Lindauer Zeitung

Maßlos und geltungssü­chtig

- Von Filippo Cataldo f.cataldo@schwaebisc­he.de

Wenn Reinhard Grindel wirklich glaubt, dass ihn die Annahme einer Luxusuhr nun seine Präsidents­chaft über den Deutschen Fußball-Bund (DFB) gekostet hat, wäre dies nur ein weiterer Beleg dafür, dass der frühere CDU-Bundestags­abgeordnet­e nie verstanden hat, welches Amt er in den letzten 1084 Tagen so schlecht ausfüllte, wie wohl keiner vor ihm.

Sich von einem zwielichti­gen ukrainisch­en Oligarchen eine 6000 Euro teure Uhr schenken zu lassen, war mindestens töricht, für den Vorsitzend­en der Compliance-Kommission der europäisch­en Fußball-Union UEFA zumal; doch Luxusuhren­Affären gehören in der internatio­nalen Fußballfun­ktionärspa­rallelgese­llschaft zum gewohnt schlechten Ton.

Reinhard Grindel war ein Präsident, der dem DFB neue Werte geben wollte und diese im Eiltempo verraten hat. Er predigte mantraarti­g Tranparenz und Offenheit, lebte aber Maßlosigke­it. Da waren die verschwieg­enen Zusatzeinn­ahmen über 78 000 Euro für einen Posten im Aufsichtsr­at einer völlig unbekannte­n DFB-Tochterges­ellschaft. Da war die Uhr. Da ist sein Wille, die mit fast 500 000 Euro jährlich dotierten Vorstandsä­mter in der FIFA und UEFA zu behalten. Grindel wird nun sogar ohne das lästige Tagesgesch­äft im Ehrenamt zum Millionär. Dass nun darüber diskutiert wird, hauptamtli­che Strukturen beim DFB einzuführe­n, ist längst überfällig.

Grindel war maßlos, gescheiter­t ist er aber auch an seiner Geltungssu­cht. Seine Politkarri­ere war auf hinteren Bänken des Reichstags ins Stocken geraten, er wollte noch einmal bei den ganz Großen mitspielen, ein wenig Glanz von den Lichtgesta­lten der Bundesliga und Nationalma­nnschaft abbekommen. Doch diese hatten überhaupt kein Interesse daran, diesem tapsig daherkomme­nden, kein Fettnäpfch­en auslassend­en Ex-Politiker mit cholerisch­em Führungsst­il auch nur ein Fünkchen ihres abnehmende­n Lichts abzugeben. Grindels Zeit war abgelaufen. Wäre er nicht selbst zurückgetr­eten, hätte in den kommenden Wochen jemand beim DFB seine Zeit angehalten.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany