Maßlos und geltungssüchtig
Wenn Reinhard Grindel wirklich glaubt, dass ihn die Annahme einer Luxusuhr nun seine Präsidentschaft über den Deutschen Fußball-Bund (DFB) gekostet hat, wäre dies nur ein weiterer Beleg dafür, dass der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete nie verstanden hat, welches Amt er in den letzten 1084 Tagen so schlecht ausfüllte, wie wohl keiner vor ihm.
Sich von einem zwielichtigen ukrainischen Oligarchen eine 6000 Euro teure Uhr schenken zu lassen, war mindestens töricht, für den Vorsitzenden der Compliance-Kommission der europäischen Fußball-Union UEFA zumal; doch LuxusuhrenAffären gehören in der internationalen Fußballfunktionärsparallelgesellschaft zum gewohnt schlechten Ton.
Reinhard Grindel war ein Präsident, der dem DFB neue Werte geben wollte und diese im Eiltempo verraten hat. Er predigte mantraartig Tranparenz und Offenheit, lebte aber Maßlosigkeit. Da waren die verschwiegenen Zusatzeinnahmen über 78 000 Euro für einen Posten im Aufsichtsrat einer völlig unbekannten DFB-Tochtergesellschaft. Da war die Uhr. Da ist sein Wille, die mit fast 500 000 Euro jährlich dotierten Vorstandsämter in der FIFA und UEFA zu behalten. Grindel wird nun sogar ohne das lästige Tagesgeschäft im Ehrenamt zum Millionär. Dass nun darüber diskutiert wird, hauptamtliche Strukturen beim DFB einzuführen, ist längst überfällig.
Grindel war maßlos, gescheitert ist er aber auch an seiner Geltungssucht. Seine Politkarriere war auf hinteren Bänken des Reichstags ins Stocken geraten, er wollte noch einmal bei den ganz Großen mitspielen, ein wenig Glanz von den Lichtgestalten der Bundesliga und Nationalmannschaft abbekommen. Doch diese hatten überhaupt kein Interesse daran, diesem tapsig daherkommenden, kein Fettnäpfchen auslassenden Ex-Politiker mit cholerischem Führungsstil auch nur ein Fünkchen ihres abnehmenden Lichts abzugeben. Grindels Zeit war abgelaufen. Wäre er nicht selbst zurückgetreten, hätte in den kommenden Wochen jemand beim DFB seine Zeit angehalten.