Jeder Zwang ist falsch
Wenn man schon nicht spenden möchte, sollte man das doch wenigstens erklären. Das meint der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Allein dieser Satz zeigt die Art von moralischer Nötigung, die durch eine Widerspruchslösung in Gang gebracht wird. Nach dem Motto, niemand zwingt dich, du kannst ja ruhig widersprechen, wenn Du nicht an die vielen Kranken denken möchtest, die auf eine Organspende warten. Die Widerspruchslösung übt indirekten Zwang aus. Sicher, viele Nachbarländer verfahren so, doch vielleicht trifft der Vorgang, vom Staat zum Organspender erklärt zu werden, in Deutschland auch deshalb auf besonderen Widerstand, weil es an den DDR-Stil erinnert.
Auch das Recht, sich nicht zu entscheiden, muss Menschen zugestanden werden – zumal in einem so sensiblen Bereich. Woher kommt es denn, dass angeblich 84 Prozent der Deutschen der Organspende positiv gegenüberstehen, aber nur bei jedem zehnten ein Ausweis denn auch gefunden wird? Das zeigt doch, welch tiefe Ängste vor dieser Entscheidung vorhanden sind. Die Organspende ist und bleibt ein Akt der Nächstenliebe. Und die funktioniert nur freiwillig.