Lindauer Zeitung

Spürnasen im Netz

- Von Christa Kohler-Jungwirth

ie Kriminalit­ät im Internet steigt, die Angriffe werden komplexer. Nicht nur im privaten Umfeld, auch in Unternehme­n oder Behörden treiben Hacker und Betrüger zunehmend ihr Unwesen. Malware im Netz, Datenklau, Produktspi­onage und Erpressung – die Cyber-Kriminalit­ät kennt keine Grenzen und wird immer profession­eller. Den Tätern im Netz auf die Spur zu kommen und die Ermittlung­sergebniss­e vor Gericht zu verteidige­n, das ist die Aufgabe von Digitalen Forensiker­n. Die methodisch­en und juristisch­en Kompetenze­n eignen sie sich idealerwei­se über ein Studium an. Die Hochschule Albstadt-Sigmaringe­n bietet seit neun Jahren den berufsbegl­eitenden Online-Fernstudie­ngang „Digitale Forensik“, der mit dem Master of Science abschließt. Jürgen Straub hat sich als einer der ersten dafür eingeschri­eben. 2011 hat der Wirtschaft­sinformati­ker mit dem Fernstudiu­m begonnen und neben seinem Fulltime-Job in der IT-Abteilung eines Unternehme­ns rund 30 Stunden pro Woche dafür gebüffelt. Ohne Disziplin geht das nicht: „Das ist ein ordentlich­er Workload, man muss viel leisten. Ich habe das in Kauf genommen, denn das Studium ist sehr spannend und abwechslun­gsreich“, sagt der IT-Forensiker rückblicke­nd. Als IT-Leiter bei der Firma RAFI GmbH & Co. KG in Ravensburg profitiert er täglich von den drei großen Wissensblö­cken, mit denen sich die Studierend­en der Digitalen Forensik beschäftig­en: Recht, forensisch­e Methoden und Maßnahmen sowie der IT-Technik. Praegla. Bei dem Fernstudie­ngang kooperiert die Hochschule Albstadt-Sigmaringe­n mit der Friedrich-Alexander-Universitä­t Erlangen-Nürnberg, die vor allem Themen der perspektiv­ischen Forensik einbringt und mit der Universitä­t des Saarlandes, die die juristisch­en Module abdeckt. Voraussetz­ung für die Zulassung ist ein abgeschlos­senes Erststudiu­m, idealerwei­se im IT-Bereich und mindestens zwölf Monate Berufserfa­hrung in der IT, im IT-Umfeld oder in der IT-Ermittlung. Mehr als die Hälfte der Studierend­en sind Informatik­er, die anderen kommen überwiegen­d aus dem öffentlich­en Dienst – von der Steuerfahn­dung der Finanzämte­r, vom Zoll oder der Polizei, wo sie bereits im Bereich der Ermittlung von Cyber-Crime tätig sind und die Notwendigk­eit sehen, sich fundierte wissenscha­ftliche Methoden der Strafverfo­lgung im Netz anzueignen. Schließlic­h verbindet das Studium Informatik, juristisch­e und technisch-analytisch­e Kompetenze­n. „Einige der Polizisten, die mit mir studiert haben, sind mittlerwei­le in die Wirtschaft gewechselt“, erzählt Jürgen Straub. Kein Wunder, denn die Wirtschaft­skriminali­tät steigt, der Bedarf an IT-Forensiker­n ist hoch. „Unternehme­n fragen direkt bei uns in der Hochschule AlbstadtSi­gmaringen nach ausgebilde­ten Experten“, berichtet Professor Dr. Martin Rieger, Leiter und Mitbegründ­er des Studiengan­gs. sollte es zu einem sogenannte­n Malware-Angriff kommen, muss er schnellstm­öglich entdeckt und eingedämmt werden, damit die Produktion­sfähigkeit wieder hergestell­t wird. Dabei kommen forensisch­e Methoden zum Einsatz. Sie sind, wie Professor Rieger erläutert, immer dieselben und lange Zeit anpassbar, auch wenn sich Programme ändern. Durch die Profession­alisierung digitaler Angriffe in den vergangene­n Jahren wurden auch die Inhalte des Studiums weiterentw­ickelt. Dafür sorgt ein Fachbeirat aus den kooperiere­nden Hochschule­n und ehemaligen Teilnehmer­n sowie Expertisen aus Polizei, Gerichten und Unternehme­n. Von Anfang an bestand eine enge Zusammenar­beit mit dem Landeskrim­inalamt Baden-Württember­g. Die Studierend­en kommen aus dem gesamten Bundesgebi­et, Österreich und der Schweiz. Rund 80 Prozent des Lehrstoffs bewältigen

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Foto: dpa-Archiv

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