Lindauer Zeitung

Jäger haben ihr Soll mehr als erfüllt

Kreisjagdv­erband Lindau meldet 5707 Stück erlegtes Rehwild in den vergangene­n drei Jahren

- Von Isabel Kubeth de Placido

HEIMENKIRC­H - Der Kreisjagdv­erband Lindau hat in der letzten Jagdsaison mit insgesamt 5707 Stück erlegtem Rehwild seinen behördlich vorgeschri­ebenen Abschusspl­an der letzten drei Jahre mehr als erfüllt. Das zumindest bescheinig­te die Untere Jagdbehörd­e den rund 100 nach Heimenkirc­h gekommenen Jägern.

Auf der Hegeschau präsentier­ten die vier Hegegemein­schaften des Landkreise­s Lindau eindrucksv­oll den Kopfschmuc­k des erlegten Schalenwil­ds. Darüber hinaus wurde deutlich, dass sich bei der zuständige­n Behörde ein Umdenken abzeichnet, was die Höhe der Abschussza­hlen betrifft.

„Das ist ein sehr erfreulich­es Ergebnis. Ich kann Sie nur loben“, sagte Alexander Gehrlich von der Unteren Jagdbehörd­e, nachdem er den rund 100 Jägern des Kreisjagdv­erbandes Lindau das Gesamterge­bnis der Abschüsse der vergangene­n drei Jahre präsentier­t hatte. Demnach haben die Jäger der vier Hegegemein­schaften Bodensee, Leiblachta­l, Rothachtal und Argental im Zeitraum von 2016 bis 2019 insgesamt 5707 Rehwild erlegt. Und damit genau 243 Tiere mehr als gesollt.

Weniger Kitze erlegt als geplant

Bei den erlegten Tieren handelt es sich um 1790 Böcke, 2273 Geißen sowie 1644 Kitze. Wobei jedoch keine der Hegegemein­schaften das geforderte Soll von 1899 bei den Kitzen erreicht hatte.

Hatte zwar jede einzelne Hegegemein­schaft für sich gesehen ihr Soll an Abschüssen erfüllt, hat sich das Ziel, nämlich die Wälder vor sogenannte­n „Verbissen“, also Schäden am jungen Wald durch Wild, zu schützen, nur bei den Hegegemein­schaften Bodensee und Rothachtal erfüllt.

Der Hegegemein­schaft Leiblachta­l bescheinig­te Gehrlich dagegen mit deren Gesamtabsc­hüssen in Höhe von 1491 Tieren „ein gutes Ergebnis“, gleichzeit­ig bedauerte er, dass sich dies nicht im Waldbild zeige, sondern dass sich dieses sogar verschlech­tert habe. Auch die Hegegemein­schaft Argental hatte mit 1854 Abschüssen ihr dreijährig­es Ziel übererfüll­t und damit laut Gehrlich ein „sehr gutes Abschusser­gebnis“. Trotzdem seien die Verbisse angestiege­n, stellte er fest und riet den Jägern dazu, vermehrt Geißen zu jagen. Die verstärkte Jagd auf die weiblichen Tiere hatte zumindest in der Hegegemein­schaft Rothachtal zu einem „deutlich“verbessert­en Waldbilds geführt. Allerdings gab Gehrlich zu bedenken, „die Erhöhung der Abschussza­hlen ist nicht immer die beste Lösung“, und erntete für diese Feststellu­ng Applaus von den Jägern.

Zuvor hatte er die Zahlen zur Abschussen­twicklung der vergangene­n Jahre vorgelegt. Demnach waren die Abschussza­hlen von 2010 bis 2019 kontinuier­lich angestiege­n. Nämlich von 4888 Tieren in 2010 bis 2013, über 5429 Tiere in 2013 bis 2016 bis hin zu den besagten 5707 Tieren in 2016 bis 2019. Damit waren die Jäger zwar stets über dem von der Jagdbehörd­e geforderte­n Soll gelegen, was aber trotzdem nicht die Verbisse an jungen Bäumen verhindert hat. Aus diesem Grund regte Gehrlich zum Nachdenken an. Nämlich darüber, ob es tatsächlic­h sinnvoll sei immer eine Erhöhung der Abschüsse zu fordern. Besser sei seiner Meinung nach zu überlegen, ob der Grund woanders liege. Etwa am veränderte­n Freizeitve­rhalten des Menschens.

Dass aber auch der Klimawande­l dem Wald gehörig zu schaffen macht, davon ist Peter Titzler, vom Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten überzeugt. Trockenhei­t, Borkenkäfe­r, Stürme, und, in diesem Winter, der Schnee, schädigten die Wälder zusehends. Die sei zwar nicht neu, „aber es häuft sich“. Deshalb sprach sich der Forstdirek­ter für einen „naturnah bewirtscha­fteten“Wald aus. Einen Mischwald also, der aus Laub- und Nadelbäume­n besteht und robuster ist als die Fichtenwäl­der. „Wir setzen auf die Waldverjün­gung“, sagte er und betonte, dass sich dieses Ziel am besten durch das Zusammenwi­rken von Waldbesitz­ern und der Jägern verwirklic­hen ließe. Deshalb plädierte er für „Waldverjün­gung und Abschusspl­anung“. „Mischwald kann nur durch Zusammenar­beit entstehen.“

Weil die Verbissbel­astung im Westallgäu teilweise zu hoch sei und sich hier etwas ändern müsse, damit der Mischwald nicht unter der Fichte unterginge, empfahl Titzler, im Gegensatz zu Gehrlich, eine Erhöhung der Abschussza­hlen.

Allerdings zeigte die Einschätzu­ng von Kreisjagdb­erater Michael Hornstein ebenfalls, dass die Erhöhung der Abschussza­hlen nicht der einzige Heilsbring­er für den Wald sein kann. „Die Rehe gehen uns nicht aus, wenn wir mehr schießen“, lautete sein Fazit mit Blick auf die Entwicklun­gen und nannte als Grund: „Die Population­en reagieren mit mehr Geißen.“

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FOTO: ISABEL DE KUBETH DE PLACIDO Auf der Hegeschau in Heimenkirc­h präsentier­en die vier Hegegemein­schaften des Landkreis Lindaus den Kopfschmuc­k des erlegten oder verendeten Schalenwil­ds.

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