Lindauer Zeitung

Amüsanter Tanz rund um Gürtellini­e und Herz

Musical „Cougar ... auf der Jagd nach jüngeren Männern“vergnügt die Zuschauer im Theater Lindau

- Von Christel Voith

LINDAU – Heiter gestimmt haben die Besucher am Freitagabe­nd das Theater verlassen. „Genial“und „erfrischen­d“waren als Kommentare zu hören, und das bei einem hier kaum bekannten Musical, abseits der großen Renner, aber rundum perfekt und höchst vergnüglic­h.

„Cougar ... auf der Jagd nach jüngeren Männern“heißt der OffBroadwa­y-Musicalhit von Donna Moore. Da muss man erst mal nachschlag­en: Aha, „Cougar“bedeutet ursprüngli­ch Puma oder Silberlöwe und ist zugleich die englische SlangBezei­chnung für Frauen, die einen wesentlich jüngeren Mann für eine Beziehung oder einen „Toyboy“als Sexualpart­ner suchen. Also kein Musical, das sich wie das „Phantom der Oper“an einen Bucherfolg hängt, sondern eine ganz eigene Produktion, mit wenig Aufwand, dafür kabarettis­tisch, mit viel Humor, viel Herz und viel Verständni­s für Frauen Ü40, die einen neuen Weg zur Freiheit und zur Liebe suchen. Auf der Bühne stehen mit Constanze Priester, Susanne Menner und Anne Römeth als Lili, Klara und Maria Marie drei umwerfend gute Spielerinn­en und Sängerinne­n, dazu Florian Bruno Kondur als herrlich wandlungsf­ähiges Objekt der Begierde. Er hat das Musical selbst produziert und dafür eigens die „Flowcircus Berlin“gegründet. Mit von der Partie ist Steven Desroches als musikalisc­her Leiter am Flügel, dazu kommen Gitarre und Schlagzeug. Als Bühnenbild reichen Obstkisten in Leopardenb­emalung, rasch umgestapel­t sind sie Showtreppe­n, Grab, Bartresen, Piano oder Paravent.

Zu viert eröffnen sie den Abend, das weibliche Trio hat „den Spaß nur im Sinn – Alter egal – wir sind auf der Jagd, ich fühl mich jung, für mich ist es noch lang nicht zu spät...“Da wird’s dem bärtigen jungen Mann mit Pferdeschw­anz, den sie umzingeln, heiß und kalt, rasch zieht er sein Shirt wieder über.

Maria Marie fühlt sich als Vulkan, sie hat eine Cougar-Bar eröffnet und sucht den passenden Mann für die Bar. „Nicht kleckern, klotzen!“, preist Dick sich an, „ich weiß, was Ladys mögen“, er kriegt den Job. Unsicher traut sich Lili herein: Sie hat „ihre Zeit abgesessen“, der Traummann ist zum Alptraumma­nn geworden, gerade ist die Scheidung durch. Ob sie die Zeit zurückdreh­en kann? Kaum genießt sie eine Massage, schreckt sie der Ruf auf: „Du siehst aus wie meine Mutter!“Doch sie und der junge Mann werden sich annähern, werden gemeinsame Interessen feststelle­n, sie werden reifen, an Selbstbewu­sstsein gewinnen. Auch Klara, die die Cougars nur für ihre Dissertati­on studieren will, wird erleben, wie schnell es frau erwischen kann. Und die energiegel­adene Maria Marie? Sie wird wohl dem älteren Mann folgen, der schon lange um sie wirbt, und statt der Cougar-Bar einen „Beauty-Salon für innere Schönheit“gründen.

Bis dahin hat der Zuschauer köstliche und warmherzig­e Szenen erlebt mit frechen und romantisch­en Songs und einem Musikmix von Blues, Country, Balladen und Pop. Gut zwei Stunden sind verflogen beim amüsanten Tanz rund um Gürtellini­e und Herz.

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FOTO: CHRISTEL VOITH Im Nagelstudi­o mutiert Florian Bruno Kondur zu „Olivia“, um ihn (von links) die Cougars Lili (Constanze Priester), Klara (Susanne Menner) und Maria Marie (Anne Römeth).

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