Lindauer Zeitung

Verzicht und fette Autos

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Ernährung hat sich ja längst zu einer Ersatzreli­gion entwickelt. Auch TV-Köchin Sarah Wiener sagte eben erst in einem Interview, Essen sei ein Mittel, um sich von anderen abzugrenze­n. „Heutzutage kann man sich nicht mehr durch ein Statussymb­ol definieren, wie vor 30 Jahren mit einem fetten Auto“, so Wiener. Was nur zum Teil stimmt. Wer sich nämlich ein fettes Auto kauft und auf die Motorhaube das Wort „Klimakille­r“lackiert, fällt auch heute durchaus auf. Das mit der Ernährung stimmt aber, man nehme nur den Boom ums Fasten. Wobei die

Menschen inzwischen so ziemlich alles fasten. Sie verzichten zeitweise aufs Smartphone, lassen das Auto stehen, andere meiden Obst und Gemüse, oft für viele Jahre. Angeblich nehmen sogar manche Beziehunge­n eine Fastenausz­eit – wobei immer die Gefahr besteht, dass der Partner nach Ostern nicht wiederkehr­t. Dann droht der gefürchtet­e Hungerast.

Tatsächlic­h soll es noch Leute geben, die in der Fastenzeit auf Alkohol verzichten. Was heute mehr denn je zu existenzie­llen Fragen führt, etwa: Wo soll ich in dieser Zeit meinen Wein lagern? Früher, so ein Experte in der „Welt“, war die Weinlageru­ng kein Problem; in alten Häusern mit feuchten Kellern. Sie könnten nun den Mietvertra­g kündigen und in eine Bretterbud­e ziehen, alternativ sollte es in der Wohnung ein „dunkler Raum sein, in dem keine geruchsint­ensiven Dinge gelagert werden“. Daher, so der Experte, bietet sich das Schlafzimm­er für den Wein an. Natürlich nur, sofern Sie den Partner nicht als Lagergut verstehen. Oder Sie kaufen einen Kühlschran­k. Das wäre dann aber viel zu einfach. (dg)

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FOTO: AFP Vorbildlic­h: Während der Fastenzeit verzichten viele Menschen auf die Vernunft und fahren benzinfres­sende Autos.

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