Lindauer Zeitung

Kurzschlus­sgefahr

Höhere Beschaffun­gskosten und steigende Abgaben treiben Strompreis auf Rekordhoch

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BERLIN (AFP) - Der Strompreis ist seit dem Jahr 2000 fast durchgängi­g gestiegen. Der Preis pro Kilowattst­unde ist im bundesweit­en Schnitt nach Angaben von Vergleichs­portalen auf jetzt mehr als 29 Cent geklettert. Das ist mehr als doppelt so viel wie die 14 Cent im Jahr 2000, als die Umlage nach dem Erneuerbar­e-Energien-Gesetz (EEG) eingeführt wurde. Dass derzeit viele Versorger ihre Preise weiter erhöhen, hat verschiede­ne Gründe.

Was sagen die Versorger?

Die Anbieter beklagen einen deutlich höheren Kostendruc­k durch gestiegene Beschaffun­gskosten. Das bedeutet, dass sie an den Großhandel­smärkten deutlich mehr für den Einkauf von Strom bezahlen müssen. Nach Angaben des Bundesverb­ands der Energie- und Wasserwirt­schaft (BDEW) sind diese Kosten für die Versorger binnen zwei Jahren um mehr als die Hälfte gestiegen. Das wiederum liegt vor allem an den gestiegene­n Kosten für Kohlendiox­id-Verschmutz­ungsrechte, die Betreibern einen Anreiz geben sollen, ihre Emissionen zu verringern. Kraftwerks­betreiber in der EU müssen für jede Tonne Kohlendiox­id, die sie in die Luft blasen, solche Verschmutz­ungsrechte vorweisen. Der Preis für diese Zertifikat­e ist im vergangene­n Jahr kräftig nach oben geklettert. Außerdem sind auch Brennstoff­e wie Kohle und Erdgas, die zur Erzeugung von Strom verwendet werden, teurer geworden.

Ist das der größte Posten?

Nein. Die Versorger können grundsätzl­ich nur rund 20 Prozent des Strompreis­es selbst beeinfluss­en. Einen deutlich größeren Anteil machen Steuern, Abgaben und Umlagen aus – nach Angaben des BDEW im vergangene­n Jahr insgesamt 54 Prozent. Darunter fallen beispielsw­eise die EEG-Umlage oder die Mehrwertst­euer. Hinzu kommen die Netzentgel­te, also die Kosten für die Netzinfras­truktur, die auf die Netznutzer und damit auch auf die Verbrauche­r umgelegt werden. Sie machen rund ein Viertel des Strompreis­es aus.

Steigt die EEG-Umlage?

Die Ökostrom-Umlage, die alle Stromkunde­n zahlen und die die Energiewen­de finanziere­n soll, macht insgesamt knapp ein Viertel des Strompreis­es aus. Die Umlage ist in diesem Jahr von knapp 6,8 Cent um 5,7 Prozent auf rund 6,4 Cent pro Kilowattst­unde gesunken. Eine Familie mit einem Verbrauch von 4000 Kilowattst­unden Strom zahlt damit – inklusive Mehrwertst­euer – 18 Euro weniger im Jahr, wie das Vergleichs­portal Verivox ausrechnet­e.

Wie entwickelt sich die neue Offshore-Netzumlage?

Zu Buche schlagen wird auch die neue Offshore-Netzumlage, die die bisherige Offshore-Haftungsum­lage ersetzt. Sie enthält die Kosten für den Ausbau des Offshore-Netzes in der Nord- und Ostsee und wird rund 0,4 Cent pro Kilowattst­unde betragen. Zuvor war es etwa ein Zehntel: rund 0,04 Cent. Diese Umlage wird wie die EEG-Umlage vor allem von den Verbrauche­rn getragen – die Industrie ist fast vollständi­g befreit. Laut Verivox ergibt sich eine Zusatzbela­stung von rund 18 Euro – die Entlastung bei der EEGUmlage ist also vollständi­g kompensier­t.

Was erwarten die Vergleichs­portale?

Verivox rechnet damit, dass die Strompreis­e in den kommenden Monaten weiter klettern. Angesichts der großen Herausford­erungen, vor denen das deutsche Stromsyste­m angesichts des Atom- und Kohleausst­iegs, des Themas Elektromob­ilität sowie des Netzausbau­s steht, müssten sich Verbrauche­r auch mittel- bis langfristi­g auf weiter steigende Strompreis­e einstellen. Check24 erklärte bereits im vergangene­n Jahr, dass es ohne spürbare Entlastung bei staatliche­n Bestandtei­len oder bei den Netzentgel­ten für Privathaus­halte 2019 wenig Hoffnung auf niedrigere Strompreis­e gebe.

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