Verzicht und fette Autos
Ernährung hat sich ja längst zu einer Ersatzreligion entwickelt. Auch TV-Köchin Sarah Wiener sagte eben erst in einem Interview, Essen sei ein Mittel, um sich von anderen abzugrenzen. „Heutzutage kann man sich nicht mehr durch ein Statussymbol definieren, wie vor 30 Jahren mit einem fetten Auto“, so Wiener. Was nur zum Teil stimmt. Wer sich nämlich ein fettes Auto kauft und auf die Motorhaube das Wort „Klimakiller“lackiert, fällt auch heute durchaus auf. Das mit der Ernährung stimmt aber, man nehme nur den Boom ums Fasten. Wobei die
Menschen inzwischen so ziemlich alles fasten. Sie verzichten zeitweise aufs Smartphone, lassen das Auto stehen, andere meiden Obst und Gemüse, oft für viele Jahre. Angeblich nehmen sogar manche Beziehungen eine Fastenauszeit – wobei immer die Gefahr besteht, dass der Partner nach Ostern nicht wiederkehrt. Dann droht der gefürchtete Hungerast.
Tatsächlich soll es noch Leute geben, die in der Fastenzeit auf Alkohol verzichten. Was heute mehr denn je zu existenziellen Fragen führt, etwa: Wo soll ich in dieser Zeit meinen Wein lagern? Früher, so ein Experte in der „Welt“, war die Weinlagerung kein Problem; in alten Häusern mit feuchten Kellern. Sie könnten nun den Mietvertrag kündigen und in eine Bretterbude ziehen, alternativ sollte es in der Wohnung ein „dunkler Raum sein, in dem keine geruchsintensiven Dinge gelagert werden“. Daher, so der Experte, bietet sich das Schlafzimmer für den Wein an. Natürlich nur, sofern Sie den Partner nicht als Lagergut verstehen. Oder Sie kaufen einen Kühlschrank. Das wäre dann aber viel zu einfach. (dg)