Jäger haben ihr Soll mehr als erfüllt
Kreisjagdverband Lindau meldet 5707 Stück erlegtes Rehwild in den vergangenen drei Jahren
HEIMENKIRCH - Der Kreisjagdverband Lindau hat in der letzten Jagdsaison mit insgesamt 5707 Stück erlegtem Rehwild seinen behördlich vorgeschriebenen Abschussplan der letzten drei Jahre mehr als erfüllt. Das zumindest bescheinigte die Untere Jagdbehörde den rund 100 nach Heimenkirch gekommenen Jägern.
Auf der Hegeschau präsentierten die vier Hegegemeinschaften des Landkreises Lindau eindrucksvoll den Kopfschmuck des erlegten Schalenwilds. Darüber hinaus wurde deutlich, dass sich bei der zuständigen Behörde ein Umdenken abzeichnet, was die Höhe der Abschusszahlen betrifft.
„Das ist ein sehr erfreuliches Ergebnis. Ich kann Sie nur loben“, sagte Alexander Gehrlich von der Unteren Jagdbehörde, nachdem er den rund 100 Jägern des Kreisjagdverbandes Lindau das Gesamtergebnis der Abschüsse der vergangenen drei Jahre präsentiert hatte. Demnach haben die Jäger der vier Hegegemeinschaften Bodensee, Leiblachtal, Rothachtal und Argental im Zeitraum von 2016 bis 2019 insgesamt 5707 Rehwild erlegt. Und damit genau 243 Tiere mehr als gesollt.
Weniger Kitze erlegt als geplant
Bei den erlegten Tieren handelt es sich um 1790 Böcke, 2273 Geißen sowie 1644 Kitze. Wobei jedoch keine der Hegegemeinschaften das geforderte Soll von 1899 bei den Kitzen erreicht hatte.
Hatte zwar jede einzelne Hegegemeinschaft für sich gesehen ihr Soll an Abschüssen erfüllt, hat sich das Ziel, nämlich die Wälder vor sogenannten „Verbissen“, also Schäden am jungen Wald durch Wild, zu schützen, nur bei den Hegegemeinschaften Bodensee und Rothachtal erfüllt.
Der Hegegemeinschaft Leiblachtal bescheinigte Gehrlich dagegen mit deren Gesamtabschüssen in Höhe von 1491 Tieren „ein gutes Ergebnis“, gleichzeitig bedauerte er, dass sich dies nicht im Waldbild zeige, sondern dass sich dieses sogar verschlechtert habe. Auch die Hegegemeinschaft Argental hatte mit 1854 Abschüssen ihr dreijähriges Ziel übererfüllt und damit laut Gehrlich ein „sehr gutes Abschussergebnis“. Trotzdem seien die Verbisse angestiegen, stellte er fest und riet den Jägern dazu, vermehrt Geißen zu jagen. Die verstärkte Jagd auf die weiblichen Tiere hatte zumindest in der Hegegemeinschaft Rothachtal zu einem „deutlich“verbesserten Waldbilds geführt. Allerdings gab Gehrlich zu bedenken, „die Erhöhung der Abschusszahlen ist nicht immer die beste Lösung“, und erntete für diese Feststellung Applaus von den Jägern.
Zuvor hatte er die Zahlen zur Abschussentwicklung der vergangenen Jahre vorgelegt. Demnach waren die Abschusszahlen von 2010 bis 2019 kontinuierlich angestiegen. Nämlich von 4888 Tieren in 2010 bis 2013, über 5429 Tiere in 2013 bis 2016 bis hin zu den besagten 5707 Tieren in 2016 bis 2019. Damit waren die Jäger zwar stets über dem von der Jagdbehörde geforderten Soll gelegen, was aber trotzdem nicht die Verbisse an jungen Bäumen verhindert hat. Aus diesem Grund regte Gehrlich zum Nachdenken an. Nämlich darüber, ob es tatsächlich sinnvoll sei immer eine Erhöhung der Abschüsse zu fordern. Besser sei seiner Meinung nach zu überlegen, ob der Grund woanders liege. Etwa am veränderten Freizeitverhalten des Menschens.
Dass aber auch der Klimawandel dem Wald gehörig zu schaffen macht, davon ist Peter Titzler, vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten überzeugt. Trockenheit, Borkenkäfer, Stürme, und, in diesem Winter, der Schnee, schädigten die Wälder zusehends. Die sei zwar nicht neu, „aber es häuft sich“. Deshalb sprach sich der Forstdirekter für einen „naturnah bewirtschafteten“Wald aus. Einen Mischwald also, der aus Laub- und Nadelbäumen besteht und robuster ist als die Fichtenwälder. „Wir setzen auf die Waldverjüngung“, sagte er und betonte, dass sich dieses Ziel am besten durch das Zusammenwirken von Waldbesitzern und der Jägern verwirklichen ließe. Deshalb plädierte er für „Waldverjüngung und Abschussplanung“. „Mischwald kann nur durch Zusammenarbeit entstehen.“
Weil die Verbissbelastung im Westallgäu teilweise zu hoch sei und sich hier etwas ändern müsse, damit der Mischwald nicht unter der Fichte unterginge, empfahl Titzler, im Gegensatz zu Gehrlich, eine Erhöhung der Abschusszahlen.
Allerdings zeigte die Einschätzung von Kreisjagdberater Michael Hornstein ebenfalls, dass die Erhöhung der Abschusszahlen nicht der einzige Heilsbringer für den Wald sein kann. „Die Rehe gehen uns nicht aus, wenn wir mehr schießen“, lautete sein Fazit mit Blick auf die Entwicklungen und nannte als Grund: „Die Populationen reagieren mit mehr Geißen.“