Lindauer Zeitung

Neue Welt am Wasser

In Bremen hat sich das ehemalige Hafenrevie­r rechts der Weser in ein modernes Erlebnisze­ntrum namens Überseesta­dt verwandelt

- Von Larissa Loges

BREMEN (dpa) - Wo sich früher Kisten mit exotischen Früchten und Waren zur kurzfristi­gen Lagerung stapelten, befinden sich heute gläserne Werkstätte­n, Händler, Gastronomi­e, Tagungs- und Wohnräume. Aus dem ehemaligen Hafenrevie­r rechts der Weser ist die Bremer Überseesta­dt entstanden. Sie vereint in maritimer Kulisse Kultur, Kunst, Kulinarik, Wohnen und Hafenwirts­chaft.

Dort, wo früher „Onkel Dittmeyer“Fruchtsäft­e abfüllen ließ, befindet sich heute unter anderem eine multifunkt­ionale Immobilie. Im Schuppen Eins stehen AutomobilS­chätze, die Liebhaberh­erzen höher schlagen lassen. In dem alten Speicher am Kai des Europahafe­ns parken Citroën DS, auch bekannt als „Göttin“, Borgward Goliath und Amphicar – mehrere Dutzend davon, fein säuberlich in Reih und Glied.

Auch die Galerie Artdocks hat in dem Mobilitäts­zentrum eine große Ausstellun­gsfläche. Und es gibt zwanzig Wohnlofts im Obergescho­ss, die mit Autoaufzüg­en erreichbar sind.

Zwei Investoren erwarben den denkmalges­chützten Hafenschup­pen 2007 je zur Hälfte. Während sich heute in einem Teil das größte Fitnesscen­ter Bremens befindet, liegt im anderen Teil das Oldtimer-Kompetenzz­entrum mit Handel, Wartung, Pflege und Restaurati­on – das Herzstück des zweigescho­ssigen Stückgut-Umschlagsc­huppens.

Der Schuppen Eins ist Sinnbild für die Bremer Überseesta­dt. Ein gelungenes Konglomera­t aus alt und neu, aus traditione­ll und modern: historisch­e Schuppen und Speicher raffiniert restaurier­t neben zeitgenöss­ischer Architektu­r. Einige Neubauten haben maritime Namen, etwa „Haus am Fluss“oder „Luv und Lee“.

Die Herkunfts- und Hafengesch­ichte bleibt dabei allgegenwä­rtig. So manche Flaniermei­le ist industriel­l-kantig geblieben.

„Die Mischung aus Industrie, Büros und Wohnungen mit dem Hafenambie­nte macht das Besondere der Überseesta­dt aus“, sagt Peter Siemering vom Überseesta­dt-Marketing.

Mit 3,5 Millionen Kubikmeter­n Sand wurde der alte Überseehaf­en 1998 zugeschütt­et. Besucher der Überseesta­dt spüren die Aufbruchss­timmung. Zu Beginn der städtebaul­ichen Entwicklun­g im Jahr 2000 waren hier etwa 300 Unternehme­n mit rund 6000 Mitarbeite­rn ansässig. 2017 wurden 1090 Firmen mit 16 000 Beschäftig­ten gezählt – viele aus dem Bereich „Irgendwas-mit-Medien“. Im „The Key – Escape Room Bremen“können Besucher in Erlebnisrä­umen knifflige Rätsel und Aufgaben lösen. Bei dem Live-EscapeSpie­l müssen die Teilnehmer das Geheimnis des Hafenmeist­ers untersuche­n oder das Logbuch des Kapitäns entschlüss­eln. Fakten und Zahlen rund um das Hafenquart­ier und seine Entstehung finden Interessie­rte im Infocenter Überseesta­dt am Hafenmuseu­m. Eine Fundgrube hinter roter Backsteinf­assade, Besucher sind als „Mitbewohne­r“ eingeladen. In der „Wohngemein­schaft“gibt es dann folglich einen Gemeinscha­fts-, Wohn-, Arbeits-, Gäste- und Hafenraum. So ist man ganz nah dran statt nur Betrachter.

Nah dran ist auch die Bremer Innenstadt – sie liegt nur ein paar Kilometer von der Überseesta­dt entfernt.

Im Hafenquart­ier sind zwischen Getreidesp­eichern und Kaffeefabr­iken viele einzelne Projekte entstanden, zum Beispiel die 2011 fertiggest­ellte Marina. Dort gibt es öffentlich­e und private Anleger für Sportboote bis 17 Meter Länge sowie für Kanuten. Die Marina bietet Platz für mehr als 90 Gast- und Dauerliege­r. Selbst in der kalten Jahreszeit dümpeln hier einsame Segelboote am Schwimmste­g.

Auch im 2014 eröffneten Überseepar­k ist trotz steifer Brise Betrieb. Die 2,5 Hektar große Fläche liegt zwischen Europahafe­n sowie Holzund Fabrikenha­fen – mit Spielplatz, Skate-Anlage und viel Grün.

Kinder und Jugendlich­e aus dem angrenzend­en Ortsteil Walle durften den Park mitplanen. Das Ergebnis: Spiel, Sport und Erholung. Auch für Touristen erlebbar.

„Die Mischung aus Industrie, Büros und Wohnungen mit dem Hafenambie­nte macht das Besondere der Überseesta­dt aus.“Peter Siemering vom Überseesta­dt-Marketing

 ?? FOTOS: DPA ?? Die Bremer Überseesta­dt – hier aus der Luft – ist eines der größten Städtebaup­rojekte Europas. Im Schuppen Eins befindet sich ein Oldtimer-Kompetenzz­entrum, das Hafenmuseu­m (re.) lockt viele Besucher an.
FOTOS: DPA Die Bremer Überseesta­dt – hier aus der Luft – ist eines der größten Städtebaup­rojekte Europas. Im Schuppen Eins befindet sich ein Oldtimer-Kompetenzz­entrum, das Hafenmuseu­m (re.) lockt viele Besucher an.
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