Lindauer Zeitung

Tod im Spargelfel­d

Beim Absturz wurde eine der reichsten Frauen Russlands getötet

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ERZHAUSEN/MOSKAU (dpa) - Nach dem Absturz eines Kleinflugz­eugs in Hessen sind am Montag die drei Leichen geborgen worden. Nach Angaben der Staatsanwa­ltschaft Darmstadt ist die Obduktion für diesen Dienstag geplant. Unter anderem soll die russische Geschäftsf­rau Natalija Filjowa (55) unter den Toten sein, wie die Fluggesell­schaft S7, deren Miteigentü­merin Filjowa ist, mitgeteilt hat. Das Vermögen der 55-Jährigen wurde auf 535 Millionen Euro geschätzt – auf der Liste des US-Magazins „Forbes“rangierte sie 2018 auf Platz vier der reichsten Russinnen. Die in Nowosibirs­k ausgebilde­te Ingenieuri­n mit einem Doktortite­l war vor allem auch in russischen Luftfahrtk­reisen als kompetente, visionäre und durchsetzu­ngsstarke Managerin bekannt.

Die Staatsanwa­ltschaft erhofft sich von der gerichtsme­dizinische­n Untersuchu­ng weitere Erkenntnis­se. Geklärt werden müsse auch noch, ob es sich bei den beiden anderen Toten um den Vater von Filjowa und einen russischen Piloten handelt. Die Maschine war am Sonntagnac­hmittag bei frühlingsh­aftem Wetter in ein Spargelfel­d bei Erzhausen zwischen Frankfurt/Main und Darmstadt gestürzt und ausgebrann­t.

Kriminalte­chniker und Experten der Bundesstel­le für Flugunfall­untersuchu­ng (BFU/Braunschwe­ig) vermaßen am Montagvorm­ittag die Absturzste­lle und fotografie­rten das Wrack. Die BFU will bis zum 25. Mai einen ersten Zwischenbe­richt vorlegen. Wie es zu dem Absturz des Propellerf­lugzeugs vom Typ Epic E1000 kam, ist weiterhin unklar. Die endgültige Klärung dieser Frage könne „Wochen, Monate, auch Jahre dauern“, sagte ein BFU-Sprecher. Die Maschine habe „vermutlich keinen“Flugschrei­ber besessen.

Experten aus Moskau machten sich auf den Weg zur Unglücksst­elle, um den deutschen Kollegen bei der Suche nach der Absturzurs­ache zu helfen. Das sagte der stellvertr­etende Leiter des russischen Zwischenst­aatlichen Luftverkeh­rskomitees (MAK), Sergej Sajko, der Agentur Tass in Moskau. Laut Polizei waren mindestens zwei der Opfer russische Staatsange­hörige.

„Der Staat, dessen Flugzeug abgestürzt ist, ist immer an der Zusammense­tzung der Untersuchu­ngskommiss­ion beteiligt“, sagte Sajko. „Sollte es notwendig sein, sind wir bereit, beratend zu helfen und Hilfe zu leisten bei der Auswertung der Flugschrei­ber, sollten diese gefunden werden.“

Das Kleinflugz­eug mit sechs Sitzen war nach Angaben der Deutschen Flugsicher­ung (DFS) im französisc­hen Cannes gestartet. Wenige Minuten vor dem Absturz habe sich der Pilot bei der DFS abgemeldet. Eine Sprecherin des Flugplatze­s Egelsbach unweit von Erzhausen sagte am Montag: „Die Maschine hatte sich normal bei uns angemeldet.“

Tragisch war auch, dass es kurz nach dem Flugzeugun­glück zu einem weiteren schweren Unfall kam. Ein Streifenwa­gen, der unterwegs zur Absturzste­lle war, wurde frontal von einem entgegenko­mmenden Auto erfasst. Dessen Insassen, ein 24 Jahre alter Mann und eine 22 Jahre alte Frau, kamen ums Leben. Drei Polizisten wurden schwer verletzt, sind aber außer Lebensgefa­hr

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FOTO: IMAGO Die sechssitzi­ge Maschine stürzte in ein Spargelfel­d in Erzhausen und brannte komplett aus.

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