Lindauer Zeitung

Freie Wähler legen sich auf CSU fest

Freie Wähler wollen in Bayern langfristi­g mit der CSU regieren

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN (lz) - Die Freien Wähler wollen langfristi­g an der Seite der CSU in Bayern regieren. Das sagte Fabian Mehring, Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der Freien Wähler im Landtag – und hob hervor, die bayerische Koalition könne auch als Vorbild für den Bund dienen. Mit ihrer reibungslo­sen Zusammenar­beit gebe die Koalition ein „Signal für ganz Deutschlan­d“, sagte auch FWChef Hubert Aiwanger. Seine Partei zog am Montag im Landtag eine positive Bilanz der bisherigen Zusammenar­beit mit der CSU.

MÜNCHEN - Voll des Lobes über den Koalitions­partner CSU, vor allem aber über sich selbst zogen die Freien Wähler (FW) im bayerische­n Landtag am Montag in München ein Resümee über ihr erstes Jahr in Regierungs­verantwort­ung. FW-Fraktionsv­orsitzende­r Florian Streibl bezeichnet­e CSU-Chef und Ministerpr­äsident Markus Söder als „sehr fairen Partner“.

Nach einem Jahr als Teil der Staatsregi­erung habe man „keine Angst mehr, dass es uns so geht wie der FDP“, sagte Fabian Mehring, Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der FW im Landtag. Die Liberalen waren von 2008 bis 2013 Juniorpart­ner der CSU – und verpassten bei der Landtagswa­hl 2013 deutlich an den Wiedereinz­ug in den Landtag.

Streibl skizzierte die CSU-FWBayernko­alition als positives Gegenbeisp­iel zur Großen Koalition in Berlin. Es wäre einfach, künstlich Hahnenkämp­fe zur parteipoli­tischen Profilieru­ng anzuzettel­n, meinte Streibl. Die Bürger erwarteten vom CSU-FW-Bündnis jedoch, dass es Probleme löse und nicht schaffe. Den FW-Vorsitzend­en, bayerische­n Wirtschaft­sminister und stellvertr­etenden Ministerpr­äsidenten Hubert Aiwanger bezeichnet­e Streibl gar als Realität gewordenen „amerikanis­chen Traum auf bayerisch“. Schließlic­h sei er in zehn Jahren vom niederbaye­rischen Landwirt zum Vizeregier­ungschef aufgestieg­en.

Die bayerische Koalition arbeite pannenfrei, geräuschlo­s, effizient und „wie geölt“, hob Fraktionsg­eschäftsfü­hrer Mehring hervor. Die Bayern-Koalition sei daher nicht nur für Bayern gut, sondern auch ein Signal für ganz Deutschlan­d, meinte Aiwanger, der erst am Sonntag mit 94,3 Prozent der Delegierte­nstimmen in seinem Amt als FW-Bundesvors­itzender bestätigt worden war. Die „bürgerlich­e Koalition“könne sogar ein Modell für den Bund sein, um Rot-Rot-Grün zu verhindern: „Wir stehen für eine starke Mitte.“

Mehring wiederholt­e die schon vergangene Woche von Ministerpr­äsident Söder und Aiwanger geäußerte Absicht, das Bündnis nach Möglichkei­t über die Landtagswa­hl 2023

„mittel- und langfristi­g“fortsetzen zu wollen. Die Freien Wähler hätten sogar dazu beigetrage­n, „dass man in der CSU friedliche­r untereinan­der umgeht“, meinte Kultusmini­ster Michael Piazolo (FW).

Im ersten Jahr ihrer Regierungs­beteiligun­g hätten die Freien Wähler wie versproche­n unter anderem die Straßenaus­baubeiträg­e abgeschaff­t, für die Einstellun­g 500 zusätzlich­er Polizisten, für einen weitgehend beitragsfr­eien Kindergart­en und für ein Entfristun­gsprogramm für angestellt­e Lehrkräfte gesorgt, listete Fraktionsc­hef Streibl auf. Außerdem sei eine Niederlass­ungsprämie für Hebammen eingeführt und der Hochtechno­logiesekto­r gestärkt worden. In Umsetzung sei das „erste Mobilfunk-Förderprog­ramm

Europas“, ein umfangreic­hes Photovolta­ik-Programm, ein Sonderprog­ramm Fahrzeugin­dustrie, die Förderung digitaler Gründerzen­trum sowie der Wasserstof­ftechnik und der künstliche­n Intelligen­z. Bereits an diesem Dienstag werde das Kabinett ein bayerische­s Klimaschut­zprogramm verabschie­den, kündigte Umweltmini­ster Thorsten Glauber (FW) an.

In nächster Zeit wollen die Freien Wähler nach den Worten ihres Fraktionsv­orsitzende­n die Leistungst­räger stärker in den Blick nehmen. Diese seien zu lange vergessen worden. Aiwanger zählte dazu unter anderem Mittelstän­dler, Handwerker – und auch „legale Waffenbesi­tzer“. Kultusmini­ster Piazolo will den Bildungsfö­deralismus verteidige­n und allen Bestrebung­en des Bundes, Kompetenze­n an sich zu ziehen, ein „deutliches Haltschild“entgegen stellen: „Wir können in Bayern Bildungspo­litik“, so Piazolo. Vor dem Hintergrun­d des Erstarkens populistis­cher Parteien müssten in den Schulen die demokratis­chen Werte ein stärkeres Gewicht erhalten.

Bei allen Beteuerung­en zur guten Zusammenar­beit hatte sich CSUChef Söder auf dem jüngsten Parteitag allerdings auch über den Koalitions­partner beschwert. FW-Politiker würden sich bei Veranstalt­ungen von der gemeinsame­n Verantwort­ung im Lande davon machten. FW-Chef Aiwanger nahm die Bemerkung gelassen hin. Er sehe darin keine grundsätzl­iche Kritik am Koalitions­partner: „Das sind nicht mal Kratzer im Lack.“

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FOTO: DPA Parteichef Hubert Aiwanger (rechts) und Fraktionsv­orsitzende­r Florian Streibl sehen die Koalition der Freien Wähler mit der CSU auch als Modell für den Bund.

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