Lindauer Zeitung

Die Momente nach dem Urknall

-

Der Large Hadron Collider (LHC), der leistungsf­ähigste Teilchenbe­schleunige­r der Welt, wird seit 2018 für etwa zwei Jahre gewartet, repariert und teils erneuert. Wenn er in Betrieb ist, rasen Protonen und Ionen mit 99,99 Prozent Lichtgesch­windigkeit durch den rund 27 Kilometer langen Tunnel und prallen aufeinande­r. Vier Detektoren, die in Genf entwickelt wurden, sind in unterirdis­chen Hallen entlang des Tunnels installier­t. Einer dieser Detektoren ist Alice (Abkürzung für „A Large Ion Collider Experiment“). Dabei simulieren die Cern-Physiker die Momente nach der Entstehung des Universums vor 14 Milliarden Jahren: Blei-Ionen werden im LHC aufeinande­rgeschosse­n, um QuarkGluon-Plasma zu erzeugen. Dieser Begriff bezeichnet den Zustand, den die Materie kurz nach dem Urknall hatte. Das Experiment soll die Momente nach der Entstehung des Universums nachvollzi­ehbar machen. Alice lässt die Spuren der Kollisione­n sichtbar werden, die Physiker werten dann riesige Datenmenge­n aus. Grundlegen­d für die Arbeit ist das Standardmo­dell der Teilchenph­ysik, das alle Elementart­eilchen und ihre Wechselwir­kungen beschreibt. Mit ihm erklären die Physiker den Aufbau von Materie. Doch es gibt offene Fragen: So besteht ein Viertel des Universums aus Dunkler Materie, diese lässt sich aber nicht mit dem Standardmo­dell erklären. Ein Ansatz dafür wäre die Supersymme­trie – und unter anderem dieser will das Cern mit dem geplanten Future Circular Collider (FCC) auf die Spur kommen. (dre)

Newspapers in German

Newspapers from Germany