„Das sind die Helden meiner Jugend“
Bernhard Leismüller, Leiter der Marionettenoper, erklärt, warum Puppenspiel ohne Gesang gar nicht so leicht ist
Ja. Ich komme aus einem kleinen Dorf bei Bad Tölz und bin mit dem „Brandner Kaspar“aufgewachsen. Als Elfjähriger habe ich das Stück zum ersten Mal am Tölzer Marionettentheater gesehen. Als wir über ein Schauspiel nachdachten, ist es mir eingefallen – weil ich weiß, dass die Tölzer das Stück nicht mehr spielen. Es ist schön für mich, mit diesen Puppen zu spielen. Das sind die Helden meiner Jugend.
Welche Figuren führen Sie?
Ich bin der Bürgermeister, der Boandlkramer und der Petrus. Ach ja, und die Tante Theres. Die spiele ich besonders gern.
Schon mit der Operette „Im weißen Rössl“hat die Lindauer Marionettenoper im Sommer 2016 ein Stück vor Alpenkulisse gewählt und sehr spritzig inszeniert. Funktionieren Geschichten mit Lokalkolorit besonders gut?
Ich denke schon. Das mag auch an Parallelen liegen: Tourismus, ein See – da ist es ja egal, ob der See in Bayern oder Österreich liegt. Das Ländliche kann man auch gut inszenieren, zum Beispiel die Trachten. Das sagt uns allen was. Popularität spielt bei einer neuen Produktion eine große Rolle. Der erste und größte Fehler, den man machen kann, ist die falsche Stückewahl. Wenn die Gäste nicht kommen, war die Arbeit von zwei Jahren umsonst.
Ist schon mal ein Stück der Lindauer Marionettenoper gefloppt?
Jede unserer Produktionen hat ihr Publikum. Es stellt sich im Lauf der Zeit heraus, welches es lohnt, wöchentlich zu spielen. Bei anderen, zum Beispiel bei der tragischen Oper „La Traviata“, genügt es dreimal im Jahr – und alle, die wollen, haben sie gesehen. Nach diesen Erfahrungen gestalten wir den Spielplan. Nur einmal haben wir ein Stück abgesetzt, das war vor zehn Jahren „Così fan tutte“. Es war eine schöne Produktion. Um die 25 Puppen ist es schon schade.
Beim „Brandner Kaspar“singen und tanzen die Figuren nicht – im Gegensatz zu Opern und Ballett. Fällt es den Puppenspielern da schwerer, ihrer Figur einen Charakter zu geben?
Tatsächlich ist es ein ganz anderes Puppenspiel. Die Figuren haben ja keine Mimik, kein lachendes und kein weinendes Gesicht, man muss mit differenzierten Bewegungen arbeiten. Bei Oper, Operette und Ballett kann man ausladende und blumige Bewegungen machen – die beim Sprechtheater deplatziert sind. Hier geht es um Timing und Nuancen, um minimale Bewegungen mit dem Kopf. Das muss genau stimmen, damit man die Geschichte richtig erzählt und das Ganze nicht fad wird.
Was kostet eine Produktion der Marionettenoper?