson“, sagte Karg. Der Antrag auf Akteneinsicht habe lediglich gezeigt, dass die Anzeigen anonym erfolgen, „und da ist man machtlos“. Für die Bauern seien diese Anschuldigungen jedoch ein Unding, auch wenn die Überprüfungen die Vorwürfe „in allen Fällen widerlegt“haben.
Blauzungenkrankheit:
Die Krankheit, die in verschiedenen Gebieten Baden-Württembergs aufgetreten ist, hat den Landkreis Lindau bisher verschont. Trotzdem ist der Landkreis sogenanntes Restriktionsgebiet. Dies wiederum hat Auswirkungen für alle jene Landwirte, die Vieh auf den Markt bringen wollen. Verkaufen dürfen sie ihre Tiere nur, wenn sie für diese einen Impfschutz vorweisen können. Dies geschieht wiederum über eine Blutuntersuchung. EndTermin dafür war ursprünglich der 28. Februar. Dank des Einsatzes verschiedener Verbände wurde der Termin auf den 31. März verschoben, berichtete Karg und stellte eine weitere Verschiebung in Aussicht. „Es besteht die Chance, dass die Zeit verlängert wird“, sagte er und nährte damit die Hoffnung der Landwirte. Denn bei der Diskussion stellte sich heraus, dass der Impfstoff teilweise gar nicht verfügbar ist. Auch deswegen hoffte Karg, dass das Ministerium auf den Vorschlag der Verbände eingeht, dass Kälber, die mit Milch von geimpften Tieren gefüttert wurden, zumindest als Übergangslösung, als immunisiert gelten.
Spitalhof:
Sorgen bereitet den Landwirten auch das traditionsreiche Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Milchviehhaltung, Grünlandund Berglandwirtschaft in Kempten. Der Freistaat Bayern will seinen Vertrag auflösen und die Melkschule nicht weiter unterstützen. Karg berichtet, dass bereits eine Verhandlung mit der zuständigen Behörde stattgefunden habe. „Die Bemühungen unsererseits sind da“, versicherte er und sprach sich ausdrücklich für den Erhalt der Melkschule aus.
Wildschweine:
Dieses Ärgernis will der Verband nun „von unten heran anpacken“, wie Karg sagte. Bisher habe man noch keinen Fuß auf den Boden gebracht, und die Wildschweine im Degermoos, die über den Winter verschwunden waren, seien jetzt wieder da. Deshalb sei geplant, das Thema landkreisübergreifend und zusammen mit den Jägern in den Griff zu bekommen.
Versicherungen:
Herbert Guggenmoos vom BBV-Service informierte darüber, welche Versicherungen für die Landwirte sinnvoll und wichtig sind, damit ihr Betrieb rundum abgesichert ist, und was dabei zu beachten ist. Letztendlich appellierte er dazu, die Policen gründlich zu überprüfen oder vom BBV-Service überprüfen zu lassen.