Zumsteinhaus in Kempten öffnet erst im Dezember
Der Einbau von Klima- und Gebäudetechnik benötigt noch etwas Zeit
KEMPTEN - Viele Kemptener sind gespannt auf das neue Kempten-Museum im Zumsteinhaus. Der Andrang bei den ersten Führungen durch die renovierten Räume des denkmalgeschützten, vierstöckigen Hauses aus dem Jahr 1802 Ende Mai war entsprechend groß. Gut 1000 Bürgerinnen und Bürger wollten einen ersten Blick in das markante Gebäude werfen. Für 26. und 27. Oktober war die Museumseröffnung geplant. Doch diese verzögert sich nun um sechs Wochen. Am 7. und 8. Dezember sollen Besucher nun erstmals die 2000-jährige Stadtgeschichte auf eine neue Art und Weise erleben können. Grund für die Verzögerung ist vor allem der zeitaufwendige Einbau der Gebäudeund Klimatechnik.
„Wir sind im finalen Stadium, aber das Zumsteinhaus ist eben auch ein diffiziles Gebäude“, sagt der Kemptener Baureferent Tim Koemstedt. Das Haus habe große konservatorische Anforderungen. Gerade das Einrichten der Klimatechnik benötige Zeit. Derzeit wird unter anderem auch noch an der Beschattung getüftelt, die gerade bei historischen Objekten von großer Bedeutung ist. Dazu werden sogenannte Screens an den Fenstern angebracht: Das sind zum einen unterschiedlich getönte Folien und zum anderen Stoffvorhänge, die Sonnenlicht und Wärme abhalten sollen. Ein komplexes Thema ist zudem die Be- und Entlüftung im Zusammenhang mit den Flächenheizkörpern.
Ursprünglich hätte das Zumsteinhaus Ende 2018 eröffnet werden sollen. Aber dann tauchten immer mehr Probleme auf: Schadstoffbelastetes Material wurde entdeckt, wegen des Baubooms war es schwer, an Handwerker zu kommen. Zuletzt sorgte obendrein der abbröckelnde Außenputz für Kopfzerbrechen. Eine Untersuchung ergab, dass dem historischen Unterputz Sägemehl beigemischt worden war, erklärt Koemstedt. Und das erschwerte und verzögerte die Malerarbeiten.
Auf gut sechs Millionen Euro waren die Umbau- und Sanierungskosten im Vorfeld geschätzt worden. Es werde wohl etwas mehr werden, sagt Koemstedt, der noch nicht alle Rechnungen erhalten hat. „Die Steigerung wird aber in vertretbarem Rahmen sein.“Eine finanzielle Punktlandung wird es wahrscheinlich bei der Einrichtung des Museums geben, kündigt Museumsleiterin Dr. Christine Müller Horn. 1,9 Millionen Euro soll sie kosten. „Das werden wir wohl halten können.“
Anfang Oktober sollen die ersten Ausstellungsobjekte angeliefert werden. Dann wird das Museum von Fachleuten Schritt für Schritt eingerichtet, sagt Müller Horn. Die Besucher werden dabei auch in die Welt der Zumsteins eintauchen können. Die Familie aus dem Aostatal handelte mit Seide, kam Ende des 18. Jahrhunderts nach Kempten und erbaute am Residenzplatz ihr Wohn- und Geschäftshaus. Daran sollen auch Stoffbahnen erinnern, die nach OriginalMustern gewoben wurden, erzählt Müller Horn.
Besonders wertvolle und empfindliche Exponate werden in klimatisierten Vitrinen ausgestellt. Magnetischer Anziehungspunkt im ersten Stock dürfte ein rund drei mal drei Meter großes Stadtmodell sein, das mit Hilfe eines 3D-Druckers erstellt wird und das auch multimedial in Szene gesetzt wird.