Lindauer Zeitung

Grindel vor dem Aus? Gedankensp­iele mit Lahm

Der DFB-Präsident gerät immer mehr unter Druck

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FRANKFURT (SID/dpa) - Hochoffizi­ell will sich die Chefetage des DFB nicht mit dem Fall Reinhard Grindel befassen. Hochoffizi­ell gibt es ja auch keinen Fall Reinhard Grindel. Laut seines ersten Stellvertr­eters Rainer Koch muss der DFB-Präsident und frühere CDU-Bundestags­abgeordnet­e keine außerorden­tliche Präsidiums­sitzung fürchten.

Doch nach den Vorwürfen, dass Grindel, der seit seinem Amtsantrit­t das Wort „Transparen­z“wie ein Mantra wiederholt, Zusatzeink­ünfte über 78 000 Euro als Aufsichtsr­atschef der DFB-Medien Verwaltung­sGesellsch­aft in den Jahren 2016 und 2017 nicht publik gemacht habe, muss der 57-Jährige dringend herausfind­en, auf wen er künftig überhaupt noch zählen kann. Viele Telefonate führte Grindel seit dem Wochenende, so erzählten es Fußball-Funktionär­e aus dem ganzen Land.

Offizielle Kommentare zu dem Thema gibt es nicht. Weder Koch noch Grindel selbst wollen sich äußern. Klar ist auch, dass die Zusatzeinn­ahmen legal waren und auch nicht gegen die DFB-Satzung verstießen. Die „Süddeutsch­e Zeitung“zitierte dazu dennoch einen namentlich nicht weiter genannten „Spitzenfun­ktionär“: „Wir wussten nicht, dass er die Zahlungen einfach übernimmt.“

Ohnehin geht es vielmehr um die moralische Dimension des hohen Zusatzverd­ienstes. Schließlic­h hatte sich Grindel stets Transparen­z und Offenheit auf die Fahne geschriebe­n. Bei der UEFA steht der DFB-Boss sogar an der Spitze der Compliance­Kommission. „Das Eis ist dünn“, verlautete es am Montag aus DFB-Kreisen ungewöhnli­ch deutlich.

Offenbar ist einigen VerbandsFu­nktionären die Liste der Verfehlung­en ihres Präsidente­n mittlerwei­le zu lang. Vor allem in der Causa Mesut Özil gab Grindel eine üble Figur ab, zuletzt sorgte er mit seinem Schlingerk­urs gegenüber Bundestrai­ner Joachim Löw für Irritation­en. Die Zahlungen an Grindel, die „Der Spiegel“enthüllt hatte, könnten das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht haben. Dem Vernehmen nach soll die Opposition im DFB versuchen, Grindel von einem Verzicht auf die Wiederwahl im September 2019 zu bewegen.

„Spox.com“spekuliert über einen Rücktritt Grindels noch in dieser Woche. Über mögliche Nachfolger Grindels wird ebenfalls bereits spekuliert. Die Namen des Ex-Nationalma­nnschaftsk­apitäns Philipp Lahm und von Nationalma­nnschaftsm­anager Oliver Bierhoff werden genannt, auch Generalsek­retär Friedrich Curtius wird gehandelt. Doch Lahm hat nach eigenen Angaben „überhaupt keine Ambitionen, DFB-Präsident zu werden“. Das erklärte er am Rande der Einweihung der Hall of Fame des deutschen Fußballs in Dortmund.

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FOTO: DPA DFB-Präsident Reinhard Grindel kommt nicht aus den NegativSch­lagzeilen heraus.

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