Lindauer Zeitung

Badstuber – Von der Nummer 4 zur Stammkraft

Zu Beginn auf der Bank, nun ist der Verteidige­r gesetzt

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STUTTGART (dpa) - Nach fünf Spielen über 90 Minuten und zwei Toren ist Holger Badstuber bereit für ein Gespräch. Die Saison beim VfB Stuttgart läuft für ihn viel besser, als die meisten Beobachter erwartet hatten – denn noch nach dem ersten Spieltag war der 30 Jahre alte Innenverte­idiger in der Wahrnehmun­g vieler Fans und Journalist­en beim Topfavorit­en der 2. Bundesliga nur Innenverte­idiger Nummer 4 und weit weg von einem Stammplatz.

Dann aber verletzte sich Marcin Kaminski schwer am Knie, war der junge Neuzugang Maxime Awoudja gesperrt und Badstuber neben Kapitän Marc Oliver Kempf plötzlich die einzige Option. Diese Chance hat er genutzt und keine Minute mehr verpasst. „Jetzt bin ich in einer Phase, wo ich mich wohlfühle, und jetzt gehe ich den nächsten Schritt an. Wer weiß, was noch kommt“, sagt Badstuber nun vor dem Heimspiel gegen Greuther Fürth (13 Uhr/Sky).

Zurückhalt­endes Lob von Walter

„Er versucht Dinge anzunehmen. Das rechne ich ihm sehr, sehr hoch an, und er versucht sich jeden Tag weiterzuen­twickeln. Er ist fit, das ist extrem wichtig für ihn in seiner Verfassung gerade“, sagt Trainer Tim Walter über seine Nummer 28. „Von daher kann er auch die Leistungen abrufen, die er momentan bringt.“Sein System mit vielen Ballkontak­ten für die auch ins Mittelfeld aufrückend­en Innenverte­idiger hat Badstuber kapiert und gewöhnt sich immer mehr auch an die Belastung.

Wie ein uneingesch­ränkter Befürworte­r des Ex-Nationalsp­ielers wirkt der 43-Jährige allerdings nicht. Bei vielen Gelegenhei­ten, den erfahrenen Profi verbal starkzured­en, verwies Walter auf die insgesamt große Qualität seiner Abwehr. Wurde der zuletzt fehlende Stürmer Mario Gomez dagegen ein Thema, verwies Walter nie auf dessen Konkurrent­en und lobte Gomez' Vorbildfun­ktion.

„Wir gehen respektvol­l miteinande­r um, es ist auch zwischenme­nschlich alles gut. Wir tauschen uns aus – und am Ende macht er die Vorgaben“, beschreibt Badstuber das Verhältnis. Dieses ist auf jeden Fall viel besser als jenes zu Ex-Trainer Markus Weinzierl. „Es war nie die Frage der Fitness, sondern die Frage von persönlich­en Differenze­n. Die hatte ich schon auf Schalke, und die habe ich auch hier gehabt. Zwischen mir und dem Trainer hat es einfach nicht funktionie­rt“, erklärt er die vielen Partien ohne Einsatz, die ihn zu einem der Verlierer beim Absteiger machten. „In der letzten Saison hat man mich oft in eine Schublade gesteckt, wo ich sage: Das bin ich nicht“, sagt Badstuber, der sich zu Beginn der Saison allerdings auch einige Fehler leistete.

Weinzierl wehrt sich deswegen und verweist auf Badstubers Konkurrenz durch Kempf und die inzwischen abgewander­ten Benjamin Pavard (FC Bayern München) und Ozan Kabak (FC Schalke 04): „Eine latente Unzufriede­nheit ist bei Spielern, die nicht spielen, absolut zu begrüßen. Sie machen es sich aber zu leicht, wenn sie die Probleme dafür dann schnell bei anderen, am liebsten beim Trainer suchen.“

Für den Champions-League-Sieger und sechsmalig­en Meister mit dem FC Bayern Badstuber gibt es auch in der 2. Liga keine Motivation­sprobleme. So sagt der Mann aus Rot an der Rot: „Der bestmöglic­he Spieler zu sein, den ich aus mir rausholen kann. Das ist für mich das Ziel.“ Die Torhüterdi­skussion um Manuel Neuer vereint die Anschwitze­nCrew. Der VfB Stuttgart entwickelt sich. Alle Infos finden Sie online auf:

www.schwäbisch­e.de/podcasts

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