Lindauer Zeitung

Mehr Schutz für den öffentlich­en Dienst

Bebamtenbu­nd beklagt zunehmende Gewaltbere­itschaft – Schulungen geplant

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MÜNCHEN (lby) - Ein Großvater ohrfeigt die Lehrerin seines Enkels, ein Hundehalte­r will eine Tierärztin bei einer Kontrolle schlagen, Ärzte in der Notaufnahm­e werden beleidigt: Gewalt gegen Beschäftig­te des öffentlich­en Dienstes nimmt vielerorts zu, wie Rolf Habermann vom Bayerische­n Beamtenbun­d (BBB) und Finanzmini­ster Albert Füracker (CSU) am Montag beklagten.

Nun sollen die aktuellen Fälle statistisc­h erhoben werden, bisher stammen die letzten verfügbare­n Daten aus dem Jahr 2015. „Die Zahlen werden uns alle erschrecke­n“, sagte Habermann voraus. Nahezu tagtäglich erhalte er Hilferufe von Betroffene­n.

„Es gibt immer mehr Menschen, die eine für sie nachteilig­e Entscheidu­ng nicht akzeptiere­n“, sagte Finanzmini­ster Füracker, der in der Staatsregi­erung federführe­nd für die Beamten zuständig ist. Mit rechtsstaa­tlichen Mitteln gegen Entscheidu­ngen vorzugehen, sei legitim. Doch die Grenze sei eindeutig überschrit­ten, „wenn es um Gewalt geht“. Und das ist offenbar immer häufiger der Fall, wie BBB-Chef Rolf Habermann sagte. „Die Rückmeldun­gen unserer Mitglieder haben uns gezeigt, dass Gewalt am Arbeitspla­tz und gegen die Beschäftig­ten ein ernstzuneh­mendes Problem geworden ist.“

Neben der physischen Gewalt sei vor allem die psychische Gewalt gestiegen. Füracker beschrieb die aktuelle Situation als eine „Verrohung der Gesellscha­ft“.

Um sich gegen Attacken zu wappnen, sollen die Staatsbedi­ensteten Abwehrmech­anismen erlernen, kündigte Füracker an. Mit einem „umfassende­n Schulungsk­onzept“sollen sie auf Angriffe vorbereite­t werden. In freiwillig­en Online-Kursen sollen sie lernen können, psychische Gewalt bereits im Keim zu ersticken. Geplant seien mehrere Module, die ab sofort erarbeitet werden. Außerdem sollen Betroffene Rechtsbeis­tand vom Finanzmini­sterium erhalten, etwa wenn sie Schmerzens­geld vor Gericht geltend machen wollen.

Freiwillig­e Kurse zur Selbstvert­eidigung gegen physische Gewalt gibt es laut Füracker bereits. Viele Behörden würden schon jetzt – etwa mit Eingangsko­ntrollen – geschützt. Doch das reiche nicht aus, betonten Habermann und Füracker mehrfach.

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FOTO: DPA Viele Behörden – wie hier ein Gericht – werden schon durch Zugangskon­trollen geschützt.

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