Opernbühne macht jetzt auch Theater
Lindauer Marionettenoper nimmt den „Brandner Kaspar“in den Spielplan auf
aufgeführt worden war. Tatsächlich, die Figuren waren noch da, auch das Bühnenbild und Requisiten. Denn die Tölzer spielen den „Brandner Kaspar“längst mit neuerer Ausstattung. Tatsächlich konnte Leismüller im Sommer 2016 die Sachen in Bad Tölz abholen und darf sie als Dauerleihgabe verwenden.
Jede Figur wird restauriert
Allerdings musste Bernhard Leismüller, der als Virtuose der Marionettenkunst gilt, die Figuren technisch auf den neuesten Stand bringen. Er restaurierte jede Figur sorgfältig und baute die Puppen halb neu, ohne dass man die Neuerung sieht. „Denn ich wollte diese unglaublich beeindruckenden Charaktere unbedingt erhalten“, sagt der Puppenspieler. Also beschränkte er sein handwerkliches Engagement auf die Mobilisierung der Figuren, denn Herman Lutz, der Holzbildhauer, der die Puppen damals gefertigt hat, hatte von der Marionettenpuppenspielerei keine Ahnung. Doch das Lindauer Ensemble braucht leichtgängige Puppen.
Besondere Hörspielvariante
Neben der Optik braucht es auch beim Schauspiel den richtigen Ton. Denn wie bei den Opern sprechen die Marionettenspieler in Lindau auch beim „Brandner Kaspar“nicht selbst, alles Gesprochene sowie Musik und Toneffekte kommen vom Band. Leismüller baut auf eine Bühnenbearbeitung von Kurt Wilhelm, dem Großneffen des „Brandner“Autors Franz von Kobell. Dabei setzt er auf eine Hörspielvariante des Bayerischen Rundfunks, in der dieselben Schauspieler sprachen wie bei der berühmt gewordenen Filmversion des gleichen Senders aus dem Jahre 1975 mit Gustl Bayrhammer, Fritz Straßner und Toni Berger. Zum Glück stellt der BR die Aufnahme für vorerst fünf Jahre zur Verfügung.
Somit hört das Publikum der Marionettenoper zum Spiel der 60 Jahre alten Puppen die 44 Jahre alte Aufnahme. Allerdings gab es da eine Zwischenmusik, die wollte Leismüller auch so haben. Dafür hat er extra zwei Puppen gebaut, die zwei Sängerinnen darstellen. Doch woher die Musik bekommen? Da sprang Leismüllers Mutter hilfreich zur Seite, denn sie wusste, dass die Sängerinnen Zwillingsschwestern waren und aus dem Nachbardorf stammten. Der Lindauer Opernchef nahm Kontakt auf und erhielt prompt von den als Bacher-Dirndls bekannten Frauen eine CD.
Diese beiden wollen zur Premiere am 22. März nach Lindau kommen. Auch Yvonne Brosch, die Stimme der Marei, wird eventuell da sein. Auch das gab es in Lindau noch nie, dass bei einer Premiere Darsteller der Tonvorlage anwesend sind.
2020 fliegt die Fledermaus
Während das Ensemble fleißig den „Brandner Kaspar“übt, arbeitet Leismüller schon am nächsten Stück, denn im kommenden Jahr steht ein Jubiläum an: „Nächstes Jahr feiern wir bereits das 20-jährige Bestehen der Marionettenoper“, sagt Leismüller. „Da gibt es eine Neuinszenierung der Fledermaus. Etwas Besseres als die Fledermaus zum Feiern gibt es doch kaum.“