Sprecherin
Sie ist die größte Überraschung der jüngsten Regierungsumbildung in Frankreich: Sibeth Ndiaye, die umstrittene Kommunikationsberaterin des Präsidenten, wird Regierungssprecherin. Sogar in den Reihen der Regierung weckt die Ernennung von „Sibeth“, wie sie nur beim Vornamen genannt wird, Zweifel. Sie hat sich in den vergangenen zwei Jahren nicht nur Freunde gemacht. Sie kann sehr hart sein, sogar schroff. Und ihre Beziehungen zur Presse sind sehr kompliziert.
Ndiaye, die über die Sozialisten zum damaligen Wirtschaftsminister Macron kam, war schon im Wahlkampf dessen Pressesprecherin. In einem Dokumentarfilm ist zu sehen, wie die im Senegal geborene Mutter von drei Kindern Journalisten der Zeitschrift „Inrocks“am Telefon beschimpft. „Das ist keine Arbeit von Journalisten, die ihr macht. Das ist die Arbeit von Schmutzfinken.“Stolz ging sie zusammen mit den anderen „Mormonen“, der engsten Garde des Präsidenten, am Tag der Amtseinführung über den roten Teppich vor dem Élysée. Von dem Zirkel der Vertrauten ist zwei Jahre später kaum einer mehr übrig geblieben.
Sibeth, die durch ihre bunte Garderobe aus der Riege des Präsidenten heraussticht, blieb dagegen „dem Boss“treu. Nach dem Abgang von Macrons Kommunikationschef Sylvain Fort war sie sogar als dessen Nachfolgerin im Gespräch. Die Wahl wäre logisch gewesen, denn im Hintergrund hatte die 39-Jährige bereits seit zwei Jahren die Fäden der Kommunikation im Élysée gezogen. Die Strategie, die Journalisten auf Distanz zu halten und nur ausgewählten Medienvertretern Zugang zum Präsidenten zu gewähren, geht weitgehend auf ihr Konto. Sie leitete auch die Schließung des Pressesaals in die Wege, in dem in den vergangenen 40 Jahren die Journalisten direkt im Präsidentenpalast arbeiten konnten.