Mit langem Bart und noch längeren Haaren durch Play-offs
Auch gegen den Wunsch seines Trainers hält VfB-Mittelblocker Philipp Collin an seiner Frisur fest
FRIEDRICHSHAFEN - Es wird ihm selbst nicht bewusst sein, aber die Frisur, die Friedrichshafens Mittelblocker Philipp Collin auch beim zweiten Play-off-Viertelfinale am Mittwoch gegen die Volleyball Bisons Bühl (20 Uhr) wieder tragen wird, nennt sich „half bun“und ist gerade schwer im Trend. Der 2,04 Meter große Volleyballer teilt dazu seine schulterlange Haarpracht in zwei Hälften: Die obere wird zum Dutt (englisch: „bun“) gebunden, die untere Hälfte bleibt offen. VfB-Trainer Vital Heynen hat für die Haarmode seines Spielers wenig übrig. Rein sportlich kann er aber derzeit wenig am Mittelblocker zu kritisieren haben.
Seit Wochen zieht er Collin wegen dessen langer Haare auf – gerne auch in aller Öffentlichkeit, wie kurz vor dem Pokalfinale, als Heynen im TVInterview mit dem SWR nach einem Friseur für Collin suchte. Sechs Wochen nach dem Pokalfinale, kurz vor dem zweiten Play-off-Viertelfinale, sind Philipp Collins Haare noch länger. Und auch der Vollbart ist gewachsen. Die Frotzeleien seines Trainers seien doch bloß ein Zeichen der Zuneigung, sagt er gelassen. Collins sportliche Leistung scheinen die Haare jedenfalls nicht zu beeinträchtigen. Collin ist nicht nur als Verteidiger präsent auf dem Feld, er punktet sogar: Neun Punkte machte er in den vergangenen drei Spielen im Schnitt – kein schlechter Wert für einen Mittelblocker. So sehen das auch die Fans des VfB Friedrichshafen und wählten „Phipsi“zum Spieler des Monats März.
Auch im ersten Play-off-Viertelfinale gegen die Volleyball Bisons Bühl am vergangenen Samstag (Endstand: 3:0 - 25:21, 25:23, 25:15) war Philipp Collin einer der besten auf dem Feld. Nichts scheint dem Mittelblocker jedoch ferner zu liegen, als sich selbst zu loben: „Ich versuche halt, den anderen zu zeigen, dass sie nicht nur zu fünft auf dem Platz stehen“, sagt er lediglich.
Bühl und die Underdog-Rolle
Grundsätzlich sei er mit der Leistung des VfB im Spiel gegen Bühl aber nicht zufrieden. „Wir standen falsch in der Verteidigung und bekamen Bälle auf den Boden, die nicht hätten sein müssen“, sagt er und spielt damit unter anderem auf eine Situation an, in der Außenangreifer David Sossenheimer und Libero Markus Steuerwald bei der Ballannahme zusammenstießen – während der Ball auf dem Boden landete. „Das waren zum Teil taktische Fehler, aber wir waren auch nicht immer konzentriert. Das muss im zweiten Spiel unbedingt besser werden.“
Dass man das erste Spiel gegen Bühl am Ende trotz schwacher Leistung relativ klar gewonnen habe, liege keineswegs an Bühls Unvermögen. „Die hatten einen schlechten Tag in den Annahmen, aber im Grunde hat denen gar nicht so viel gefehlt“, sagt Collin. Er hält es für Strategie, dass Bühls Trainer Ruben Wolochin („Wir wollen zumindest einen Satz holen.“) die eigenen Ziele vor dem zweiten Aufeinandertreffen so niedrig ansetzt. „Man stellt sich gerne in die Underdog-Rolle, damit man befreit aufspielen kann“, sagt Collin.
Für die zweite Play-off-Partie am Mittwochabend in Bühl hofft er deshalb auf ein „solides, konzentriertes Spiel“der Häfler. „Wenn wir das schaffen, stehen unsere Chancen gut“, sagt er, betont aber: „Wir nehmen das Spiel sehr ernst.“
Die Häfler Volleyballer, die mit Ausnahme von Außenangreifer Athanasios Protopsaltis, der seine Rückenprobleme noch nicht auskuriert hat, vollzählig sind, beweisen schon mit der Anreise, dass sie das Spiel gegen Bühl nicht auf die leichte Schulter nehmen. Schon am Dienstagnachmittag fuhr der Mannschaftsbus los in Richtung Schwarzwald. Eine so frühe Anreise ist nicht unbedingt üblich für die Volleyballer vom See. Dabei werden sie im Hinterkopf haben: Mit einem Sieg würde man direkt ins Halbfinale um die deutsche Meisterschaft einziehen und sich ein Entscheidungsspiel gegen Bühl sparen – und damit Kraft und Energie für die kommenden Aufgaben. Denn: Halbfinale und Finale sind als Best-of-five-Serien angesetzt, also könnten bis zum 12. Mai noch immerhin zehn Spiele auf den VfB warten. In der Verlosung sind dann Mannschaften wie Haching, Lüneburg und Berlin – Gegner also, für die man auf jeden Fall Kraft und Energie brauchen würde.
Für Philipp Collin steht jedenfalls fest: Er wird die Play-offs mit langen Haaren spielen. Dass er sie abschneiden lasse, stehe derzeit nicht zur Debatte, sagt er. Er könne sich maximal vorstellen, sich den Bart zu trimmen. Der störe ihn zwar beim Spielen genauso wenig wie die Haare. Aber er muss zugeben: „Beim Essen nervt der Bart manchmal schon.“