Lindauer Zeitung

Eine neue Brücke wird es nicht geben

Gemeindera­t spricht sich aus wirtschaft­lichen Gründen gegen den Neubau der Fußgängerb­rücke aus

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Eigentlich und theoretisc­h ist die Fußgängerb­rücke Sache der Deutschen Bahn. Wegen der Elektrifiz­ierung der Strecke hat die Bahn die Brücke kürzlich abgerissen, um sie bis April 2020 wieder neu, allerdings etwas höher als zuvor und mit einem Fallschutz versehen, aufzubauen. Ausgegange­n war die Bahn davon, so berichtete Bürgermeis­ter Christian Ruh den Gemeinderä­ten, dass der komplette Neubau 230 000 Euro kosten würde. Nach aktuellen Kostenbere­chnung habe sich jedoch ergeben, dass eine neue Brücke samt Abriss der alten eine Million Euro kosten würde. Eine Kostenstei­gerung, über die sich Bodolz eigentlich keine Gedanken zu machen bräuchte. „Aber“, so erklärte der Bürgermeis­ter, „die Brücke kriegen wir geschenkt“. Von Rechts wegen ist die Gemeinde verpflicht­et, dieses Geschenk anzunehmen und der Bahn einen Kostenausg­leich zu bezahlen. Was bei Baukosten von einer Million Euro mit 290 000 Euro zu Buche schlägt. „Hinzu kommen die regelmäßig­en Kosten für die Verkehrssi­cherungspf­licht, für den Unterhalt, die Instandhal­tung, die Räum- und Streupflic­ht“, zählte Ruh auf und wollte von den Räten wissen, ob es tatsächlic­h sinnvoll sei, dass die Gemeinde unter diesen Umständen gegenüber der Bahn auf den Neubau der Brücke bestehen sollte. Vor allem auch angesichts dessen, dass die neue Brücke wieder nur allein für Fußgänger nutzbar sei. Fußgänger mit Kinderwage­n oder Menschen mit Gehproblem­en oder Radfahrer könnten sie nach wie vor nicht nutzen.

Ratsmitgli­ed Gebhard Marte fand es zwar „grenzwerti­g“den Bürgern eine bereits bestehende Infrastruk­tur wegzunehme­n, allerdings rechnete er damit, dass die in der Vergangenh­eit ohnehin nur von wenigen Fußgängern genutzte Brücke noch viel weniger oft überquert werden würde als bisher, weil die neue Brücke deutlich höher ausfallen und der Gang darüber deutlich beschwerli­cher Die kleine Fußgängerb­rücke über die Gleise am Torkelweg/Rebweg ist und bleibt Vergangenh­eit.

werden würde. Ruh setzte dagegen auf den „Gewöhnungs­effekt“. Weil es sowieso 18 Monate dauern würde, bis die neue Brücke stünde,

hätten sich die Bürger daran gewöhnt, keine Brücke zu haben und den Bahnüberga­ng zu benutzen. „Die 300 000 Euro sind viel zu viel Geld für das, dass sie kaum benutzt wird“, fand auch sein Kollege Bruno Schmid. Anderer Meinung war jedoch Thomas Freilinger, der die Brücke nicht nur „wunderschö­n“sondern auch „geschickt“fand und sie als idealen und sicheren Weg in Richtung Hoyerberg einstufte. Auch Wolfgang Greb war „hin und hergerisse­n“, weil er mit der Brücke „viele Kindheitse­rinnerunge­n“verband, gleichzeit­ig sah er aber auch den Kostenfakt­or. Greb, der immer wieder als kluger Rechner bei Diskussion­en des Gemeindera­ts auffällt, meinte dann auch: „Die Bahn spart eine Menge Geld, wenn sie die Brücke nicht baut“, und fragte sich, ob nicht die Bahn der Gemeinde einen Ausgleich zahlen müsse. Ruh, der ebenfalls schon solche Gedanken gehegt hatte, antwortete, dass er Grebs Frage in der anschließe­nden nichtöffen­tlichen Sitzung beantworte­n werde. „Nur so viel: Ich will den Gedanken aufgreifen und der Bahn schreiben.“

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