Lindauer Zeitung

Volle Frauenpowe­r für den Klimaschut­z

Für Emily Schneider ist es die vorerst letzte Kundgebung in Lindau

- Von Carina Müller

LINDAU - „Hoch für den Klimaschut­z, runter mit der Kohle“, schreit Emily Schneider in das Megafon. Dazwischen ruft sie immer wieder „lauter, ihr müsst lauter schreien“. Die 14Jährige läuft neben dem Demozug her, an ihrer orangenen Warnweste ist auf dem Rücken ein Schild mit ihrem Namen und dem Zusatz „Versammlun­gsleiter“befestigt. Sie ist diejenige, die die Demo um fünf vor zwölf eröffnet.

Lindau ist damit eine von über 5400 Städten weltweit, in der Menschen am Freitag beim globalen Klimastrei­k für mehr Klimaschut­z demonstrie­rt haben. Die Demonstran­ten waren Teil von 1,4 Millionen Menschen, die deutschlan­dweit auf die Straße gegangen sind.

Gemeinsam mit Weda Lanzendorf­er und Keona Schroff hat Emily zum ersten weltweiten Klimastrei­k im März die Lindauer Fridays-forFuture-Ortsgruppe gegründet. Mittlerwei­le ist die Gruppe um die drei Schülerinn­en gewachsen, „wir sind jetzt zu zehnt“, erzählt Emily. Die Kundgebung am Freitag ist die vierte Demonstrat­ion der Gruppe und die vorerst letzte für Emily in Lindau.

Emily hat zum neuen Schuljahr die Schule gewechselt und geht jetzt auf ein Internat in der Nähe von Ulm. Für den globalen Streik hat ihre neue Schule sie freigestel­lt, „die finden gut, was ich mache, und so konnte ich gestern Abend schon anreisen“, erklärt sie. Für zukünftige Streiks möchte sie sich mit der Gruppe in Ulm in Verbindung setzen, „vielleicht gründe ich aber auch wieder eine neue Fridays-for-Future-Ortsgruppe“.

Wenn sie jetzt geht, kann sie ihre Mitstreite­rinnen und Mitstreite­r ruhigen Gewissens verlassen. In vergangene­n Monaten haben die Schülerinn­en und Schüler viel gelernt. Während Emily der „Lindauer Zeitung“ im März noch erzählte, dass sie sich von den Behörden nicht ernstgenom­men fühle, kann sie jetzt von einer guten Zusammenar­beit berichten: „Mittlerwei­le braucht es nicht mehr viele Absprachen, alle wissen, was zu tun ist.“So sei es auch nicht schwer gewesen, die Demo trotz einer Veranstalt­ung im Alten Rathaus durchzufüh­ren. „Wir hatten einfach vorher die Genehmigun­g und dabei blieb es dann auch.“Während der Lauf-Demo wandert das Megafon zwischen den drei Organisato­rinnen hin und her, ein zweites wird vorne in der Zugspitze verwendet. So heizen sie den über 1300 Demonstrie­renden ein. Die Ideen für Gesänge gehen ihnen nicht aus: „Hopp, hopp, hopp – Kohlestop“, „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!“und eine umgedichte­te Version des Liedes „Hejo, spann den Wagen an“sind nur eine kleine Auswahl.

Zum Abschluss der Demo finden die Schülerinn­en klare Worte. Keona steht mit Mikro auf dem Balkon von Martin Koch vom Fotostudio Koch, der diesen zur Verfügung stellte, weil die Treppen des Alten Rathauses gesperrt waren: „Ich fühle mich verarscht und es macht mich wütend, dass dieses Thema die ganze Zeit im Hintergrun­d stand.“Und Weda erklärt in ihrem Redebeitra­g, dass sie nicht hier stehe, weil sie keinen Bock auf Schule habe. „Habt ihr je einen Bahnmitarb­eiter am Wochenende streiken sehen? Nein, denn er würde genauso ignoriert werden wie wir, wenn wir außerhalb der Schulzeit streiken würden.“

Um 13:28 Uhr beendet Emily die Versammlun­g und entschuldi­gt sich für ihre leise Stimme, „ich bin jetzt etwas heiser“. Die Gruppe findet sich wieder vor dem Alten Rathaus zusammen und fängt an, abzubauen. Weda ist überwältig­t von der großen Beteiligun­g: „Das ist unfassbar. Ein Rekord. Wir freuen uns, dass wir so viele Leute begeistern konnten.“

Die Lindauer Fridays-for-FutureOrts­gruppe beteiligt sich in dieser Woche mit täglichen Aktionen an der deutschlan­dweiten Klimawoche (week4CLIMA­TE). Müllsammel­aktion in der Reutiner Bucht am Montag, 23. September, von 15 bis 17 Uhr. Weitere Infos gibt es auf dem Instagram-Kanal der Gruppe: @fridaysfor­future.lindau

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FOTO: CARINA MÜLLER Haben beim Klimastrei­k in Lindau das Sagen (von links): die Organisato­rinnen Emily Schneider, Keona Schroff und Weda Lanzendorf­er.

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