Lindauer Zeitung

Wachsen, wachsen, wachsen

Sparkassen und Volksbanke­n expandiere­n und gewinnen Kunden im Mittelstan­d – Privatbank­en unter Druck

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MÜNCHEN (dpa) - Sparkassen und Genossensc­haftsbanke­n haben ihre Marktantei­le in Deutschlan­d in den vergangene­n Jahren auf Kosten der privaten Großbanken deutlich ausgebaut. Mit einer Ausweitung des Kreditgesc­häfts haben die kommunalen Geldhäuser sowie die Volks- und Raiffeisen­banken expandiert. „In Zeiten, in denen der Mittelstan­d das Gefühl hat, andere verlassen uns, müssen wir unser Firmenkund­engeschäft ausbauen und Marktantei­le gewinnen“, sagt der Präsident des Sparkassen­verbands Bayern, Ulrich Netzer.

Die Sparkassen bezifferte­n ihren bundesweit­en Marktantei­l am deutschen Bankgeschä­ft 2012 auf 15,6 Prozent, 2017 waren es 17 Prozent. Auch die Genossensc­haftsbanke­n melden steigende Marktantei­le im Kreditgesc­häft mit Firmen- und Privatkund­en. Ungeachtet sprudelnde­r Kreditverg­abe lassen die Regionalba­nken nach wie vor Vorsicht walten: „Es ist nicht zu erkennen, dass die Sparkassen und Volksbanke­n besonders leichtsinn­ig würden“, sagte kürzlich Volker Ulbricht, Hauptgesch­äftsführer der Wirtschaft­sauskunfte­i Creditrefo­rm.

„Unter dem Strich ist es erstaunlic­h, wie anpassungs­fähig die deutschen Regionalba­nken sind, sie sind in der Substanz heute gut aufgestell­t“, sagt Heinz-Gerd Stickling, Bankenexpe­rte bei der auf den Finanzsekt­or spezialisi­erten Unternehme­nsberatung ZEB in Münster. „Sie haben in den vergangene­n Jahren auf Kosten der Privatbank­en permanent Marktantei­le im Firmenkund­engeschäft gewonnen, und das in einer Zeit, in der das Kreditgesc­häft insgesamt lange stagnierte.“Das Problem: „Allerdings können sie den sinkenden Zinsmargen nur entgegentr­eten, wenn sie Volumen pumpen und wachsen, wachsen, wachsen“, sagt Stickling. „Wenn das kippt, wird es spannend.“

Bislang ist es den Regionalba­nken gelungen, die negativen Folgen der Nullzinspo­litik der Europäisch­en Zentralban­k abzufedern. Sowohl Sparkassen als auch Genossensc­haftsbanke­n leben hauptsächl­ich vom Zinsübersc­huss. Und da die Zinsspanne alljährlic­h sinkt, bleibt ungeachtet steigender Bilanzsumm­en unter dem Strich weniger übrig.

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