Auf zum Spielplatz Allianz Arena
Robert Glatzel kehrt zurück, um mit Heidenheim Geschichte zu schreiben
HEIDENHEIM - Ein Spielplatz in Heidenheim, das war der Ort, an dem Robert Glatzel vergangenen Samstagnachmittag sein wollte. Zur besten Bundesligazeit, als sich der FC Bayern München mit den unangenehm zu spielenden Freiburgern zum 1:1 quälte, galt die volle Aufmerksamkeit von Robert Glatzel seinen beiden Töchtern – zweieinhalb Jahre und fünf Monate jung. Es gibt Wichtigeres als ein Bayernspiel. Sowieso für einen gebürtigen Münchner. Auch, wenn der FC Bayern der nächste Gegner ist. Am Mittwoch (18.30 Uhr/Sky) spielen Glatzel und Heidenheim im DFB-Pokal beim Rekordmeister.
Natürlich kam Glatzel am Ende doch noch in den Genuss der Spielszenen dieses Münchner 1:1 in der Bundesliga gegen Freiburg, sein Trainer Frank Schmidt gilt schließlich als akribischer Analytiker. Seit diesem Montag steht Bayern voll auf der Agenda beim Zweitligisten 1. FC Heidenheim. Bis Freitagabend stand zunächst nur das Zweitligaspiel in Magdeburg im Fokus, das mit einem 0:0 endete. Erst die Pflicht, dann die Glanz- und Gloria-Bayern.
„Bobby“, wie Glatzel in der Mannschaft heißt, verbrachte den Samstagnachmittag also mit seinen Töchtern. In Freiburg war er, dieser 1,93 Meter große, aber doch über eine feine Technik verfügende Stürmer, aber da schon ein Thema. Ein gewisser Mats Hummels, schwärmte in Freiburg über seinen nächsten Gegner. Marc Schnatterer, die Heidenheimer Legende im Angriff, lobte er, Nikola Dovedan – und eben Glatzel. Der habe „eine gewisse Kopfballwucht“. Glatzel dazu im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“: „Das zeigt, dass sie Vollprofis sind, dass sie keinen Spieler unterschätzen, wenn ein Spieler wie Hummels uns kennt.“
Aber ja, diese eben von Hummels angesprochene Wucht hat dem FCH schon viel Freude beschert, in dieser Saison avancierte der 25-Jährige zum Top-Torjäger. 19 Spiele, zwölf Tore. Im Pokal kommt der Angreifer in zwei Spielen auf einen Treffer, beim 5:2-Erstrundensieg in Jeddeloh. Robert Glatzel
Dort, in Landkreis Ammerland, begann das diesjährige Pokalabenteuer der Heidenheimer. Nun schlagen sie im Viertelfinale in München das nächste Kapitel auf. Es wird nicht weniger als das größte Spiel der Vereinsgeschichte. „Es ist auf jeden Fall ein besonderes Spiel für mich, ein einmaliges Erlebnis. Ein Sieg wäre die Oberkrönung, mit einem Tor von mir das Maximale“, sagt Glatzel.
Rund 10 000 Fans der 50 000-Einwohner-Stadt wollen den 1. FC Heidenheim in die Allianz Arena begleiten, das Motto lautet „Alle in Blau nach München“.
Die Farbe Blau war für Glatzel ohnehin nie ein rotes Tuch. Der Stürmer versuchte es einst beim BayernErzrivalen 1860 München. 2012/2013 und 2014/2015 kickte er für die Löwen, spielte bei den A-Junioren und in der zweiten Mannschaft. Am Ende wurde er aussortiert. „Ich habe bewiesen, dass ich auf dem Niveau spielen kann. Ich hege keinen Groll gegen 1860 München. Das hat mich motiviert“, sagt er heute. Über Kaiserslautern kam er 2017 an die Brenz – wo er seinen Durchbruch feierte.
Doch die große Frage ist: Wie kann man Bayern schlagen, zumal als Zweitligist? Vielleicht so: Es braucht zweite Halbzeiten wie im Achtelfinale gegen Bayer Leverkusen, als der FCH gar nicht unverdient ein 0:1 in ein 2:1 drehte, oder wie gegen Union Berlin, als sich Gleiches zutrug. Mit solch dynamischen Auftritten sind die Heidenheimer schwer zu schlagen. „Da haben wir uns in einen Rausch gespielt“, sagt Glatzel und meint: „Um gegen Bayern eine Chance zu haben, muss alles zusammen kommen. Wir müssen das beste Spiel zeigen, was wir je gespielt haben.“
Bei den Bayern, auf die nach der Pflichtaufgabe Heidenheim das Meisterduell gegen Dortmund am Samstag wartet, mahnte Trainer Niko Kovac an. „Wir müssen das Spiel gegen Heidenheim gewinnen. Das gibt uns die nötige positive Atmosphäre und die positive Anspannung, die wir brauchen für das Spiel.“
Robert Glatzel und Co. haben da was dagegen. Sie sind bereit, Geschichte zu schreiben. Auf dem Spielplatz Allianz Arena.
„Um gegen Bayern eine Chance zu haben, muss alles zusammen kommen. Wir müssen das beste Spiel zeigen, was wir je gespielt haben.“