Lindauer Zeitung

Kleine Frau der großen Worte

Annett Louisan bringt Doppelalbu­m raus

- Von Christiane Bosch

HAMBURG (dpa) - Mit „Das Spiel“sang sich Annett Louisan 2004 in die Charts. Seitdem hat sie sieben Alben veröffentl­icht und darauf mit engelsglei­cher Stimme das Leben in all seinen Facetten besungen. Nun feiert sie die Schönheit des Alltags und der Liebe auf gleich zwei CDs.

Familienst­reitereien, verklungen­e Beziehunge­n, das Glück des eigenen Kindes – Liebe hat viele Seiten. Diesen widmet sich die Sängerin Annett Louisan nun auf ihrem neuen Doppelalbu­m „Kleine große Liebe“. Die 41 Jahre alte Louisan war vor 15 Jahren mit ihrem Lied „Das Spiel“in die Charts gestürmt. Es folgte eine exzessive Zeit, die sie sehr genossen und die sie auch sehr inspiriert habe, wie sie im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg sagt. Mittlerwei­le sei sie ruhiger geworden, auch dank ihrer kleinen Tochter. Und das hatte auch Einfluss auf ihr neues, ihr achtes Album. „Kleine große Liebe“ist dabei wie gewohnt ein Blick auf das Leben und es ist gleichzeit­ig ein autobiogra­fisches Album geworden, wie die 1,52 Meter große Sängerin sagt.

Die Lieder sind gemeinsam im Team entstanden. „Ich habe alle Songs mitgeschri­eben. Es geht nicht mehr so gut, dass mir Menschen Lieder schreiben, weil sie mir weniger entspreche­n“, sagt die Wahlhambur­gerin dazu. Das sei auch ein Reifeproze­ss in den vergangene­n Jahren gewesen.

Chanson trifft Pop

Das Doppelalbu­m steht für zwei Seiten der gleichen Sache. In mehrfacher Hinsicht. So ist die erste Scheibe gewohnt im Loiusan-Stil französisc­her Chansons gehalten. Die zweite dagegen kommt poppiger und wilder daher. Die eine heißt „Kleine Liebe“, und für sie hat sie mit alten Weggefährt­en zusammenge­arbeitet. „Es ist Annett Louisan 3.0 – ich wollte mir treu bleiben als Chansonsän­gerin. Das ist der Weg, den ich seit so vielen Jahren gehe.“

Die andere heißt „Große Liebe“, dafür hat sie sich mit Songschrei­bern wie Peter Plate zusammenge­tan. „Das ist musikalisc­h die Sehnsucht nach Popmusik, mich mal auszuprobi­eren, zu experiment­ieren, meine Stimme ein bisschen anders in Szene zu setzen.“Sie habe lange nicht gewusst, dass es zwei Alben werden. „Aber ich habe definitiv zwei Alben geschriebe­n, die irgendwie inhaltlich auch zusammenge­hören.“„Kleine große Liebe“sei quasi auch ein Abschluss ihres alten, wilderen Lebens geworden. Nun sei sie mit sich selbst vertrauter, habe ihre Ambivalenz­en angenommen und ausgehalte­n.

Viele Lieder auf dem neuen Album kommen wie gewohnt sehr gefühlvoll daher. Louisan singt mit feiner, engelsglei­cher Stimme Texte, die sich um Liebe, Leben und Lust auf mehr drehen. Dabei taucht sie in die Facetten des Alltags ein, die jeder kennt. Louisan beschreibt zielsicher die Kleinigkei­ten im Leben, die es besonders machen. Mit lieblicher Stimme seziert sie so beispielsw­eise ein Familienes­sen mit allen emotionale­n Tiefschläg­en und seit Jahren gärenden Unstimmigk­eiten und süffisante­n Spitzen. „Wir sind verwandt, mit dem Messer in der Hand. Wir sind verwandt, mit dem Rücken an der Wand.“

Auch für den Wunsch, Erlebnisse aus der Kindheit nochmal erleben zu dürfen, findet Louisan weiche Worte und liebliche Töne. „Mein erster Lauf gegen den Wind. Weicher Sand, der durch Fingerchen rinnt. Und das wunderbar leichte Gefühl, wenn man schwimmt. Das Kribbeln im Bauch, wenn man wippt. Wenn man rückwärts ins Schwimmbec­ken kippt. Ich will all die Premieren nochmal, schenk mir ein zweites erstes Mal.“

Louisan wuchs in Sachsen-Anhalt auf und zog nach dem Mauerfall mit ihrer Mutter mit zwölf Jahren nach Hamburg. Ihre Leidenscha­ft für Malerei und Musik mündet in einem Kunststudi­um, das sie sich als Studiomusi­kerin finanziert. Dadurch knüpft sie schließlic­h auch die Kontakte, die später helfen, ihr erstes eigenes Demoband zu produziere­n.

Dass sie zu viel Privates über das neue Album preisgibt, glaubt Louisan indes nicht. „Vor ein paar Jahren hätte ich das noch nicht so richtig gewollt. Insofern war das jetzt schon der richtige Zeitpunkt. Zudem sei Wahrheit wichtig, um zu berühren. „Ich muss mir schon nah sein, sonst kann ich meinem Publikum nicht nah sein.“

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FOTO: CHRISTOPH KÖSTLIN Ihr Doppelalbu­m „Kleine große Liebe“versteht Sängerin Annett Louisan als Blick auf das Leben.

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