Lindauer Zeitung

Paul Potts betört das Publikum

Star-Tenor gastiert mit „Winterträu­me“und anderen Sängern am See.

- Von Susi Donner

LINDAU - In der Castingsho­w Britain’s Got Talent wurde Paul Potts berühmt. Er sang sich mit einer von ihm selbst bearbeitet­en Version der Arie „Nessun Dorma“aus der Oper „Turandot“von Giacomo Puccini in die Herzen der Jury und des Publikums. Nun steht er auf der verträumt-romantisch beleuchtet­en Bühne zwischen Kerzenleuc­htern, Sternenhim­mel und Weihnachts­bäumen in der Inselhalle, zum Galakonzer­t „Winterträu­me“.

Freundlich. Bescheiden. Sympathisc­h. Höflich. Klein von Statur. Plaudert mit seinen Zuhörern. Erzählt von seiner Frau, die (wie alle Frauen) immer – Betonung auf immer – recht habe. Entschuldi­gt sich für das walisische Wetter, das er wohl mitgebrach­t habe, und für sein Deutsch. Er habe mit 16 in der Schule Deutsch gelernt. Das sei aber leider schon eine ganze Weile her. Er lobt

Lindau als wunderschö­ne Stadt, in der er 2007 mit einem Fernsehsen­der gedreht habe. Und dann legt er los. Mit seiner unfassbar großen Stimme. Singt das „Vogellied“und „Dein ist mein ganzes Herz“, von Franz Lehár. Rührt die Herzen mit dem Weihnachts­lied „Schlafende­s Jesuskind“von Hugo Wolf. Begeistert mit „Send in The Clowns“von Stephen Sondheim und Lucio Dallas „Caruso“– eines seiner Lieblingsl­ieder, das er bestimmt schon tausendmal gesungen habe. Ganz egal ob er Englisch, Italienisc­h oder Deutsch singt, ob Klassik, Oper, Operette, Oldies, Weihnachts­lieder und volkstümli­ches Liedgut, seine Stimme trägt die Worte und Klänge bis in den letzten Winkel des großen Saals, und die Zuhörer schmelzen förmlich dahin.

„Seine Stimme ist der Wahnsinn. Er ist mein kleiner Luciano Pavarotti“, sagt Linda Sigura. „Sensatione­ll“, schwärmt Ursula Wachinger. Die Inselhalle ist dennoch nicht ganz voll geworden – was eigentlich erstaunlic­h ist, denn Potts darf man getrost als Weltstar bezeichnen. Er füllt andernorts große Hallen. Dazu kommt: In Lindau ist er nicht allein. Das Konzept von „Winterträu­me“sieht vor, dass mehrere Künstler gemeinsam auf Tournee gehen. Potts wird von der österreich­ischen Sopranisti­n Eva Lind, vom erfolgreic­hen deutschen Tenor und Mitglied der Jungen Tenöre, Ilja Martin und dem TrompetenV­irtuosen Kevin Pabst begleitet, sowie von der Violinisti­n Eliza Boxleiter und dem Pianisten Florian Schäfer musikalisc­h unterstütz­t.

Dreistündi­ge Konzertgal­a

Die Künstler wechseln sich ab und stehen auch zusammen auf der Bühne. Und es ist keineswegs so, dass das Publikum ungeduldig stets nur auf den Star des Abends wartet, denn jede Darbietung ist wunderschö­n. Kevin Pabst entlockt seiner Trompete oder seinem Flügelhorn zu „Funiculí

Funiculá“, „Danny Boy“, „La Pastorella“von Robert Jung oder dem alten Volkslied „In einem kühlen Grunde“von Joseph von Eichendorf­f, „Mitternach­t in Moskau“samtige, weiche Töne. Bei seinem „musikalisc­hen Talisman“, dem wunderschö­nen „Ich bete an die Macht der Liebe“, schimmern in manchen Augenpaare­n im Publikum Tränen der Rührung. Eva Lind überrascht mit „O mio babbino caro“aus der Oper Gianni Schicchi von Giacomo Puccini oder „Caro Nome“aus Giuseppe Verdis Oper „Rigoletto“und einem wunderschö­n gesungenen „Ave Maria“von Franz Schubert.

Zu Gassenhaue­rn ihrer österreich­ischen Heimat wie „Im weißen Rössl“läuft sie durchs eifrig mitklatsch­ende Publikum. Ilja Martin singt eingängige Ohrwürmer und rundet mit „O Sole Mio“von Eduardo Di Capua und „La Donna é mobile“von Giuseppe Verdi seinen bunten Melodienst­rauß ab.

Das Programm wechselt unterhalts­am zwischen leichter und klassische­r Musik, zwischen Lieblingsl­iedern und eher unbekannte­n musikalisc­hen Schätzen. Kevin Pabst und Ilja Martin moderieren den Abend, der inklusive Pause über drei Stunden dauert – und schwärmen von Paul Potts, der ein unglaublic­h lieber Kollege und großartige­r Sänger sei – und vor allem trinkfest. Und als Paul Potts zum Schluss seine Siegerarie „Nessun Dorma“, die er immer noch sehr liebe, singt, gibt es kein Halten mehr. Ein Begeisteru­ngssturm bricht aus. Das Publikum steht auf und applaudier­t. Bravo-Rufe ertönen. Ebenso, als alle Künstler sich mit „Time To Say Goodbye“von Lucio Quarantott­o und Francesco Sartori von der Bühne verabschie­den. Nach der Show geben die Künstler eine ausgiebige Autogramms­tunde, schwatzen vergnügt mit ihrem Publikum und freuen sich sichtlich über das viele Lob, das sie zu hören bekommen.

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 ?? FOTO: SUSI DONNER ?? Im vorweihnac­htlichen Bühnenbild in der Lindauer Inselhalle konzertier­en (von links) am Piano der musikalisc­he Direktor Florian Schäfer, an der Violine Eliza Boxleitner, an der Trompete der virtuose Kevin Pabst, Startenor Paul Potts, die österreich­ischen Sopranisti­n Eva Lind und llja Martin von den Jungen Tenören.
FOTO: SUSI DONNER Im vorweihnac­htlichen Bühnenbild in der Lindauer Inselhalle konzertier­en (von links) am Piano der musikalisc­he Direktor Florian Schäfer, an der Violine Eliza Boxleitner, an der Trompete der virtuose Kevin Pabst, Startenor Paul Potts, die österreich­ischen Sopranisti­n Eva Lind und llja Martin von den Jungen Tenören.

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